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Bold, Emely

Titel: Bold, Emely Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
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Fremdenverkehrsamt aushalf. Ihre Kollegin musste sich den Blinddarm entfernen lassen und würde einige Zeit ausfallen.
    „Ist doch nicht so schlimm.“, hatte ich ihr versichert und war insgeheim sogar ein bisschen froh gewesen.
    „Ich bin wirklich in der Lage mir mein Frühstück selbst zu machen und dann geht es ja auch schon mit meiner Tour weiter.“
    Alisons unentschlossener Gesichtsausdruck hatte mir gezeigt, dass sie fürchtete, ich könnte wieder einmal in Schwierigkeiten kommen.
    „Alison, wirklich! Ich verspreche, ich werde nicht wieder den Bus verpassen und ich werde mich immer in der Nähe meiner Gruppe aufhalten. Mach dir bitte keine Sorgen.“, hatte ich sie daher versucht zu beruhigen.
    „Na gut, aber nimm diesmal dein Handy mit, für alle Fälle.“
    Alison hatte erleichtert gewirkt, auch wenn sie mir noch einen letzten zweifelnden Blick zugeworfen hatte, ehe sie mir eine gute Nacht wünschte.
     
    Ich schlug die Augen auf. Ebenso wie ich es nach meiner ersten Nacht hier getan hatte, stand ich auf und öffnete das Fenster. Es würde ein schöner Tag werden. Die Sonne schaffte es schon jetzt die Luft zu erwärmen und so stand ich einen Moment barfuß nur im Nachthemd am Fenster und genoss die Ruhe. Aus der Küche duftete es nach Kaffee und Hefegebäck. Anscheinend traute mir Alison nicht zu, mich selbst zu versorgen. Als mein Magen auf dieses duftende Angebot hin laut zu rumoren begann, schlurfte ich hinunter und holte mir eine Tasse mit Milchkaffee. Zusammen mit einem Teller Gebäck balancierte ich wieder die Treppe hinauf. Ich frühstückte im Bett und fühlte mich rundum wohl. Die Ängste der vergangenen Tage waren verschwunden und ich konnte es ausnahmsweise einmal nicht erwarten, mehr von Schottland zu sehen.
    Meine gute Laune hielt den ganzen Tag an. Wir hatten gerade den Bus auf dem Parkplatz vor der nächsten Sehenswürdigkeit, dem Glenfinnan Monument, verlassen. Wie die Lemminge folgten wir unserem Guide und stürzten uns zwar nicht ins Meer, dafür aber in einen Souvenirshop. Der kleine Laden konnte unserem Ansturm kaum standhalten und ich bekam beinahe so etwas wie einen klaustrophobischen Anfall. Nach Atem ringend eilte ich hinaus und sog die frische Luft gierig in meine Lungen. Vor mir erstreckte sich die Wildheit der Highlands. Ich überquerte die Straße, denn gegenüber führte ein geschotterter Weg durch die Heide hinüber zum Monument. Das Glenfinnan Monument war ein runder schlichter Turm am Ufer des Loch Shiel, dem man seine historische Bedeutung auf den ersten Blick kaum ansah. Ein steinerner Highlander im Kilt auf der Spitze sollte das Andenken an den Beginn des Jakobitenaufstandes wahren. Zuerst hatte ich den Turm für klein gehalten, doch mit jedem Schritt, den ich auf ihn zu trat, wuchs er weiter in den wolkenlosen Himmel. Selbst heute konnte man noch spüren, wie ungebrochen einst der Glaube der Jakobiten an Charles Stuart, ihren Anführer in dem Kampf um die Krone Englands und Schottlands gewesen sein musste. An diesem Ort hatte er 1745 die Clans um sich versammelt und sie von dort aus in die Schlacht geführt.
    Ein waschechter Schotte, in voller Tracht, stand am Eingang des Monuments und bot immer zwei bis drei Besuchern gleichzeitig die Möglichkeit den Turm hinaufzusteigen. Die schmale Bogentür wirkte zwar wenig einladend, doch ich ließ mich davon nicht entmutigen. Im Inneren des alten Bauwerkes war es sehr dunkel und beklemmend eng. Eine steil gewundene Steintreppe führte hinauf und man musste sich durch eine schmale Öffnung quetschen, um auf die Turmspitze zu gelangen. Tatsächlich hatten hier oben kaum mehr als drei Menschen nebeneinander Platz und direkt hinter mir steckte nun ein weiterer Besucher seinen Kopf durch die Luke. Ich trat an die niedrige Brüstung, um dem jungen Mann etwas Platz zu machen. Mein Blick fiel auf sein Gesicht und ich hätte mich beinahe verschluckt. Schnell drehte ich mich weg, damit er nicht bemerkte, wie sehr mich sein Anblick aus der Fassung brachte. Meine Knie wurden auf einmal ganz weich, sodass ich mich an der steinernen Brüstung anlehnte. Verstohlen warf ich einen kurzen Blick zurück. Er stand so weit, wie es ihm nur möglich war, von mir entfernt. Vermutlich wollte er nicht aufdringlich wirken, was auf dieser engen Plattform bei seiner Körpergröße beinahe unmöglich war. Doch trotz der Distanz, die er zwischen uns gebracht hatte, ruhte sein Blick auf mir, ja bohrte sich geradezu in meinen Rücken. Vermutlich war er etwas

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