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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Wodka.
    »Was überlegen Sie?«, fragte sie.
    Ich kenne keine Frau, die diese Frage nicht stellt. Keine. Genau in diesem Augenblick überlegte ich, wie sie wohl nackt aussehen würde.
    Ich zuckte mit den Achseln.
    »Erzählen Sie mir aus Ihrem Leben!«, sagte sie.
    »Was möchten Sie wissen?«, fragte ich.
    »Das überlasse ich Ihnen.«
    »Das hier ist’s.«
    Sie hob die Brauen.
    »Gibt’s nichts weiter sonst?«, fragte sie.
    »Natürlich«, erwiderte ich. »Wie bei allen anderen auch.«
    »Nicht wie bei allen.«
    »Wo soll ich denn anfangen?«, fragte ich.
    »Fangen Sie damit an, dass Sie Ihren Geburtstag nicht kennen«, erwiderte sie.
    »Das ist einfach.«
    Was ich ihr sagte, war die Wahrheit; weil ich die traurigen Teile, die schlimmen Teile und die schmutzigen Teile wegließ, war es eine ziemlich zahme Geschichte. Und kurz. Ich glaube, sie begriff, was ich tat, sagte jedoch nichts. Ich mochte sie dafür umso mehr, weil sie verstand, dass es bei Menschen immer eine Grenze gibt, eine Grenze, die man nicht überschreitet, und wenn, dann nur auf Einladung.
    Schwester Mary Alphonsus würde nie sagen, dass Undank der Welten Lohn sei, aber ich würde das sagen und habe es gesagt. Sie hätte einfach gefragt, wann ich es leid wäre, auf die harte Tour zu lernen.
    Noch nicht.
    Während die Tänzerin und ich miteinander sprachen, hörte ich mit dem Versuch auf, die anmutige Frau auf der Schute von der anmutigen Frau zu trennen, die vor zehn Jahren gestorben war. Ich spürte, wie sich eine verborgene Last aus Schuldgefühl und Wut allmählich hob, und das war ein gutes Gefühl. Aber die Erleichterung wäre kurz, und für mich war »sich gut fühlen« ein Fremdwort. Für den Augenblick jedoch saß ich herum wie ein Bursche,der sich permanente Ferien leisten konnte, und die Zeit war die einzige Währung, die zählte.
    Ich hatte ein Mädchen mit violetten Augen gefunden. Nicht mein Mädchen. Aber ein schönes Mädchen. Und ich wollte nur ein paar wenige Stunden, bevor sie davonging.

8
    »Nick, raten Sie mal, was mir gerade eingefallen ist?«, fragte mich die Tänzerin wie ein Kind in der Schule, das die richtige Antwort weiß.
    »Spucken Sie’s aus.«
    »Seefunkgeräte«, sagte sie.
    Antiquiertes Gerät. Aber nicht, wenn man mit den Gedanken zwanzig Jahre zurück ist.
    »Gut«, sagte ich und nichts weiter.
    Es war die Mühe nicht wert zu erklären, dass niemand mehr Seefunkgeräte verwendete. Sie wäre schon bald genug wieder in der Gegenwart.
    »Sie müssen ein Seefunkgerät haben«, sagte sie. »Wir können Meriwether rufen und sehen, wie er zurechtkommt. Ich kann nicht glauben, dass es ihm nichts ausmacht, bei diesem Wetter rauszugehen – es sieht so gefährlich aus.«
    Er ist stark und lautlos, aber er leidet wie alle anderen auch. Da er jedoch Albert Meriwether ist, nicht Meriwether Lewis, hat er keinen Hang zum Selbstmord.
    »Ja«, sagte ich. »Es macht ihm was aus. Aber einer von uns muss raus, und ich möchte bei Ihnen bleiben.«
    Das kam irgendwie falsch heraus.
    »Rufen wir ihn also an und sehen wir, ob alles in Ordnung mit ihm ist«, schlug sie vor.
    »Natürlich«, sagte ich und zog mein Handy aus der Tasche. »Das Telefon hier funktioniert besser als Seefunk.«
    »Das ist ein sehr kleines Telefon«, sagte die Tänzerin, die zu erschöpft gewesen war, als ich es vorhin im Boat Basin benutzt hatte.
    »Sie erinnern sich nicht an diese Telefone?«, fragte ich. »Es ist ein Handy – ein Mobiltelefon.«
    »Nein …«, antwortete sie. »Ich meine, ich kann erkennen, dass es ein tragbares Gerät ist. Ich kann mich bloß nicht an etwas so Kleines erinnern.«
    »Hier, ich zeige Ihnen, wie es funktioniert.«
    Ich versuchte, das Kraftfeld zu ignorieren, das ihr Körper abstrahlte, während sie mir über die Schulter zuschaute. Das Telefon leuchtete auf, und sie sagte: »Erstaunlich. Ich habe noch nie so etwas gesehen …« Dann lachte sie.
    Gut, dachte ich. Wie Greenburg gesagt hat, Humor ist ein gutes Zeichen.
    »Jetzt tippen Sie also die Zahlen ein?«, fragte sie, als ich innehielt. »Stimmt was nicht?«
    Etwas stimmte nicht. Die Batterie war in Ordnung, aber ich hatte keinen Empfang. Das hatte nichts mit dem Unwetter zu tun. Wir waren auch nicht in einem Funkloch. Die drahtlose Verbindung war nie zuvor ausgefallen.
    »Ich bekomme keine Verbindung«, sagte ich. »Ich nehme Sloanes Handy. Kommen Sie mit!«
    »Ich fühle mich wohl hier«, sagte sie.
    Sinnlos, sie mit noch mehr Schwierigkeiten zu behelligen, als sie

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