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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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wie ich es sich leisten konnte. Zunächst einmal war es ein Einzelzimmer und es gab genug Platz für ein Bett und einen Besucherstuhl. Die Wände und der Boden waren strahlend weiß. Beides roch nach Desinfektionsmittel. Das Fenster stand offen, aber von meinem Bett aus konnte ich nur Baumwipfel sehen.
    Ich hatte das Ende des Krieges in verschiedenen Militärkrankenhäusern in Kuwait, Deutschland, Korea und den Vereinigten Staaten verbracht. Ich bekam die Welt zu sehen, aber sie sah immer aus wie dieses Zimmer hier. Damals hatte es etwa fünfzig von uns gegeben, die Symptome zeigten. Man isolierte uns voneinander und so sah ich die anderen nie. Wir waren eine nette Abwechslung für die Armeeärzte; ein Kuriosum, das studiert wurde wie eine von viktorianischen Archäologen gestohlene Mumie. Wenn der Neuheitswert verblasst war, schickte man uns in ein anderes Krankenhaus, wo wir jemandes anderen Problem sein würden. Schließlich wurden wir beim Veteranenministerium ausgekippt, wo jemand den Fehler machte, sich für uns zu interessieren.
    Meine große Genesungstournee hatte mehr bewirkt, als mich zu einem unfreiwilligen Experten für Krankenhausessen zu machen. Das Erste, was ich tat, als ich aufgewacht war, war, die Geräte um mich herum zu begutachten. Ein |140| Tropf, durch den nicht gerade Morphium lief, war die medizinische Version von Innendekoration und konnte ignoriert werden. Ein Herzfrequenzmessgerät war ein Grund zur Sorge, ein Beatmungsgerät konnte einem richtig Angst machen. Ein Defibrillator in unmittelbarer Reichweite war ein weit schlimmeres Omen für die eigenen Überlebenschancen als jedes Menetekel eines wahrsagenden Landstreichers.
    Meine persönliche Nemesis war das EE G-Gerät . Es stand immer da, egal in welches Krankenhaus es mich diese Woche auch verschlagen hatte. Von den Elektroden juckte mir die Kopfhaut, selbst als sie direkt auf mein Gehirn implantiert wurden. Das Einzige, worin meine vielen Ärzte je übereingestimmt hatten, war, dass meine Krankheit neurologisch bedingt war. In der Hoffnung, die Signale meines Gehirns wie verschlüsselte Nachrichten knacken zu können, hielten sie mich ans EEG gefesselt. Selbst wenn das Gerät ausgeschaltet war, hatte ich das Gefühl, es warte nur darauf, dass ich einen Anfall bekam. Dann hätte es seinen Freudentag und könnte mit präzisen Linien die Schlacht in meinem Schädel aufzeichnen.
    In diesem Zimmer war das einzige Gerät ein Fernseher, was mich mehr beruhigte, als jeder Arzt es gekonnt hätte. Ich setzte mich auf und musste einen Schrei unterdrücken. Meine Brust tat weh und das Atmen machte es schlimmer.
    Auf dem Nachttisch lag mein Handy, auf dem eine Nachricht wartete. Sie kam von Faye, die in Kontakt bleiben wollte, falls ich irgendetwas Neues gefunden hätte. Sie versuchte, locker zu klingen, aber ich hörte die Bitte laut und deutlich heraus. Ich hatte ohnehin vorgehabt, sie anzurufen; Faye sollte erfahren, dass ich ein paar Tage Zwangsurlaub einlegen musste.
    Sie nahm beim ersten Läuten ab. »Felix?«
    »Hi.« Ich hustete und musste den Schmerz hinunterschlucken.
    |141| »Felix, ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Nicht wirklich. Ich bin im Krankenhaus.«
    »Mein Gott, was ist passiert?«
    »Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort«, sagte ich. »Es hat nichts mit Isaac zu tun, sondern war einfach nur Pech.«
    »Kommen Sie wieder in Ordnung?«, fragte Faye. Sie wirkte ehrlich besorgt um mich, es ging ihr nicht nur darum, dass die Nachforschungen sich verzögern würden. Das brachte mich aus dem Gleichgewicht, aber nur einen Moment lang.
    Benny machte die Tür auf und trat ein. Ich erhaschte einen Blick auf den Krankenhausflur und den Mann in der Uniform der New Yorker Polizei, der vor meinem Zimmer auf einem Stuhl saß.
    »Hören Sie zu, ich muss Schluss machen. Ich brauche ein paar Tage, um gesund zu werden«, sagte ich. »Die werde ich Ihnen nicht in Rechnung stellen.« Bevor sie etwas erwidern konnte, murmelte ich einen Abschiedsgruß und legte auf.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Benny.
    »Es ist mir schon mal besser gegangen«, antwortete ich. »Was ist mit dem Cop, der da draußen sitzt?«
    »Eine kleine Vorsichtsmaßnahme, der stellvertretende Direktor besteht darauf. Außerdem weiß ich ja, was du von Krankenhäusern hältst, und dachte, du versuchst sonst auszureißen, sobald du einen Fuß vor den anderen setzen kannst.«
    Benny zog das andere Möbelstück des Raums, einen abgenutzten Kunststoffstuhl, an mein Bett.

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