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Bold, Emely

Titel: Bold, Emely Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Curse-Vanoras Fluch
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Wolkenwand hatte sich über den Himmel geschoben. Das Castle wurde von grünen Scheinwerfern angestrahlt und leuchtete gespenstisch. Ein greller Blitz zuckte über dem Wasser. Schon die Vorstellung, allein, bei Nacht und einem Gewitter am Ufer des Loch Ness neben einer Ruine, samt seinen Geistern auf Hilfe zu warten, die womöglich nie kam, war zu viel für mich. Ich schnappte mir meinen Rucksack und zog mir die Kapuze tief ins Gesicht. Indiana Jones in mir hatte soeben beschlossen, dass es zum Aufgeben eindeutig zu früh war. So schnell ich ohne zu rennen konnte, marschierte ich an der Straße entlang in Richtung der Stadt, die wir bei der Anreise zuletzt passiert hatten. Dort würde es bestimmt eine Telefonzelle geben, damit ich Alison Bescheid geben konnte. Wie weit war es zur Stadt gewesen? Ich hatte nicht auf die Strecke geachtet. Ob ich lieber per Anhalter fahren sollte?
    Gut zehn Minuten später war noch kein einziges Auto vorbeigekommen. Was mich wiederum zu dem Schluss kommen ließ, dass die Stadt vermutlich doch nicht ganz so nah war, wie ich es mir erhofft hatte. In Stadtnähe würden bestimmt deutlich mehr Autos fahren.
    Die ganze Zeit über murmelte ich Schimpfworte vor mich hin, damit ich nicht das Gefühl hatte, ganz allein zu sein.
    Trotz meiner Jacke fror ich.
    Da! Ein Auto kam näher. Ich dachte darüber nach, mich mitten auf die Fahrbahn zu stellen, um den Wagen auf jeden Fall zum Anhalten zu zwingen, fand dann aber, dass dies vermutlich einem Selbstmord gleichkommen würde. Zumindest durch hüpfen, rufen und winken versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen.
    „Hallo! Hallo, bitte anhalten!“, rief ich, als der Wagen mit ungeminderter Geschwindigkeit an mir vorbeizog. Nein!
    „Hallo! Halt!“, brüllte ich den davonbrausenden Rücklichtern nach, doch meine Rufe gingen in einem lauten Donnern unter. Ich war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Ich wusste nicht, wie weit es noch bis zu der Stadt war, aber da ich schon eine gefühlte Ewigkeit unterwegs war, würde ich auch nicht zurück zum Castle gehen. Denn selbst wenn mich dort jemand suchen würde, musste er zuvor hier an mir vorbei kommen. Als hätte das alles noch nicht gereicht, prasselten nun auch noch die ersten Regentropfen auf mich herab.
    Mit meiner Beherrschung war es nun endgültig vorbei. Ich begann zu rennen, und hielt mir dabei die Kapuze auf dem Kopf fest. Meine Chucks weichten durch und ich bekam nasse Füße. Das Wasser tropfte mir in die Augen und lief mir in Strömen in den Halsausschnitt. Der Regen vermischte sich mit meinen Tränen. Verzweifelt fluchte ich:
    „So eine riesige Scheiße! Wieso hilft mir denn niemand!“
    Kaum hatte ich den Satz beendet, als auch schon ein neuerliches Motorengeräusch an mein Ohr drang. Ich drehte mich um und sah ein einzelnes Licht auf mich zukommen. Ein Motorrad fuhr viel zu schnell über die nasse, unübersichtliche Straße und wirbelte dabei eine ganze Ladung Spritzwasser auf. Schnell sprang ich etwas zur Seite, um keine Dusche zu bekommen. Ich wollte schon wütend hinterherbrüllen, als das rote Bremslicht der Maschine aufleuchtete. Tatsächlich hielt das Motorrad ein ganzes Stück weiter an. Der Fahrer drehte sich zu mir um. Winkend rannte ich auf das wartende Fahrzeug zu.
    Dankbar strich ich mir das nasse Haar aus der Stirn und schaute mir keuchend meinen Retter an. Ein schwarzer Helm mit abgedunkeltem Visier verbarg das ganze Gesicht. Unter der schwarzen Lederkombi steckte ein großer Mann, der mir nun wartend entgegensah. Ich war noch völlig außer Atem und meine Beine zitterten.
    „Hallo! Können Sie mich mitnehmen?“, rief ich erschöpft.
    Kurzes Schweigen – „Sicher. Steig auf. Wo soll es denn hingehen?“
    Die Stimme, die durch den Helm gedämpft wurde, klang ein wenig atemlos und ein kleines bisschen unsicher.
    „Wohin fahren Sie denn? Ich muss eigentlich nach Aviemore, aber wenn Sie nicht so weit fahren, dann könnten Sie mich vielleicht in der nächsten Stadt absetzen?“
    Wieder dauerte es einen Moment, bis ich eine Antwort auf meine Frage erhielt.
    „Ich kann dich fahren. Aviemore liegt auf meinem Weg. Steig auf.“
    Er streckte mir zögernd seine Hand entgegen. Als ich diese dankbar ergriff, um hinter ihm aufzusitzen, zuckte er unter meiner Berührung kurz zusammen, als hätte er einen Stromschlag bekommen. Unsicher fragend sah ich ihn an.
    Er hielt nach wie vor meine Hand, als er gepresst hervor brachte:
    „Steig endlich auf!“
    Erleichtert schwang ich mein Bein

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