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Bold, Emely

Titel: Bold, Emely Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
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über die riesige Maschine und klammerte mich an dem unbekannten Fahrer fest. Kraftvoll ließ er den Motor kommen und wir flogen beinahe dahin. Der Typ war doch irre! Ich hatte ja nicht mal einen Helm auf, und dieser Kerl raste mit unglaublicher Geschwindigkeit über die dunkle Straße. Nach den ersten Minuten hatte ich meine Todesangst überwunden. Ich klammerte mich einfach mit aller Kraft an das nasse Leder seiner Jacke. Wir rasten durch die Nacht, am Ufer des silbrig glänzenden Loch Ness entlang. Meine Haare wehten im Fahrtwind und der Regen peitschte mir ins Gesicht. Die Fahrt dauerte nicht so lange, wie ich erwartet hatte. Trotzdem war ich ganz steif, als ich vor dem kleinen gemütlichen Häuschen von Alison und Roy abstieg.
    „Danke. Ich weiß gar nicht, wie …“, setzte ich an.
    Jäh gaben meine Knie nach und ich hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Halt suchend griff ich nach meinem Chauffeur, der genau wie schon zuvor unter meiner Berührung zusammenzuckte. Noch ehe ich mich bedanken konnte, riss er seinen Arm weg und jagte mit heulendem Motor die Straße hinunter.
    Irritiert stand ich in der Dunkelheit und schaute dem davon fahrenden Mann hinterher.
    Komisches Volk, diese Schotten!
     
    Nach diesem erlebnisreichen Tag war ich froh über eine warme Dusche. Ich entledigte mich meiner nassen Kleider und stieg unter das dampfende Wasser. Mit geschlossenen Augen legte ich den Kopf in den Nacken, um mir das Wasser übers Gesicht laufen zu lassen. Das merkwürdige Verhalten des Motorradfahrers ging mir nicht aus dem Kopf. Warum hatte er mir geholfen, wenn es ihm anscheinend so unangenehm gewesen war. Noch immer rätselnd seifte ich mein Haar mit Honigshampoo ein und spülte die Kälte aus meinen Knochen. Dann wickelte ich mich in ein großes weiches Handtuch und setzte mich auf die Bettkante. Alison hatte mir noch einen heißen Tee auf den Nachttisch gestellt. Nachdem ich die Tasse geleert hatte, war mir auch von innen heraus wieder etwas wärmer. Ich föhnte mein Haar trocken und schlüpfte in mein Nachthemd.
    „Autsch!“
    Meine Hand fuhr an mein Dekoltee. Die Haut unter dem Medaillon meiner Großmutter war stark gerötet. Der Anhänger war kalt. Trotzdem schien es als hätte ich einen Sonnenbrand, genau an der Stelle, die der Anhänger berührte. Bekam ich etwa eine Allergie? Sicherheitshalber nahm ich die Kette ab und legte sie neben das Bett auf den Tisch. Ich löschte das Licht und ließ mich in mein Bett sinken. Das Mondlicht schien zum Fenster herein und brach sich in dem silbernen Schmuckstück auf meinem Nachttisch. Noch ehe mein Kopf das Kissen berührte, schlief ich völlig erschöpft ein.
    Mitten in der Nacht erwachte ich mit dem Gefühl, als würde mir etwas sehr wichtiges fehlen. Hatte ich etwa Heimweh? Ein vereinzelter Mondstrahl stahl sich durch die Vorhänge und beschien mein Medaillon. In silbernes Mondlicht getaucht wirkte es sehr viel hübscher, als im nüchternen Tageslicht. Automatisch streckte ich eine Hand danach aus. Es fühlte sich warm an und ein Gefühl von Sicherheit durchströmte meinen Körper. Ich legte es mir um den Hals und kuschelte mich wieder in mein Kissen.
     
    Vor dem Haus sprang ein Motor an und der schwarzgekleidete Fahrer warf noch einen letzten Blick auf das kleine Häuschen, ehe er nachdenklich auf seinem Motorrad davonfuhr. Er hatte eine ganze Weile im Schutz der Bäume gestanden und das Haus beobachtet. Er war nicht gekommen, um einen Blick auf jemanden zu erhaschen, sondern weil es ihn wie an einer Leine hierher gezogen hatte. Das Bedürfnis war so groß gewesen, dass er es nicht hatte ignorieren können. Niemand hatte ihn gesehen, wie er um Selbstbeherrschung ringend vor den dunklen Fenstern gestanden hatte. Erst als er es nicht länger ertragen konnte, war er gegangen. Je weiter er sich nun von Aviemore entfernte, desto gleichmäßiger gelang es Payton zu atmen. Der Schmerz ebbte ab und das Gefühl zu verbrennen ließ nach. Zurück blieb eine dumpfe Leere, die auch nicht verschwand, als er zwei Stunden später von der Hauptstraße abbog und auf einem Feldweg weiterfuhr, bis er in seinem sicheren Zuhause angekommen war.
    Seine beiden Brüder Blair und Sean waren ebenfalls noch wach. Sie saßen über einer Partie Schach beisammen. Das Spiel der Könige. Passend dazu war das Spielbrett auf einem Tischchen aus Elfenbein und Ebenholz aufgebaut und seine Brüder saßen sich in Stühlen gegenüber, die einem echten Thron in Eleganz an nichts nachstanden.

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