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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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eingeschlagen hatte, sodass überall auf dem Boden Glassplitter verstreut waren.
    Als Meriwether durch die Tür kam, sah ich ein Messer in seiner Hand glitzern.
    »Du übernimmst das Deck«, wies ich ihn an, und er war gerade durch die zerbrochene Scheibe verschwunden, bevor ich hinter mir das Geräusch hörte.
    Ich fuhr herum, zum Feuern bereit. Ich schwor mir, dem Mann etwas anzutun, der Sloane etwas angetan hatte.
    »Nicht schießen, um Gottes willen!«
    Es war Edward Sloane, der aus seinem Badezimmer kam, einen Ärmel seines weißen Seidenpyjamas mit Blut getränkt.
    »Edward!«, sagte ich und rannte zu ihm hin. »Was zum Teufel – was ist passiert – wo hat er dich getroffen?«
    »Bloß der Unterarm, ist nicht viel«, erwiderte Sloane. »Haben wir das Mädchen?«
    »Nein«, sagte ich. »Sie ist weg. Könnte der Schütze sie haben?«
    »Könnte er nicht«, entgegnete Sloane. »Dafür war keine Zeit – er ist nicht an mir vorbeigekommen.«
    »Warum nicht?«, fragte ich.
    »Er hat es sich anders überlegt«, antwortete Sloane. »Er ist durchs Fenster aufs Deck zurück und in den Fluss gesprungen.«
    »Sich anders überlegt?«, fragte ich. »Er ist in den Fluss, ganz bestimmt?«
    Sloanes presste die Lippen aufeinander.
    »Los, such das Mädchen«, sagte er.
    Ich versuchte mir vorzustellen, wohin sie in so kurzer Zeit gegangen sein konnte und warum sie unsere Rufe nicht gehört hatte, und rannte los, aufgeputscht von der Furcht, ihr könne etwas zugestoßen sein. Oder schlimmer. Unter meinen Augen.
    Ich sah in Meriwethers Messerraum, Computerraum, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Badezimmer nach. Nichts. Nichts in dem großen Schrank gleich neben dem Windfang.
    Ich rannte an einer verschlossenen Tür vorüber, die zum Panikraum und in die Tiefen der Schute führte, dann durch das Wohnzimmer und die Bibliothek ins Gästezimmer und in mein Zimmer, wo ich nichts fand. Dasselbe galt für meinen Kraftraum und das Büro. Nichts.
    Verlassen konnte man die Schute nur über die Rampe oder die Leiter zur
Gwinnett
unten, die hochgezogen war, oder über die Reling. Die Tänzerin hätte keinerlei Grund gehabt zu springen, und ohne Licht würde sie kaum den Weg durch den Windfang aufs Deck finden. Wenn sie aufs Deck gelangt wäre, wüsste sie nicht, in welche Richtung sie sich wenden müsste, um zu der langen Rampe zu finden, die zum Strand führte.
    Als wir die Schüsse hörten, wusste sie, dass ich bloß Sekunden entfernt war. Sie musste gewusst haben, dass ich kommen würde.
    Während das Blut in meinem Kopf pulsierte und Stiche des Schmerzes durch mein Bein jagten, kehrte ich in die Küche zurück, wo ich versuchen wollte, die Schritte nachzuverfolgen, die sie vielleicht von Anfang an unternommen hatte.
    Mir wollte absolut nichts einfallen, also tat ich das Allerdümmste. Ich riss einen Stuhl vom Tisch weg und trat ihn durch den Raum, wo er in eine Wand krachte.
    »Gottverdammt«, sagte ich. »Wo sind Sie?«
    Dann hörte ich ein Geräusch. Schwach, jedoch eindeutig.
    »Hier.«

11
    Ihre Stimme kam aus einem kleinen Schränkchen, wo Meriwether Grundnahrungsmittel aufbewahrt. Unmittelbar neben der Stelle, wo der Stuhl die Wand getroffen hatte. Ich riss die Tür auf und sah, wie sie sich hinter einigen großen Krügen mit Reisessig entrollte. Sie war blass, jedoch ruhig.
    »Tut mir leid«, sagte ich heiser und streckte die Hand aus.
    »Nick«, sagte sie, als ich sie hochzog.
    »Haben Sie uns nicht gehört?«, fragte ich.
    »Ich habe die Schüsse gehört«, erwiderte sie. »Oder ich habe sie zumindest dafür gehalten, also bin ich in das Schränkchen gerannt und habe mir den Kopf am unteren Regal angeschlagen. Vermutlich bin ich ohnmächtig geworden, weil das Nächste, was ich wahrnahm, Sie waren, jetzt. Was ist passiert?«
    »Jemand ist auf die Schute gekommen«, antwortete ich.
    Auf ihrer Stirn war Blut, und als sie die Stelle berührte, war ihre Hand rot.
    »Holen wir Sloane«, fuhr ich fort. »Er wird das richten. Tut mir sehr, sehr, sehr leid, diese Sache …«
    »Nicht nötig«, sagte sie.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte mir die Arme um den Hals; mit dem Kopf reichte sie mir gerade bis zur Schulter. Sie lehnte sich gegen mich und streichelte mir mit der Hand über die Wange.
    »Mir geht’s gut«, flüsterte sie, »besser als zuvor.«
    Meinte sie vor dem Überfall oder vor dem Eindringling? Es spielte keine Rolle. Ich konnte nicht die Arme um sie legen, weil es in diesem Fall nicht der Beginn einer

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