Bold, Emely
Ansprache nicht extra für sie bestimmt. Ich nickte brav, denn was sollte ich dazu schon sagen. Ich rauchte nicht, trank keinen Alkohol und Jungs, naja, die konnten mir eh gestohlen bleiben.
„Gut. Dann ist das ja geklärt. Wir fahren in zwei Tagen.“
Kapitel 21
Sean stürmte in Paytons Zimmer, wohl wissend, dass er es verlassen vorfinden würde. Als er jedoch beim Anblick des Raumes die Gewissheit bekam, dass sein Bruder schon fort war, sank ihm trotzdem der Mut. Was sollte er jetzt nur tun? Er strich sich die kurzen Haare aus dem Gesicht und sein Blick glitt rastlos über die Möbel. Das Bett - unberührt, die Tür vom Kleiderschrank stand weit offen und einige Shirts waren achtlos auf den Boden gefallen. Paytons Handy lag auf dem Tisch. Er hatte es bewusst nicht mitgenommen. Hatte seine Familie absichtlich aus seinem Leben ausgegrenzt.
Sean stieß einen Fluch aus. Wie sollte er seinen Bruder denn jetzt warnen? Ratlos ging er im Zimmer auf und ab, hob hier und da einige Gegenstände auf und überlegte, was er wohl an Paytons Stelle getan hätte. Wo sollte er ihn überhaupt suchen? Hatte er nicht etwas von Fair Isle erzählt? War er womöglich auf dem Weg dorthin? Er konnte einfach nicht glauben, dass sich sein Bruder sogar von ihm, der ihm doch den Rücken gestärkt hatte, ohne ein Wort abgewandt hatte. Besonders weit konnte er ja noch nicht gekommen sein, dachte Sean. Schließlich hatte er gestern Abend noch Licht in Paytons Zimmer gesehen. Viel Vorsprung konnte er also nicht haben.
Doch nach dem beunruhigenden Gespräch, dessen unfreiwilliger Zeuge Sean gerade eben geworden war, musste er handeln! Und zwar schnell. Entgegen ihren Versprechungen auf der Versammlung hatten Nathaira, Cathal und einige von Cathals Männern beschlossen, dass es besser wäre, keine Zeit mehr verstreichen zu lassen. Stattdessen wollten sie Samantha nach Amerika folgen. Irgendwie hatte Alasdair herausgefunden, dass Sam eine Maschine nach Delaware genommen hatte.
Als die Gruppe den großen Saal betreten hatte, war Sean gerade dabei gewesen, unter dem Tisch ein zerbrochenes Glas aufzusammeln. Beinahe hätte er sich bemerkbar gemacht, doch etwas an dem Verhalten der Männer hatte seine Aufmerksamkeit erregt:
Darum drückte er sich stattdessen weiter unter den Tisch und versuchte keinen Laut von sich zu geben.
„Nathaira, ich habe den anderen mein Wort gegeben und ich gedenke nicht, es zu brechen.“, hallte Cathals Stimme durch den leeren Raum.
„Bruder, ich verlange ja nicht, dass du dein Wort brichst, aber es kann uns nicht schaden, dem Mädchen auf den Fersen zu bleiben. Alasdair sieht das genauso.“
Um ihre Worte zu unterstreichen, stellte sich Nathaira dicht neben ihren alten Liebhaber.
„Und was sagt dein Verlobter zu deinem und Alasdairs Plan?“
„Cathal, bist du unser Oberhaupt oder sollen wir uns von nun an lieber an Blair wenden?“
Auch die anderen Männer nickten zustimmend und Cathal, der große Sorge hatte, seine Autorität einzubüßen, sollte er sich gegen seine Schwester stellen, stimmte widerwillig dem Vorschlag zu.
„Nun gut, dann werden eben einige von uns nach Delaware fliegen und das Mädchen aufspüren. Aber ich werde mitkommen. Niemand wird eigenmächtig handeln! Die Entscheidungen treffe immer noch ich!“
Sean, der seinen Ohren nicht traute, ballte die Hände zu Fäusten, dabei bohrte sich eine der Scherben tief in seinen Handballen, und ein dicker Tropfen Blut quoll hervor.
Cathal hatte inzwischen seine Leute stehen lassen und war davongegangen. Auch alle anderen schienen mit dem Ausgang der Unterredung zufrieden und der Raum leerte sich. Nur Nathaira und Alasdair blieben in der Halle zurück.
Sean rutschte ungemütlich auf dem Knie herum, um eine weniger unbequeme Position einzunehmen, ohne von den beiden gesehen zu werden. In seinem Kopf arbeitete es. Was sollte er denn jetzt tun? Sollte er es Blair sagen, oder versuchen Payton zu warnen? Er wurde in seinen Gedanken gestört, als Nathaira erneut zu sprechen begann.
„Alasdair, ich muss schon sagen, ich bin etwas enttäuscht von dir. Ich hätte gedacht, dass ein Mann wie du, mit so einem Grünschnabel wie Payton locker fertig werden würde. Und das Mädchen? Wie konnte es dir entkommen?“
„Was soll das heißen? Glaubst du, ich habe in all den Jahren nichts anderes getan, als Menschen umgebracht? Denkst du, das ist für mich eine meiner leichtesten Übungen? Ich sagte es schon einmal: Die Zeiten haben sich geändert – ich
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