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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gradlinig, um auf kürzeste Distanz ein Ziel zu finden. Die Erbauer hatten Irrwege eingebaut, und wehe dem Optimisten, der sich an den harten Untergrund gewöhnt hatte, wenn er eine Planke verfehlte. Er war dann hoffnungslos verloren.
    Gelegentliche Vertorfungen erleichterten das Gehen, doch im teuflischen Zickzackkurs lagen die rettenden Holzbretter etwa dreißig bis vierzig Zentimeter unter der breiigen, blubbernden Moorbrühe.
    Aber nicht nur das Gehen kostete Kraft. Von Tempo konnte keine Rede sein, da der Spezialtrupp des Bundeskriminalamtes jedes unnötige Geräusch zu vermeiden versuchte.
    Rund um uns konnten wir kein Ziel vor dem dunklen Horizont ausmachen. Im Gegenteil, die Nebelbänke wurden oft so dicht, dass unsere Augen sie nicht durchdringen konnten.
    Hatten die Selbstmörder hier ihre Kräfte gestählt? Hatten sie sich in ihrer krankhaften Verirrung der Mühe unterzogen und dieses Teufelswerk in das unwegsame Donnermoor gebaut? Würde am Ende dieses Zickzackkurses die Antwort zu finden sein, weshalb sie ihr junges Leben von sich geworfen hatten? Wer waren die Verführer, die die Jungen mit ihren schändlichen, verbohrten Ideologien zu dieser erschütternden Selbstlosigkeit getrieben hatten?
    Ich bemühte mich, Schritt zu halten, und obwohl es sommerlich warm war, fühlte ich die Kühle des sumpfigen Bodens an Füßen und Beinen, der mir wie Wadenwickel den Schweiß nahm.
    Waren wir seit Stunden unterwegs? Wie viele waren es?
    Ich wusste es nicht. Verbissen kannte ich nur ein Ziel, nämlich die totale Entschleierung des Geheimnisses des Donnermoors. Es hielt mich aufrecht. Vergessen war Finnland. Ich dachte nicht an Elke. Das Waten durch das nicht enden wollende sumpfige Moor war das Einzige, was mein Gehirn beschäftigte.
    Vor meinen Augen tanzten Nebelschwaden, die kleinen Schäfchenwolken glichen. Gelegentlich schaute ich mich um. Das Bild blieb. Von dem Birkenhainschen Anwesen war nichts mehr zu sehen.
    Plötzlich standen die Männer vor mir. Auch ich verharrte. Die Stille war unheimlich. Dann sah ich, wie die Polizisten gebückt wie in Zeitlupe ihre Füße in das Moor tauchten und sie behutsam heraushoben. Ihre Körper glichen Puppen, die einen Tanz im Schleier der Nebel vor schwarzem Hintergrund aufführten.
    Wir kamen nur wenige Meter voran. Endlich gelang es mir, an den Vorderleuten vorbeizublicken. So, als bliese ein sanfter Wind den Nebelvorhang weg, machte ich die Umrisse einer dunklen Landzunge aus.
    Der Zug kam erneut zum Stehen. Stimmen drangen zu mir. Nicht sonderlich laut, eher gehackt und dumpf.
    Plötzlich durchfuhr mich eine Wärme. Ich fühlte, wie das Blut in meine erkalteten Beine schoss, mich aufheizte und Schweißperlen auf meine Stirn trieb. Es waren Freude und Genugtuung, die mich erfasst hatten. Demnach hatte ich recht, dass das Kreuz auf der Zeichnung den vermuteten Gefahrenpunkt im Donnermoor markierte.
    Die Polizisten richteten ihre Nachtgläser auf die schwarze Wand.
    Ich folgte ihren Blicken und erkannte, nachdem sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, einen matten Streifen, der ins Moor ragte.
    Mein Vordermann drückte mich mit hartem Griff in die Knie. Wir krochen ein Stück des Weges durch den Sumpf. Ich war völlig untrainiert, spürte aber keine Schmerzen, den die Körperhaltung in der verkrampften Duckhaltung sonst hervorgerufen hätte. In meine Nase stieg der faulende Geruch aus den hinterlassenen Strudeln des zerstampften Breis. Meine Arme stützten meinen Körper ab, während meine Hände im teigigen Morast am Holzbrett Halt suchten.
    Es können dreißig Meter gewesen sein, die wir in einer Ewigkeit zurücklegten, vielleicht waren es mehr. Mir kam es vor, als robbten wir für Stunden dem dunklen Rand entgegen.
    Als die Spitze der Polizeitruppe auf dem vertorften Boden des Ufers bereits die Gewehre von den Schultern nahmen, kroch ich noch durch das sumpfige Moor.
    Ein mehrkehliges »Hurra!« erschreckte mich und verleitete mich zu einer Unaufmerksamkeit. Meine Hand verfehlte das Brett, und ich tauchte mit dem Oberkörper in die Oberfläche des Moores. Gleichzeitig vernahm ich das dumpfe Tuckern eines sich nahenden Hubschraubers.
    Weit entfernt näherte sich unter den grau-schwarzen Wolken ein Licht. Der Polizist vor mir hatte bereits auf dem festen mit Perlgras bewachsenen Torf hinter einigen Sträuchern Stellung bezogen.
    Der Hubschrauber schwebte uns entgegen. Ich spürte das Vibrieren der Luftschichten und fühlte, wie selbst das Moor, in dem ich noch

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