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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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gebildet hatte.
    Sie erklärte, sie habe Schüsse gehört, das Schränkchen entdeckt, sich den Kopf gestoßen und das Bewusstsein verloren.
    Sloane schoss mir einen sengenden Blick zu und sagte dann, er benötige ein Adstringens sowie einen Verband, und es sei eine verdammt gute Sache, dass der Schnitt nicht genäht werden müsse. Außerdem, fügte er hinzu, wolle er nicht weiter über den Vorfall von eben sprechen, während er die Tänzerin behandele. Er wolle Ruhe. Nachdem er fertig war, sagte er, er sei bereit.
    »Hast du den Burschen zu sehen bekommen?«, fragte ich.
    »Ich konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, weil er eine Mütze trug – eine Baseballkappe. Er hatte sie tief ins Gesicht gezogen, und er trug einen langen Regenmantel – ich glaube, er war dunkelgrün oder braun.«
    »Wie groß war er?«, fragte ich.
    »Er war nicht groß«, erwiderte Sloane. »Er wirkte ziemlich durchschnittlich, eher dünn – und ich könnte mir vorstellen, dass er jung und fit war, weil er sich sehr rasch bewegte; er sprang leicht über die Reling in den Fluss.«
    »Könntest du zum Anfang zurückkehren?«
    »Ist eine kurze Geschichte«, sagte Sloane. »Nachdem du gegangen bist, habe ich mich wieder schlafen gelegt, und das Geräusch von splitterndem Glas hat mich geweckt.«
    »Da hast du ihn gesehen?«, fragte ich.
    »Ja«, erwiderte Sloane. »Und er hat mich gesehen.«
    »Wann hat er auf dich geschossen?«
    »Sogleich. Die erste Kugel ging daneben. Er war nicht gerade ein Meisterschütze.«
    Meriwether und ich wechselten einen Blick, und Meriwether stieß sich vom Tisch ab.
    »Ich grabe das Geschoss aus der Wand«, sagte er.
    »Es ist so schrecklich, dass er in Ihr Schlafzimmer eingedrungen ist«, sagte die Tänzerin.
    »Er ist nicht weit gekommen«, sagte Sloane, der einen Moment lang innehielt und zaghaft den bandagierten Arm bewegte.
    »Dr. Sloane, haben Sie große Schmerzen?«, fragte die Tänzerin.
    Sie legte leicht ihre Hand auf die seine, und er lächelte.
    »Nein, nein«, erwiderte er. »Keine Sorge.«
    »Wir haben drei weitere Schüsse gehört«, sagte ich.
    »Und einer davon hat mich am Arm gestreift«, sagte er.
    »Dann was?«, fragte ich.
    »Er ist weg«, antwortete Sloane.
    »Hat sich einfach umgedreht und ist weg«, sagte ich. »Warum?«
    »Offenbar hat er es sich anders überlegt«, erwiderte Sloane.
    »Warum sollte er es sich anders überlegt haben?«, fragte ich und versuchte, nicht so ungeduldig zu klingen, wie ich war.
    »Vielleicht wollte er nicht, dass ich auf ihn schieße«, entgegnete Sloane.
    »Wovon sprichst du, Edward?«, fragte ich. »Du hast doch nicht etwa eine Waffe?«
    »Stimmt«, erwiderte Sloane. »Ich habe nicht etwa eine Waffe. Ich habe zwei Waffen.«
    »Sind sie geladen?«, fragte ich.
    »Na ja, Nicky«, antwortete er, »wozu, verdammt, wäre eine Waffe gut, wenn sie nicht geladen ist? Rue und ich waren, anders als du und Albert, bis vor Kurzem unbewaffnet.«
    »Rue hat eine Waffe?« Das überraschte mich wirklich.
    »Rue?«, fragte die Tänzerin.
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Sloane.
    »Wir müssen über unsere Waffen sprechen«, sagte ich, »aber nicht jetzt.«
    »Dr. Sloane«, fragte die Tänzerin, »hätte es eine Frau sein können?«
    Der Gedanke war mir noch nicht gekommen – und ich fragte mich, warum sie daran gedacht hatte.
    »Ja«, erwiderte Sloane. »Vermutlich hätte es eine sein können.«
    »Was hat Sie zu dieser Überlegung veranlasst?«, wollte ich wissen.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete die Tänzern. »Bloß ein Gefühl.«
    »Eine Erinnerung?«, fragte ich.
    Sie verschränkte die Hände und stützte das Kinn darauf.
    »Etwas – ich weiß es nicht genau«, antwortete sie und wandte sich wieder Sloane zu. »Sie haben ihn – oder sie – tatsächlich über die Reling springen sehen?«
    »Ja, ganz bestimmt«¸ erwiderte Sloane. »Er ist weg. Oder sie.«
    Manchmal, wenn Meriwether und ich für einen Job auf Reisen gingen, suchte Rue ihre eigene Wohnung auf und ließ Sloane allein auf der
Dumb Luck,
die ein sehr großer Ort ohne Alarmanlage war. Der alte Mann hatte kein schwaches Herz, aber er wusste von Chenvenko, Olivier und einigen anderen Leuten, die im Gefängnis hätten sein sollen. Deswegen besitzt er zweifelsohne die Waffen. Oder vielleicht aus einem anderen Grund.
    Bis dahin war mir nicht der Gedanke gekommen, dass vielleicht weder die Tänzerin noch ich das Ziel gewesen waren.
    Sloane hatte viele Jahre lang als Psychiater

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