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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Mann noch zugemutet werden, fragte ich mich, als der Botschaftssekretär mich abholte.
    Ich legte Pekkeni die Hand auf die Schulter, drückte ihn an mich, wie ich das aus den Berichten des Fernsehens kannte, wenn sich Leute des Ostens voneinander verabschiedeten, und winkte Paronen zu.
    Das Jaulen der Polizeisirene – die Finnen kennen nicht den hektischen Dreiklang des Martinshorns – drang von draußen ins Botschaftsgebäude. Ein Polizist brachte mich zum wartenden Wagen. Im Heck saßen Wevers und Schulenburg. Sie hatten hochrote Köpfe. Ich stieg vorne ein.
    Mit Blaulicht raste unser Wagen durch den dichten Nachmittagsverkehr. Fußgänger sprangen zur Seite, als wir die Ampel trotz Rotlicht nahmen. Der Fahrer drosch das Auto mit Höchstgeschwindigkeit über die Schnellstraße dem Flugplatz entgegen. Oft half nur ein mit quietschenden Reifen durchgeführter Slalom an verwirrten Fahrern vorbei, die uns entsetzt nachblickten. In der Hoffnung, der Lösung meiner Sorgen entgegenzufahren, saß ich gefasst neben dem Fahrer, der manches Risiko einging. Die letzten Hochhäuser flogen vorbei. Wir näherten uns dem Flugplatz.
    Die sonst verschlossenen Tore waren offen. Das Gelände um uns herum war abgesperrt. Polizisten auf schnellen Krädern hatten uns den Rest der Strecke freigehalten. Ich blickte auf die vielen Flugzeuge der internationalen Gesellschaften, die um die Gebäude verstreut standen.
    Unser Polizei-Saab stoppte mit quietschenden Reifen vor einer zweistrahligen Maschine. An der Gangway standen Männer in schockfarbenen Overalls. Eine Stewardess winkte uns zu, als wir das Auto verließen. Hinter mir verschloss sie die Tür. Die Düsen sangen, heulten auf, und als ich mich in einen Sessel fallen ließ, raste das außer der Besatzung nur mit Wevers, Schulenburg und mir besetzte Flugzeug bereits über die Piste.
    Auf den Wink der Stewardess hin schnallte ich mich an. Ich blickte fasziniert auf das herrliche Panorama dieser Stadt. Ich suchte nach den Türmen der Kirchen, fand den Hügel, auf dem die Botschaft lag, und wollte nicht an Elke denken, deren verstorbene Hülle irgendwo dort unten in dem Meer der Häuser in einem Sarg lag, vor den bald sich Mediziner stellen würden, um sie zu sezieren, um Hinweise für ihren Tod zu finden.
    Unser Golf stand am See, nicht weit entfernt der russischen Grenze. Im Ferienhaus, vor Holzverkleidung und totem Kamin, verbargen Schubladen Elkes Höschen, ihre BHs und meine Wäsche. Die Blockhütte blickte auf den paradiesischen See, auf dem Wasserflöhe und andere Insekten den Kampf ums Überleben führten und an dessen Ufer ich nur kurz Adam und Elke für ein paar Atemschläge der Unendlichkeit Eva war.
    Kriminaldirektor Wevers wandte sich mir zu.
    »Wir müssen Dampf machen. Der Kanzler begleitet den auswärtigen Gast, und wir wissen nicht, wie weit unsere warnenden Informationen auf Gehör gestoßen sind. Bürokraten wollen abhaken, wollen Beweise, die wir momentan zu liefern nicht in der Lage sind. Täglich treffen bei uns Windeier ein. Um sie alle zu verfolgen, reicht unser Personal nicht aus. Sie kennen die Geschichte, in der der Hirt die Dörfler foppt, in dem er zu ihnen rennt und schreit, der Wolf wäre da. Mehrmals kommen sie vergeblich, um zu helfen. Dann ist der Wolf eines Tages tatsächlich in der Herde, und keiner macht sich mehr die Mühe, die Warnung zu überprüfen.«
    »Dann bin ich der Hirt«, sagte ich trocken.
    Wevers grinste. »Dann sind wir es beide«, sagte er, »denn ich habe den Hilferuf weitergegeben.«
    Ich war ohne Gepäck. Meine Tasche stand am Tisch im Zimmer der deutschen Botschaft. Wevers und Schulenburg unternahmen eine Reise gegen die sich schnell drehenden Uhrzeiger. Sie hatten mich nicht in ihre Pläne eingeweiht, über die sie sich pausenlos unterhielten. Ich hatte keine Vorstellung, welche Rolle ich im weiteren Verlauf der Aktion übernehmen sollte.
    Das gleichmäßige Dröhnen des Flugzeuges beruhigte mich und machte mich schläfrig. Durch die Fensterluken sah ich unter mir vereinzelte Wattewölkchen, die schuldlos davontrieben. Sie erinnerten mich an mein totes Töchterchen, und selbst die unter uns blau schimmernde Ostsee wurde von meiner wehleidigen Fantasie zur Badewanne, in die ich Anja zum Plantschen legte. Aus der Plastikwanne wurde unser Boot, und ich sah Erika vor mir. Sie lag nackt auf den Planken. Ihr schöner Körper lag bereit, verführerisch für den Schritt ins Vergessen. Wie eine Sommerblume, die Schönheit und Farbigkeit

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