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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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sie.
    »Sie werden uns durch das Fenster da sehen können.« Ich zeigte hin.
    »Ich würde aber gern mitkommen«, sagte sie.
    »Na ja, das hätte ich weniger gern«, bemerkte ich. »Bleiben Sie einfach dort, wo Sie sind. Bitte. Wir sind gleich zurück.«
    Meriwether und ich verließen die Küche, schnappten uns im Windfang Regenzeug und gingen hinaus an Deck.
    »Du warst …«, begann Meriwether.
    »Was – hart?«, fragte ich und gab Antwort, ohne abzuwarten: »Ja, nun, du weißt, es spielt keine Rolle, welche Art von Honig sie mag – und es spielt keine Rolle, ob sie an Deck spazieren gehen oder Tee in der Küche trinken möchte. Sie wird gehen. Sie muss dorthin zurückkehren, woher sie gekommen ist, wo immer das sein mag.«
    »Ich weiß«, sagte er.
    »Gut.«
    »Edward sagte, sie sieht aus wie Julia.«
    Ich hatte Julias Namen seit Jahren nicht erwähnt.
    »Also habt ihr, du und Sloane, darüber gesprochen?«, fragte ich Meriwether, der keine Antwort gab.
    »Kann ich einen Blick auf dein Handy werfen?«, fuhr ich fort.
    Meriwether holte sein Gerät aus seiner Tasche.
    »Keine Verbindung, stimmt’s?«, fragte ich.
    »Deins?«, fragte er zurück.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Edwards?«
    Erneut schüttelte ich den Kopf.
    »Jemand stört sie«, sagte er.
    »Das habe ich mir auch schon gedacht.«
    »Ich entstöre sie.«
    »Was stimmt also mit der
Gwinnett
nicht?«, fragte ich.
    »Benzinleitung durchgeschnitten.«
    »Scheiße«, sagte ich. »Kannst du sie reparieren?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Bis wann?«
    »Dann bringst du sie von der Schute runter?«, fragte er.
    »Ich muss«, erwiderte ich.
    »Wohin, Nick?«
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte ich. »Irgendwohin, nur nicht hier.«
    In der Regel strafte Meriwethers Gesicht seine Gefühle nicht Lügen. In den letzten paar Stunden an Bord der
Dumb Luck
jedoch waren viele Regeln aufgehoben worden. Meriwether sah aus, als sei ihm unbehaglich zumute, und seine Miene besagte, er wolle die Abfahrt der Tänzerin nicht durch die Reparatur der Benzinleitung beschleunigen.
    »Okay, ich repariere sie«, sagte er, rührte sich jedoch nicht vom Fleck. Als ich schwieg, ging er schließlich über das Deck davon. Ich erinnere mich, gedacht zu haben: Großartig. Jetzt wollen wir beide, dass sie bleibt.
    Was als Nächstes geschah, war eine perfekte Illustration dafür, dass man vorsichtig mit seinen Wünschen sein sollte, weil Meriwether noch keine sechs Meter weit gegangen war, als wir den ersten Schuss hörten.

10
    Dann explodierten die nächsten drei Schüsse. Ich zog meine Waffe und rannte zurück zur Tür des Windfangs. Meriwether folgte mit der tödlichen Waffe, die er bestimmt bei sich trug.
    Ich erreichte die Küche in etwa fünf Sekunden, wo fast alles genau wie zuvor aussah. Der Kessel stand nach wie vor auf der heißen Platte, die Teedosen standen nach wie vor in einer Reihe nebeneinander, und das Glas mit Tupelohonig stand nach wie vor offen neben dem Becher der Tänzerin. Aber der Hocker, auf dem sie gesessen hatte, war umgefallen, und die Tänzerin war verschwunden.
    »He!«, rief ich. Ich wusste ihren Namen nicht. Verdammt. »He, wo sind Sie?«
    Automatisch überprüfte ich den Metzgertisch, den Küchentisch und den Fußboden auf irgendwelche Veränderungen – wie Blut – und entdeckte nichts.
    »Nick«, sagte Meriwether, der gleich hinter mir gewesen war, »die Schüsse kamen von da.«
    Er zeigte zu Sloanes Quartier hinüber. Die Schüsse hatten aufgehört, und die Richtung, in die er wies, wäre nicht die gewesen, die ich genommen hätte, aber Geräusche, insbesondere auf dem Wasser, sind trügerisch. Wir machten uns zu Sloanes Räumlichkeiten auf, weil Meriwether sich mit seinem verblüffenden Sinn für Entfernung selten täuscht.
    Fast dort angekommen, wurden wir langsamer, und nachdem Meriwether sich flach an die Wand gedrückt hatte, warf ich die Tür auf.
    Ich wartete, horchte; niemand saß im Wohnzimmer, und kein Laut außer dem Regen, der auf das Dach der Kabine fiel, war zu vernehmen. Ich rannte zu Sloanes Schlafzimmer und stieß die Tür auf.
    Bei dem Anblick blieb mir das Herz stehen.
    Sloanes Bett war leer. Seine Nachttischlampe lag auf dem Teppich, sie warf Schatten in einem verrückten Winkel und war halb zerbrochen. Bücher und Zeitschriften waren überall verstreut.
    Schwaches Licht drang von der anderen Seite des Raums herüber, wo einer der schwarzen Vorhänge von demjenigen herabgerissen worden war, der das Fenster von außen

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