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Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman

Titel: Böses Spiel in Friesland - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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steckte, das donnernde Flattern der Rotoren übertrug.
    Gleich müsste er uns überfliegen, dachte ich angstvoll und starrte bewegungslos auf den blinkenden Scheinwerfer.
    Eine Detonation betäubte meine Ohren. Ich sah den Feuerblitz, der das Dunkel der Insel zerriss und für Sekunden Gestalten schemenhaft beleuchtete.
    Noch bevor ich mich aus dem sumpfigen Morast erheben konnte, folgte ein zweiter gewaltiger Schlag, der eine Druckwelle erzeugte, die mein Trommelfell zusammendrückte.
    Der Hubschrauber donnerte unbeschädigt davon.
    Schmerzensschreie waren die Antwort auf die Schüsse aus Maschinenpistolen. Eine Leuchtkugel stand plötzlich am Himmel und warf taghelles bläuliches Licht herab.
    Ich kroch durch das Moor. Benommen zog ich mich am harten Torfrand hoch.
    Die Polizisten beherrschten das Geschehen. Vor einer zerstörten Kanone lagen verletzte junge Leute, um die sich Polizisten mit ihren Verbandskästen bemühten. Um sie herum standen die Mitglieder der »Eins-Zwei-Bande« mit erschreckten Gesichtern. Sie trugen Stahlhelme und feldgrüne Uniformen. Die Polizisten hielten sie mit entsicherten Gewehren in Schach.
    Es war, als würden Bilder eines Films oder einer Fernsehreportage aus Krisenherden zum Leben erweckt, und ich stand mitten in der wirklichen Unglaublichkeit und erkannte ein schmerzentstelltes Gesicht wieder.
    Der in zerfetzter Uniform auf dem Boden liegende Mann, um dessen blutende Gliedmaßen sich Polizisten mit Verbänden und Medikamenten bemühten, war das Mitglied des Stammtisches aus dem Hinterzimmer des Dorfkrugs, der mich auf der Toilette bedroht und der uns bei Graf Birkenhain den Wein gereicht hatte.
    Während ich mir die jungen, käsigen Gesichter unter den Stahlhelmen anschaute, die trotz der Schockwirkung noch nicht begriffen hatten, wie verbrecherisch ihr Spiel um Heldentum einzustufen war, fand der Hubschrauber mit knatterndem Tuckern zur Insel im Donnermoor zurück, näherte sich bedrohlich im Tiefflug.
    Ob sich der Kanzler und sein israelischer Staatsgast, von ihrer Neugierde getrieben, einen Tiefflug vom Piloten gewünscht hatten, um sich über das Geschehen Klarheit zu verschaffen?, dachte ich und bewunderte die Ruhe der Männer des Sondertrupps des Bundeskriminalamtes.
    Bis auf die Sanitäter, die mit ihrer Ersten Hilfe die Verfassungsfeinde in ihren Uniformen versorgten, ließen sie keinen Blick von den umzingelten Mitgliedern der »Eins-Zwei-Bande«.
    Mir war kühl, als hätten wir Winter, und es gelang mir nicht, meine Füße zu bewegen.
    Zu meiner Überraschung entdeckte ich die schockrote Farbe auf dem Hubschrauberrumpf und wusste, dass er zur Rettungsstaffel des Jagdgeschwaders Richthofen in Wittmund gehörte, die im Sommer ihre liebe Not mit verirrten Wattwanderern hatten, die sich plötzlich, vom Leichtsinn getrieben, einer lebensbedrohenden Flut gegenübersahen.
    Der Hubschrauber schwebte auf der Stelle im von Leuchtkugeln erhellten gespenstischen Abendhimmel. An einem Seil hängend näherte sich ein Mann der Stätte des Blitzkampfes, während mir der gewaltige Wirbelwind der Rotoren die Haare zu Berge stehen ließ und den Moorbrei an meinem Körper trocknete.
    Der Führer des Sturmtrupps sprach in sein Handfunkgerät. Freude lag in seinem geschwärzten Gesicht. Während er den Erfolg der Operation durchgab, kündigte sich ein zweiter Hubschrauber mit Licht und dumpfem Knattern an.
    Leuchtkugeln, vom Rettungshubschrauber wie Signale abgeschossen, tauchten das Moor in gleißendes Licht. Die wenigen Sträucher und verkrüppelten Bäume warfen Schatten.
    Die jetzt auf dem Boden hockenden waffenlosen Mitglieder der »Eins- Zwei-Bande« in ihren verwerflichen Kampfröcken, rührten sich nicht vom Fleck. Es schien, als hätten ihre anfänglichen Hurraschreie ihnen alle Kraft genommen.
    Der Hubschrauber näherte sich, tauchte groß auf, flog dann westlich weiter. Ich erkannte das Emblem der Bundeswehr und wusste, dass der Kanzler und der israelische Außenminister unbeschadet, wenn auch verspätet in Emden zum Empfang ankommen würden.
    Der Mann, der vom Hubschrauber zu uns abgestiegen war, begann als Arzt mit der zusätzlichen Versorgung der Verletzten. Ob es Tote gegeben hatte, konnte ich nicht erkennen, da immer noch Schmerzensschreie zu mir drangen, während das Knattern des Hubschraubers über uns gleichmäßig und monoton klang.
    Ich spürte die harte Hand des Einsatzleiters auf meiner Schulter. »Operation ohne Eigenverluste erfolgreich zu Ende geführt«, sagte er,

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