Bold, Emely
Freundin zur Seite.
„Nein, nein und nochmals nein! Kim, bitte, ich habe es echt satt, dass mich jeder nur noch mit diesem Kotzbrocken verkuppeln will.“
Ungeduldig wippte ich mit dem Fuß, während ich wartete, dass Kim ihre Badesachen zusammensuchte.
„He, ich will dich doch nicht verkuppeln! Ich habe mich nur gewundert, denn es kommt ja nun wirklich nicht oft vor, dass du dich von Jungs durch die Stadt tragen lässt.“
„Ja, das war ja auch nicht geplant. Dieser Idiot hat mich erschreckt und dann bin ich in etwas getreten und mein Fuß tut ziemlich weh. Aber ich wollte trotzdem nicht getragen werden!“
„Ja und wie geht es deinem Fuß jetzt?“ Kannst du überhaupt zum Strand?“
Die Besorgnis in Kims Stimme stimmte mich etwas milder.
„Ja, klar. Ist halb so schlimm. Bist du endlich so weit?“
„Klar. Gehen wir.“
Das kurze Stück bis zum Strand humpelte ich so unauffällig wie ich nur konnte neben Kim her. Die ganze Zeit sang Kim ein Loblied auf ihren Freund Justin.
„Oh Sam, du kannst dir nicht vorstellen, wie süß er ist! Er hat so kleine Grübchen, wenn er lacht und seine Augen sind der Wahnsinn. Er braucht mich nur anzusehen und schon schmelze ich dahin! Und seine Küsse! So was habe ich noch nicht erlebt. Mann, kann der gut küssen!“
Mit jedem Wort von Kim wurde ich unglücklicher! Wie konnte sie nur so glücklich sein, während mein Herz gebrochen war? Ich schluckte mühsam den Kloß hinunter, der sich in meiner Kehle gebildet hatte, und setzte ein tapferes Lächeln auf. Im Geiste sah ich Payton vor mir, wie er in den eisigen Fluss watete und sich auf den Felsen setzte. Sein Blick eine Einladung an mich, ihm zu folgen. Damals hatte ich gedacht, das könnten die aufregendsten Ferien meines Lebens werden. Ich sollte recht behalten. Aufregend, ja, das waren sie auf jeden Fall gewesen – aber auch so unglaublich schmerzhaft! Dieser Schotte mit seinem goldfunkelnden Haar, der Stimme, die bis in meine Seele ging und seinem Kuss, der mir den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Wie hatte er es in dieser kurzen Zeit geschafft, mein Herz erst zu gewinnen um es dann aus meiner Brust zu reißen und mit den Füßen zu treten?
Mir musste sich wohl ein Schluchzen entrungen haben, denn Kims Redefluss stoppte und sie sah mich von der Seite an.
„Oh Süße! Wie dumm von mir! Ich quatsche dich hier voll, während du todunglücklich bist.“
Mir blieb kurz Zeit, mich wieder zu sammeln, während Kim eine Decke ausbreitete und wir uns nebeneinander darauf niederließen. Liebevoll streichelte sie mir über den Rücken.
„Also, jetzt erzähl doch mal ganz von Anfang an. Was hat dir dieser Schotte angetan? Soll ich Justin bitten, ihn zu verprügeln? Der macht das!“
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Justin einen beinahe unverwundbaren, unsterblichen Highlander niederschlug, darum konnte ich mir auch ein Lachen nicht verkneifen. Ach Kim, was würde ich nur ohne sie tun? Immer schaffte sie es, etwas zu sagen oder zu tun, was mich tröstete.
„Aber das ist eine lange und komplizierte Geschichte!“
Und so erzählte ich ihr alles. Wir wurden nur einmal unterbrochen, als Lisas Clique an uns vorbeistolzierte und abfällige Bemerkungen fallen ließ. Doch Kim, deren Selbstbewusstsein durch ihren Freund erheblich gewachsen war, meckerte zurück. So suchten die Barbies schnell das Weite und wir konnten unser Gespräch fortsetzen. Als ich schließlich mit meinem Bericht geendet hatte, liefen mir wieder Tränen über das Gesicht und ich schnäuzte mich geräuschvoll in mein Taschentuch.
Der Nachmittag war inzwischen in den Abend übergegangen, aber die Sonne stand nach wie vor hoch und heiß am Himmel. Mir fiel auf, wie sehr sich der Himmel über mir von dem Himmel über Schottland unterschied. Obwohl es in Schottland oft bedeckt und wolkig war, leuchtete der Himmel so strahlend blau, dass man meinte, man könne bis ins Weltall blicken. Über Milford, obwohl kein einziges Wölkchen zu sehn war, war das Blau verwaschen und trüb. Das lag vermutlich daran, dass die Luft in Schottland einfach sauberer war. Hier, wo im Sommer der Smog so dicht über der Stadt hing, konnte der Himmel gar nicht blau sein. Ich war so in meine Überlegungen vertieft, dass ich nicht gehört hatte, dass Kim etwas sagte. Ein unsanfter Stoß in die Rippen holte mich in die Realität zurück.
„Au! Was?“
Kim schob schmollend ihre Unterlippe vor.
„Hörst du mir überhaupt zu? Ich habe gesagt,
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