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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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schloss die Augen für eine Zeit lang und dachte wehmütig an Elke zurück. Ein Düsenjäger der Bundeswehr flog mit ohrenbetäubendem Lärm über die flachen Wiesen. Ich sah, wie sich der Kampfjet über Jever in die Kurve legte.
    Der Polizeipassat scherte aus, er verschwand über eine Nebenstrecke in das weite grüne Hinterland.
    Ich hatte viel und lange nachgedacht, im Übermaß nach Zusammenhängen gesucht. Es gelang mir nicht, die Stunden auszurechnen, während denen mein Körper mit nur wenigen Erholungsphasen durchgehalten hatte.
    Als unser Bully in Upplewarf über die breite Dorfstraße rollte, fühlte ich mich flau. Im Dorfkrug brannte bereits Licht. Die Außenreklame war eingeschaltet.
    »So, Herr Beruto, zeigen Sie uns bitte den Weg zu der Scheune«, sagte Kriminaldirektor Wevers. Er blickte auf seine Uhr. »Wir sind gut in der Zeit.«
    Ich lehnte mich über die Sitzbank und gab dem Fahrer die notwendigen Hinweise.
    Seitlich des mit Betonsteinen belegten Weges standen abgestellte Autos. Der Fahrer parkte den Bully neben einem Mähdrescher. Ich hatte ihm den Platz angewiesen, weil auch ich hier meinen Golf abgestellt und versteckt hatte, als ich mit Hartwig auf der Lauer gesessen hatte.
    Wir stiegen aus. Ich blickte über das weite Moor. Nebeldämpfe schwebten als zarte Grauschleier vor dem sich eindunkelnden Horizont.
    »Wir können«, sagte der schnauzbärtige Fahrer, der bisher geschwiegen hatte, und drückte die Tasten eines Funkgeräts. In verschlüsselten Sätzen meldete er unsere Ankunft und richtete seinen Blick auf das Anwesen des Grafen von Birkenhain.
    Die Gebäude des Guts lagen verträumt unter matten Abendwolken, und ich dachte erneut an meine Unfähigkeit, die Natur in Bildern zu gestalten, meine Seele mit Farben und Pinsel sprechen zu lassen. Die nicht enden wollende Fläche des bräunlich-schwarzen Moors, die rissigen Nebelschwaden, das entfernte Licht vor den Gebäuden des Grafen mit den Schatten der Bäume des Parks hätte anknüpfen können an Worpsweder Kunst.
    Ich dachte an die Alten beim Bittgang vor der buckeligen Kirche, an Ennos Schwester, die mit dickem Bauch und durchgedrücktem Rücken vor dem Grab gestanden hatte, und an den Kapitän, der die Netze mit der Spindel unter dem wolkigen Himmel mit segelnden Möwen geflickt hatte.
    Meinen entrückten Frieden unterbrachen abrupt Männer in grünlich-braunen Kampfanzügen. Lautlos waren sie aus dem Hintergrund der Scheune zu uns getreten. Ihre Gesichter waren geschwärzt, auf ihren Rücken trugen sie Schnellfeuergewehre.
    »Los, Beruto«, sagte Kriminaldirektor Schulenburg.
    Mir blieb keine Zeit, um Überlegungen anzustellen. Ich schlich gebückt auf den Moorweg. Der Boden unter meinen Füßen war wässrig. Mein Blick war nur geradeaus gerichtet, und ich vergaß meine Angst vor den Schlangen.
    Eine unheimliche Stille lag über dem Donnermoor, durch die nur die Marschgeräusche der Männer hinter mir drangen. Das Gehen im blubbernden Brei strengte mich an. Schwer atmend schaute ich über das weite trostlose abgestandene Hochmoor, über dem die Nebelschleier tanzten.
    Als ich die Gabelung des Weges erreicht hatte, trat ich zur Seite und wies in die durch das Kreuz auf der Karte markierte Richtung.
    Der Gruppenführer nickte. In seinem eingeschwärzten Gesicht bemerkte ich keine Regung. Er fragte leise: »Hier endet der Weg?«
    »Ja«, flüsterte ich.
    Er langte nach einem Klappspaten und grub im suppigen Boden, und ich beobachtete, wie der Griff des Spatens immer tiefer im weichen Grund verschwand. Die Männer hinter ihm standen gebückt in einer Reihe, bewegungslos, ohne Geräusche, als gehörten sie zum Moor.
    Ich hörte, wie der Spaten hart auf Widerstand stieß. Der Gruppenführer stand bis zu seinen Stiefeln im sumpfigen Brei. Er winkte mich näher zu sich, nahm meine Hand und führte sie nach unten.
    Ich fühlte die kühlende Wirkung des Morastes und umfasste mit meinen Fingern eine Holzbohle.
    Also doch, dachte ich und freute mich, denn das unter den weichen Schichten liegende Holzbrett stellte den Anfang eines geheimen Zugangs ins Donnermoor dar und lüftete ein wenig den Schleier seiner Geheimnisse.
    Der Leiter des Sondertrupps flüsterte seinem Hintermann einen Befehl zu. Zwei Männer der Kampftruppe erschienen mit Sonden und setzten sich an die Spitze.
    Ich wartete, bis die Männer an mir vorbeimarschiert waren, dann folgte ich ihnen.
    Wir kamen nur langsam voran, denn der Geheimweg ins Innere des Donnermoors verlief nicht

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