Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman
für den sich nähernden Rüssel der Biene entfaltet.
15
Träumend tauchte ich ein in den Rhythmus von Geburt, Leben und Tod und wusste, dass wir, die leben, weiter vom Paradies entfernt sind als die, die wir beweinen. Ich spürte den Salzgehalt meiner Tränen auf den Lippen. Sie schmeckten wie das Wasser der Ostsee. Früher hatte ich Angst vor dem Fliegen. Jetzt wäre mir ein Sturz aus unserer Höhe in die Flut gleichgültig gewesen.
Die Stewardess reichte mir Kaffee. »Sie können den Gurt ablegen und rauchen«, sagte sie. Ihr Lächeln war ehrlich.
Ich trank den Kaffee und dachte an meine weitere Existenz, während Schulenburg und Wevers von Alternativen sprachen und mich vergessen hatten. Ich hatte das Gefühl, als würde ich nicht nur nach Deutschland eingeflogen, sondern als wäre mein Leben, mein Erdensein nur ein Besuch, um irgendwelche Aufträge auszuführen. Meine philosophischen Gedanken trieben mich weit weg von dem, was um mich herum vorging. Erst die Stewardess, die mich mit zarter Stimme bat, den Gurt umzulegen, brachte mich zurück auf den Boden der Tatsachen, während das Flugzeug über Bremen zur Landung ansetzte.
Unter mir wurde das Land grün, die Weser zog sich wie ein dunkles Band durch das weite Wiesenland. Die Landung war perfekt.
Ich warf der freundlichen Stewardess einen dankenden Blick zu und folgte den Kriminaldirektoren auf die Gangway. Ein lauer Wind schlug uns entgegen. Über uns brauten sich schwarze Wolken zusammen. Über Bremen zog ein Gewitter auf.
Unsere Maschine stand auf einem abgelegenen Rollfeld. Das entfernte Flughafengebäude wirkte flach und klein.
Wevers und Schulenburg hasteten die Treppenstufen nach unten und eilten einem Bully entgegen. Der schnauzbärtige Fahrer, lässig in Jeans und Lederjacke, hielt die Seitentür auf und winkte uns zu. Zu meiner Überraschung las ich den Schwarz auf Rot sitzenden Werbezug »Landesvermessungsamt«. Der Fahrer warf hinter mir die Tür zu.
Unauffällig setzte sich ein Polizeipassat vor uns auf die Fahrbahn und bestimmte Richtung und Geschwindigkeit.
»Das läuft hervorragend an«, sagte Schulenburg, schaute auf die Uhr und fuhr fort: »Wir haben noch eine Zeitreserve.«
Unser Fahrzeug mit dem neutralen Schriftzug erregte keinen Verdacht, und durch die Scheiben sah ich, dass wir hinter dem Passat der Autobahn nach Oldenburg entgegenfuhren.
Die Kriminaldirektoren schwiegen. Mich wunderte, dass sie mich immer noch nicht in ihre Pläne eingeweiht hatten.
»Wollen wir vier die Kanone im Donnermoor suchen und unschädlich machen?«, fragte ich, um wenigstens einige Hinweise zu erfahren.
Wevers grinste. »Herr Beruto, wir sind nicht allein. Wir werden Helfer haben, nur ohne Ihre Ortskenntnisse sind wir aufgeschmissen.«
In Delmenhorst staute sich der Verkehr. Die Betriebe hatten Feierabend, und ich wusste nicht genau, ob es Freitag war, weil gerade am Wochenende das Verkehrsaufkommen besonders hoch ist, hauptsächlich resultierend aus den Heimfahrten der Bundeswehrsoldaten, die mit ihrem Urlaubsschein die schnelle Heimfahrt wählen.
Der Polizeipassat vor uns schaltete das Blaulicht an und ließ sein Martinshorn aufheulen. Unser Bully folgte ihm unmittelbar.
Das schwedische Großmöbelhaus flog vorbei. Seitlich standen die Autos mit rot blinkenden Bremslichtern.
Wir erreichten die Auffahrt zur weiterführenden Autobahn. Es war eine Fahrt gegen die Zeit. Kurz vor Oldenburg entlud sich ein Gewitter. Blitze zuckten am Himmel und Regen platzte auf die Fahrbahn.
Wir fuhren einer immer weiter werdenden grünen Landschaft, die nur selten von kleinen Dörfern aufgelockert wurde, entgegen. Ganz langsam dunkelte sich der Abend ein. Ich las die blauen Hinweisschilder Rastede, Varel, Sande und musste mich zusammenreißen, um vor den Kriminaldirektoren, die, offensichtlich fasziniert von der ihnen unbekannten Landschaft, neugierig nach draußen schauten.
Zu stark war die Beziehung zwischen meiner Erinnerung an Elke und ihrer Heimat. Wir waren von hier aus mit unserem Golf in unseren Urlaub gefahren. Glücklich, naiv und unbekümmert. Ich hatte ein neues Glück gesucht, nachdem ich Erika und Anja verloren hatte. Elke versuchte Enno zu vergessen, um mit mir einen Neuanfang zu suchen.
Nun saß ich in einem Polizeifahrzeug, und es war nicht der Gedanke der Rache, der mich aufrecht hielt, nein es war vielmehr die ernste Sorge um diesen Staat, auf dessen erarbeitete Demokratie ich bisher stolz sein konnte.
Kurz vor Jadingen bogen wir ab. Ich
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