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Bold, Emely

Titel: Bold, Emely Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
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älter als ich selbst. Ich konnte es nicht lassen und musterte ihn ein weiteres Mal verstohlen. Seine braunen Augen waren leicht zusammengekniffen. Etwas an seinem Blick verwirrte mich. Er hatte sich noch weiter zurückgezogen und ich vermutete, dass er mein Interesse womöglich für Misstrauen hielt. Das Klopfen meines Herzens war so laut, dass ich fürchtete, er könne es hören. Mein ganzes Empfinden war auf diesen jungen Mann ausgerichtet. Jede Faser meines Körpers stand unter Strom. Ich hatte ihn nur kurz angesehen und doch hatte sich sein Bild in mein Gedächtnis eingebrannt. Er war einiges größer als ich und sein kurzes Haar war verwuschelt, so als wäre er eben erst aufgestanden. Es war eigentlich braun, doch einzelne Strähnen waren etwas heller und wirkten wie goldene Funken. Er trug eine schwarze Cargo-Hose und ein dunkelgraues, lässiges Hemd über einem weißen Shirt. In meinem Hals hatte sich ein dicker Kloß gebildet und ich versuchte, zu schlucken. Der Wind blies mir die Haare ins Gesicht und ein Hauch seines Duftes wehte mir entgegen. Unbeschreibliche Gefühle durchfluteten mich. Sein Gesicht trug einen sehr abweisenden Ausdruck und auch die gesamte Körperhaltung war ablehnend. Trotzdem fühlte ich mich unerklärlicherweise zu diesem Fremden hingezogen. Die Stille auf der Turmspitze zog sich in die Länge, doch ich musste erst meine Fassung wiedererlangen, ehe ich an ein Gespräch auch nur zu denken wagte. Schließlich drehte ich mich leicht zu ihm hin und deutete auf das vor uns liegende Loch Shiel. Der Himmel spiegelte sich in der glatten Oberfläche des Wassers und die Berge, die es umgaben, schienen die grauen Wächter dieses unbeschreiblichen Naturschauspieles zu sein.
    „Wunderschön, oder?“, sprach ich ihn mit schwacher Stimme an.
    Er blickte an mir vorbei und holte tief Luft. Ohne mich anzusehen, antwortete er mit gepresster Stimme:
    „Ja, wunderschön.“
    Sein intensiver unergründlicher Blick nahm mich bei diesen Worten gefangen. Seine Stimme berührte mein Innerstes. Es brachte etwas in mir zum Klingen und ich wollte am liebsten fragen, ob er die Aussicht meinte oder etwas anderes. Doch ich hatte Angst er würde mich auslachen. Natürlich würde er mich auslachen! Mich als wunderschön zu bezeichnen würde ja auch wirklich niemandem einfallen. Trotzdem wurde mir beim Klang seiner Worte heiß. Wie Musik dachte ich. Seine Stimme klang nach den bitteren Tränen des Blues oder der tragischen Melancholie der Songs meiner Lieblingsband Nirvana.
    Er hatte etwas gesagt und schien nun auf eine Antwort von mir zu warten, doch ich war noch so aufgewühlt von seinen ersten Worten, dass ich weiter nichts mitbekommen hatte.
    „Was? Sorry, ich, … ähm, ich habe dich nicht verstanden.“, stammelte ich herum.
    „Payton habe ich gesagt. Ich bin Payton – und du?“
    „Sam. Ich meine eigentlich heiße ich Samantha, aber jeder nennt mich Sam.“
    Scheiße Mann! Meine Knie waren der reinste Pudding und auch meine Stimme versagte mir ihren Dienst. Reiß dich zusammen! Was würde Indiana Jones zu so einem jämmerlichen Verhalten sagen?
    Die Peinlichkeit wurde immer größer! Er hatte schon wieder etwas gesagt, dass ich nicht mitbekommen hatte. Vermutlich hielt er mich ohnehin schon für bekloppt. Die ganze Szene wurde immer absurder. Ich stand hier auf einer winzigen Turmspitze, mit einem Jungen, der mir anscheinend den Verstand raubte und obwohl wir beide die gleiche Sprache sprachen, verstand ich kein Wort, weil mir das Herz so laut in den Ohren schlug. Und das Allerbeste an der ganzen Sache war ja, dass er anscheinend nicht das kleinste bisschen Interesse an mir zeigte, denn er schien sich schon über die Brüstung hinaus zu lehnen, um etwas mehr Abstand zu mir halten zu können. Sein gequälter Gesichtsausdruck und die abweisende Haltung wirkten auf mich so, als würde er lieber über die Brüstung stürzen, als sich auch nur einen Millimeter in meine Richtung zu lehnen. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Prustend hielt ich mir die Hände vor den Mund und lachte. Ich lachte so lange, dass mir mein Bauch schmerzte und die Tränen an meinen Wangen herunterliefen. Meine Knie gaben ganz nach und ich rutschte mit dem Rücken an den kalten Steinen zu Boden. Es dauerte einen Moment, dann veränderte sich Paytons Gesicht. Man konnte es nicht als Lächeln bezeichnen, aber vielleicht als Belustigung. Ja, leicht belustigt sah er auf mich herunter und setzte sich mir gegenüber auf den staubigen

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