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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Flasche auf mich losgegangen war.
    Olivier würde nicht wieder auftauchen, weil ich ihm einige gute Gründe genannt hatte – und einer davon hatte fünfzig Stiche erfordert –, es nicht zu tun. Wenn Blatt mir etwas antun wollte, würde er mir die Steuer auf den Hals schicken. Und wenn Chenvenko Rache wollte, wäre ich tot.
    Dennoch konnte ich manchmal wegen ihnen nicht schlafen – und manchmal konnte ich weder schlafen noch essen. Und einmal, kurz nachdem ich Rue begegnet war, schickte ich sie aus der Stadt, weil Privatdetektive, wie Spione, hin und wieder schmutzige Jobs erledigen.

9
    Meriwether in der Küche sah nicht aus wie ein Mann, der gerade ein abgetriebenes Boot durch einen Sturm zurückgeholt hatte. Tatsächlich hatte er bereits frische Kleidung übergestreift und eine batteriebetriebene Kochplatte aufgetan, und jetzt kochte Wasser in einem Topf.
    »Boot ist fest vertäut«, berichtete er.
    »Danke. Irgendwelche Probleme?«
    Meriwether zögert nicht, und er lügt nicht.
    Aber er zögerte, bevor er den Kopf schüttelte, also war ich mir ziemlich sicher, dass mit dem Boot irgendwas nicht stimmte. Was es jedoch auch war, ich wollte es nicht hören. Und ich wollte nicht über die Handys sprechen. Zumindest für eine Weile nicht. Das erforderte nicht viel.
    Obgleich ich mit der Tänzerin allein sein wollte, wählte ich diesmal den sicheren Weg, da mir keine andere Wahl blieb. Weil Meriwether tatsächlich einmal nicht verschwand. Wir drei leerten den letzten Rest Orangensaft, seiner sauber, unserer gespritzt. Abgesehen davon fehlte uns nur noch die
Sunday Times
, ein Beutel Bagels und ein Spiel der Giants im Fernsehen.
    Die Tänzerin fragte Meriwether nach dem Internet. Während er seine aufs Wesentliche beschränkte Erklärung der virtuellen Welt ablieferte, arrangierte er eine kleine Obstplatte, offensichtlich für sie. Wenn ich etwas wollte, müsste ich mich selbst darum kümmern.
    Eindeutig verließ er seinen eingefahrenen Weg. Was sich leicht anhören mag, aber Meriwether ist kein selektiver Inselbegabter; sein Krankheitsbild zeigt sich bei jeder Gelegenheit. Von unserer seltsamen kleinen Familie einmal abgesehen, meidet er so gut wie alle anderen Menschen. Wenn sich Leute an Bord der Schute befinden, ist er abwesend. Seine Fähigkeit, wie ein Schatten in der Holzwand zu verschwinden, macht aus ihm einen hoffnungslosen Partner beim Dinner, jedoch einen perfekten Flügelmann.
    Nachdem die Tänzerin ein Stück Apfel verspeist hatte, nahm sie ein paar Schlucke von dem Tee, den Meriwether für sie zubereitet hatte, und sagte: »Ich kenne diesen Tee. Es ist indischer Darjeeling«, wobei sie erneut eine Erinnerung wie eine Offenbarung hinnahm.
    In einem Singsang fuhr sie fort: »Indischer Tee mit Milch – chinesischer Tee mit Honig.« Sie hielt inne. »Ich weiß nicht, wo das herkommt, aber ich weiß zumindest, was es bedeutet.«
    »Wir haben keine Milch«, sagte Meriwether, der die Teekanne erneut gefüllt und auf die heiße Platte gesetzt hatte.
    »Aber wir haben zweiundfünfzig verschiedene Arten von Honig«, sagte ich.
    »Ich habe bestimmt schon schlimmere Gesetze gebrochen, als Honig in indischen Tee zu geben«, sagte sie und sah mich an. »Ich glaube, ich gehe das Risiko ein.«
    Meriwether öffnete ein Schränkchen und wählte, wobei er dieses Mal den Corbezzolo überging, drei andere Gläser mit Honig. Bisamdistel aus Neuseeland, französischer Lavendel und den einzigen, an den ich mich je erinnern kann, Tupelo. Er stellte sie vor die Tänzerin hin und bot ihr einen Löffel an.
    Sloane schlief wohl wieder den Schlaf des Gerechten. Regen trommelte rhythmisch über unseren Köpfen, der süße Duft des Lavendelhonigs lag in der Luft, und ich trug, nur sicherheitshalber, einen geladenen Revolver bei mir.
    Wiederum übernahm mein besseres – oder wenigstens härteres – Selbst, und ich kehrte zu unseren Problemen zurück.
    »Meriwether«, fragte ich beiläufig, »hast du versucht, mich anzurufen, als du die
Gwinnett
erreicht hattest?«
    »Nein«, erwiderte er.
    »Hast du dein Handy griffbereit?«
    Er holte es heraus, sah es an und stopfte es in seine Tasche zurück. Er bemerkte, dass Probleme in der Luft lagen, weil er wusste, dass wir immer eine Verbindung hatten.
    »Ich mag den Tupelohonig«, sagte die Tänzerin.
    »Ich werde einen Blick auf das Boot werfen«, sagte ich.
    »Ich komme mit«, sagte Meriwether.
    Die Tänzerin löffelte Honig in ihren Tee.
    »Ich komme auch mit«, sagte

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