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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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eindeutig in eine Einbruchsserie passt, die selbst höhere Dienststellen beunruhigt.« Der Beamte war äußerst nervös. Ständig beobachtete er Enno. Erst jetzt sah ich, dass er seine Schreibtischschublade halb herausgezogen hatte, und ich blickte überrascht auf die entsicherte Pistole, die dort griffbereit lag.
    Angesichts der Vorsichtsmaßnahme des Kommissars spürte ich das Drängen in mir, endlich Klarheit darüber zu bekommen, weshalb mein Schüler mich angefordert hatte.
    »Enno«, sagte ich, und mein Hals war trocken, als ich fortfuhr, »du hast mich angerufen. Jetzt bin ich hier!«
    Ennos Gesicht begann leicht zu zucken. Hoffnungslosigkeit lag in seinen Augen. Seine Arme blieben ohne Bewegung.
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen, Herr Oberstudienrat. Aber ohne den da!«, sagte er, dabei veränderte er seine schlaffe Sitzhaltung nicht.
    Kommissar Feenwegen schaltete sich ein. »Junger Mann, Sie befinden sich bei der Polizei und nicht in Ihrer Schule! Hier gibt es keine Zwiegespräche!«
    Ich sagte: »Enno, was ist passiert?«
    Mein Schüler verzog keine Miene. Fast als schliefe er, sagte er: »Ich muss etwas loswerden, was für Elke bestimmt ist. Das kann ich im Beisein des Bullen nicht aussprechen.«
    Das Wort Bulle traf mich wie ein Keulenhieb. Enno war nie in der politischen Szene unseres Gymnasiums aktiv aufgefallen.
    Ich wandte mich an den Kommissar. »Herr Feenwegen, ist es gestattet? Kann ich meinen Schüler, für den ich fast bürgen möchte, unter vier Augen sprechen?«
    Feenwegen warf mir einen verächtlichen Blick zu.
    Ist es wegen meiner Jacke?, dachte ich, und mir fiel ein, dass meine seit Langem ungewaschenen Jeans dazu beitrugen, mich als Polizeigegner einzustufen. Ich ging sonst nicht so gekleidet in die Schule. Ennos Notruf hatte mich in dieser Aufmachung erreicht.
    »Nein!«, sagte der Kommissar fest. »Was Herr Warfenknecht mit Ihnen hier bespricht, kann er später jederzeit widerrufen«, stellte er klar. Sein Blick traf mich vorwurfsvoll und misstrauisch, und er und ich fuhren erschrocken zusammen, als Enno mit angespannten Muskeln den Sprung vom Stuhl über den Schreibtisch vollzog, in die geöffnete Schublade griff und die Pistole in seiner starren Hand hielt.
    Ich sah, wie sich der hochgewachsene Kommissar langsam erhob und gebeugt wie ein Ringer zurückwich. In Ennos Augen glühte für Sekunden ein Feuer auf. Triumphierend hob er die Waffe etwas an.
    Ich wusste nicht, was hier gespielt wurde. Enno war für mich nicht mehr mein Schüler, der mir mit seiner hübschen Freundin Blumen zum Geburtstag gebracht hatte. Er war durchgeknallt! Und mich wollte er sprechen, ohne den Kommissar.
    Ich empfand deshalb keine Angst, als ich auf die Pistole blickte, die er auf den Kommissar gerichtet hielt. Dennoch zuckte ich zusammen und spürte, wie das Blut kribbelnd in mein Herz schoss, als Enno hart in einem Ton sprach, den ich von ihm nicht kannte.
    »Verschwinden Sie! Sonst erschieße ich Sie! Ich will mit meinem Lehrer sprechen!«
    Feenwegen befand sich auf der Flucht. Er näherte sich mit erhobenen Händen der Tür. Ich vernahm die Geräusche seiner Schritte, als er über den Flur davon hastete.
    »Herr Beruto«, sagte Enno und sein ausgemergeltes Gesicht wurde ganz traurig. Er hatte die Dienstwaffe des Kommissars sinken lassen. »Sie sind ein prima Kumpel und dennoch blind. Ich möchte, dass Sie Elke sagen, dass alles, was auch geschehen wird, meine Pflicht war! Haben Sie zugehört?«
    »Ja«, sagte ich und mir kam die Situation unheimlich vor. Warum ist er ausgeflippt?, fragte ich mich und fand keine Erklärung für die mich plötzlich überfallende Angst.
    Ich hörte Schritte. Die Tür sprang auf, und Elke stand im Dienstzimmer. Bleich in Jeans und Stiefeln, unfähig sich zu bewegen, starrte sie entsetzt auf ihren Freund, in dessen Hand die Pistole lag. Sie hatte mich nicht wahrgenommen, als sie langsam ihre kleinen Schritte in das Zimmer setzte, so als wolle sie eine Entscheidung herbeiführen. Ihre Lippen waren blass.
    »Enno!«, schluchzte sie und näherte sich ihrem Freund. Erstarrt stand ich fast zwischen ihnen. Elke streckte die Arme vor. Sie schien ihre Welt verlassen zu haben. Nur noch der dunkle Punkt der Pistolenmündung schien sie magisch anzuziehen. Wie eine Nachtwandlerin schritt sie Enno entgegen.
    Ich erstarrte, als ich in Ennos Gesicht sah. Seine Entschlossenheit ließ mein Blut gefrieren, und ich gab für Elkes und mein Leben keinen Pfifferling mehr. Ich dachte an Erika und

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