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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und ich bemerkte, dass der Kampf auch an seinen Kräften gezehrt hatte. »Es waren fünfzehn Terroristen«, sagte er. »Fünf von ihnen müssen in das Landeskrankenhaus geflogen werden. Vielleicht gibt es einige Beerdigungen.«
    Sein eingeschwärztes Gesicht war geprägt vom gelungenen Einsatz. Er rüttelte meine Schultern. »Was haben Sie, Mann?«, fragte er mich, denn ich kämpfte um mein Gleichgewicht. Meine Glieder waren wie unbeweglich. Meine Stimme war weg, mein Gesicht so käsig weiß, wie das der verführten und vielleicht noch heilbaren Männer der »Eins-Zwei-Bande«. Seine harte militärische Stimme drang entfernt an mein Ohr. »Kollege, ohne deine Mithilfe hätten wir die Flugabwehrkanone nie gefunden. Sie werden dir einen Orden verpassen.«
    Das Wort »Orden« versetzte mir einen tiefen Stich. Mir fiel mein Vakuumdirektor ein, und ich sammelte neue Kräfte.
    Ich hatte alles verloren! Mein Gang an die Gräber würde um die mir noch unbekannte Grabstätte von Elke erweitert werden.
    Das Frösteln verließ mich. Sicherlich würden Elkes Eltern ihre Tochter auf dem Warfenfriedhof vor der buckligen Kirche und dem offenen Glockenturm in ein Grab senken lassen, das in Ennos Nähe lag. Hartwig, geübt im Geschäft mit dem Tod, würde es nicht leicht haben, Elke als das Opfer eines großen Sieges über zerstörende Kräfte unserer funktionierenden Demokratie vor den verkapselten Seelen seiner Gemeinde Upplewarf herauszustellen.
    Fünfzehn Männer seiner Gemeinde, vielleicht waren es weniger, denn einige konnten in Nachbarpfarreien wohnhaft sein, kamen hinter Gitter!
    Aber wo saß der Hohepriester dieser fehlgeleiteten jungen Männer? Ich bildete mir ein, es zu wissen.
    »Kollege, was ist mit dir los?« Der Führer des Sondertrupps fragte mich erneut. »Ich bin kein Kollege«, sagte ich, »aber es geht mir schon besser.«
    »Na so was«, entrüstete sich der Polizeibeamte, »ich dachte, du kämest vom Landeskriminalamt!«
    »Weit gefehlt«, antwortete ich, »ich bin Pauker für Mathematik, und man hat mich aus Finnland direkt ins Moor geschafft.«
    »Verzeihung«, sagte der Beamte. »Unsere Ablösung kommt.«
    Vom Moor her drangen Stimmen zu uns, die sich dumpf näherten, als hielten die Nebelwolken sie zurück. Die Nachhut der Polizeitruppe, die den Auftrag hatte, uns auf dem Kanonenhügel abzulösen und die Gefangenen zu übernehmen.
    Während der Einsatzleiter mich mit einem Klaps verließ, sammelte ich Kraft, sah, wie die Neuen ihre Schnellfeuergewehre in Anschlag legten und sich die vorherigen Bewacher zum Rückmarsch formierten.
    Ich bemerkte den einladenden Blick, als der Führer des Einsatztrupps vor seinen Männern ins Moor stieg. Ich folgte ihnen. Taschenscheinwerfer leuchteten auf, sie halfen, den Weg zurück zur Scheune schneller zu finden.
    Die körperlichen Anstrengungen blieben, nur die Stimmung war umgeschlagen. Die Beamten des Sonderkommandos erzählten sich Witze und nahmen unter der Führung der Männer mit den Sonden das sumpfige Moor mit elanvollen Schritten, als erledigten sie eine sportliche Nebenaufgabe.
    Mir war unbekannt, welche Wettergroßlage über unserem Küstenabschnitt die Vorherrschaft gewonnen hatte, und mich wunderte es nicht, dass der Mond plötzlich in der Dunkelheit hinter dem Birkenhainschen Gut aufstieg.
    Mir gelang es nur mit Mühe, dem Schrittmaß der Polizisten zu folgen. Ein Mechanismus bestimmte meine Bewegungsabläufe, während meine Fantasie mein Seelenleben durcheinandergebracht hatte.
    Auf einer kleinen Nebelwolke, die der Mond weiß färbte, sah ich Anja, mein Töchterchen. Sie saß wie auf einem Frotteelaken und schob mit ihren kleinen Händchen die ihr entgegentreibenden Nebelschleier lachend und jauchzend weg, als wären es Gardinen.
    Unter dem Mond erkannte ich wie einen schwarzen Kohlestrich auf einer weißen Leinwand die Giebel des Birkenhainschen Gutes. Eine große weiße Wolke nahm die Form eines Fährschiffs an und trieb mir von dort entgegen. Ich machte den spitzen Bug aus, und von den bizarren Nebelspitzen, die einer Reling glichen, winkte mir Erika, meine verstorbene Frau, zu. Ich erkannte Elke, die die Hand meiner Frau hielt, und Enno und Gregor, die ihre Arme wie Fußballfans hochwarfen, im Kreise glücklicher Passagiere. Mir blieb fast das Herz stehen, als meine kleine Anja, als triebe sie auf einem Floß, ihre wattige Wolke seitlich steuerte und an das Fährschiff anlegte, und als gäbe es keine physikalischen Kräfte, schwebte Anja an Bord. Meine

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