Bokeh
ich bin einfach … ich. Ach so …
Das leise Lachen sucht sich seinen Weg hinaus und ich höre fortwährend Dirks Kamera klicken, während er seine Position etwas verändert. Ich lache. Frei und glücklich und absolut echt. So wohl habe ich mich ewig nicht gefühlt und plötzlich ist es ganz leicht, Dirk die Bilder zu liefern, wegen denen er hier ist.
Es gibt genug Plätze dafür. Am Wasserfall. Entlang des Baches. Auf den Steinen daneben. Ich sehe mich um, schlage vor, er nickt begeistert und fotografiert, was ich ihm anbiete. Wir sind ein perfekt eingespieltes Team und es macht einfach nur Spaß. Noch nie war ein Shooting so einfach. Unser Gelächter füllt das kleine Tal und ich kann mich an keinen Tag in meinem Leben erinnern, der so schön war, wie dieser. Es könnte ewig so weitergehen
„Die Speicherkarten sind alle randvoll“, erklärt Dirk seufzend. „Komm, lass uns mal anschauen, was wir haben. Ich habe den Laptop im Auto.“ Er reicht mir mein T-Shirt, welches ich irgendwann ausgezogen habe, nicht ohne mich noch einmal an sich zu ziehen und zu küssen. Jede Menge so kleiner, liebevoller Gesten hat er drauf. Da ist er völlig anders als Jamie und jeder andere Mann.
Ich fasse etwas gröber in seine herrlichen langen Haare und biege ihm den Kopf zurück. Dirk entkommt ein leises Zischen, während ich seinen Hals mit den Lippen bearbeite und meine freie Hand unter dem Hemd zum Schlüsselbein vordringt. Ha, da ist er so wunderbar empfindlich.
„Ich liebe deine Leidenschaft“, bringt Dirk schnaufend hervor. „Kein anschmiegsames Püppchen. Ein Mann, der zupackt und rangeht, der weiß, was er will.“ Oh ja. Und zwar dich. Immer, überall, jederzeit.
Lächelnd lasse ich von ihm ab.
„Warte, bis wir erst zuhause sind.“ Keine harten Steine, die sich in den Rücken drücken. Dann wird er meine Leidenschaft voll entfesselt erleben. Und sein erstes Mal. Ich werde ihn verwöhnen und ihm zeigen, warum der Orgasmus auch ein kleiner Tod sein kann. Sein Stöhnen wird die schönste Melodie sein.
„Ist das ein Versprechen?“ Ich liebe dieses verschmitzte Lächeln und beuge mich vor. Meine Lippen wandern über sein Kinn zum Ohr. „Ein Versprechen auf so viel Lust, wie du sie noch nie erlebt hast. Auf eine Nacht, die du nie vergessen wirst, auf Leidenschaft, wie sie keine deiner Frauen dir je gezeigt hat. Du wirst in Flammen aufgehen und meinen Namen stöhnen, keuchen und hinausschreien. Das verspreche ich dir.“
Das tut er jetzt schon, also meinen Namen keuchen. Oder so etwas Ähnliches. Und zeitgleich reißt er mich an sich, küsst mich fast zu Boden. Nur das Wissen um den unbequemen Untergrund hält uns davon ab, einen Teil schon hier in die Wirklichkeit umzusetzen.
Schnaufend lassen wir voneinander ab. Ich mit einem formidablen Ständer, seine Beule schaut nicht besser aus. Alles kommt zu seiner Zeit. Langsam angehen. Oh Mann, ich hasse es, zu warten.
„Vielleicht sollten wir doch zurückfliegen?“ Dirk rückt seine Jeans zurecht, und stößt mich vorwärts Richtung Auto. „Ich weiß nicht, ob ich die Rückfahrt überleben werde.“
„Das weiß ich auch nicht“, gebe ich schmunzelnd zu. „Aber im Flugzeug auf dem Klo ist es verdammt eng. Im Auto hat man dann doch mehr Bewegungsfreiheit.“ Dirk stöhnt und schultert seine Tasche.
„Versprich mir, dass wir die Sache mit der Leidenschaft ins Hotelzimmer verlagern. Leider sind wir nicht in den homofreundlichsten Ländern unterwegs. Und es ist besser, wir bringen uns nicht in Schwierigkeiten.“
Mist, er hat ja so Recht. Leider gibt es noch immer irgendwelche Hohlköpfe, die Liebe in gute und böse Kategorien einteilen.
Ich sollte wohl mal nachsehen, wie wir fahren müssen. Kommt eher selten vor, dass ich mit dem Auto unterwegs bin. Meist fliege ich ja.
Dabei fällt mir ein, dass ich mein Smartphone im Auto gelassen habe und ohnehin seit gestern nicht mehr nachgeschaut habe, wer mich angerufen oder mir eine SMS geschickt hat. Die Liste der Benachrichtigungen wird überquellen und ich werde ewig brauchen, alles durchzugehen. Auf meinem Facebookprofil mehren sich seit Neuestem die Freundschaftsanfragen von Frauen. Keine Ahnung, warum. Wenn es ihnen gefällt ...
Lisa wird vermutlich ziemlich stinkig sein, weil ich mich nicht gemeldet habe. Und dass ich sie nicht sofort informiert habe. Sei es drum, sie wird es noch früh genug erfahren, wenn ich wieder daheim bin.
Während Dirk die Bilder auf seinen Laptop lädt, hole ich die Warmhaltekiste
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