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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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bereits hatte. Ich hatte bereits einmal überreagiert, als ich beinahe die Tür des Gästezimmers eingeschlagen hätte.
    Sloanes Quartier, eingebaut, nachdem er endgültig hergezogen war, lag knapp hinter dem anderen Ende der Kabine auf der Steuerbordseite. Es war mit dem ursprünglichen Teil über einen normalerweise gut beleuchteten Korridor verbunden, wo Sloane seine Originalposter von der russischen Arbeiterbewegung der 20er-Jahre aufgehängt hatte. Vermutlich hat er sich absichtlich Bilder ausgesucht, die so weit entfernt wie möglich von den unersetzlichenGemälden der Hudson-River-Luministen lagen, die er bei dem Brand verloren hatte.
    Als er sagte, es sei ungesund, die Vergangenheit wiederholen zu wollen, hätte er wissen sollen, dass er offene Türen einrannte.
    Ich betrat Sloanes Wohnraum, ohne anzuklopfen, und ging direkt weiter in einen anderen kurzen Korridor, der an seiner Schlafzimmertür endete. Ich öffnete sie leise und wartete einige Sekunden, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen konnten. Was schwerfiel, da Sloane schwarze Vorhänge hatte.
    Ich konnte ihn gerade noch so erkennen, schlafend in seinem großen Himmelbett. Ich konnte auch seine Kommode auf der anderen Seite erkennen. Langsam ging ich hinüber und fand das Handy gleich neben seiner Brieftasche und seiner goldenen Taschenuhr. Er war nicht in die Gewohnheit verfallen, das Handy anstelle einer Uhr zum Nachsehen der Uhrzeit zu verwenden, ebenso wenig wie ich, aber wir sind eine aussterbende Spezies.
    Als ich den Knopf drückte, leuchtete das Handy sogleich auf, aber es gab keine Verbindung. Da Sloane einen anderen Provider hatte als ich, spürte ich allmählich jenes Unbehagen, das irgendwo in der Brust beginnt und sich dann ausbreitet und stärker wird, nicht schwächer.
    Der Strom, die Festnetzverbindungen, sogar das Boot konnten bloß krimineller Unfug sein. Handys zu stören ist jedoch komplizierter, als Festmacherleinen zu zerschneiden. Und es ist ein Gesetzesbruch.
    Als ich mich zum Gehen wandte, vernahm ich Sloanes Stimme.
    »Nick«, sagte er, »darf ich dich fragen, was du da tust?«
    »Tut mir leid«, erwiderte ich. »Ich habe versucht, leise zu sein.«
    »Nicht leise genug.«
    »Ich habe dein Handy überprüft«, sagte ich.
    »Worauf?«
    »Meines hat keinerlei Empfang. Deines auch nicht.«
    »Seltsam«, sagte er, setzte sich auf und rieb sich die Augen. Er trug seinen üblichen weißen Seidenpyjama, und kaum ein Haar saß nicht an seinem Platz.
    »Was geht da vor?«, fuhr er fort.
    »Das versuche ich herauszufinden«, entgegnete ich. »Leg dich wieder schlafen – am Morgen wissen wir mehr.«
    »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, mein lieber Junge«, sagte Sloane nach einem Blick auf die Uhr auf seinem Nachttischchen, »wir haben Morgen.«
    »Es ist noch nicht hell …«
    »Weil es immer noch regnet«, sagte er.
    »Leg dich bitte wieder schlafen.«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte er. »Aber sag doch, wie geht’s der jungen Dame?«
    »Wie gehabt«, erwiderte ich auf dem Weg hinaus.
    »Und dir?«
    »Gute Nacht«, sagte ich und zog die Tür hinter mir zu.
    Ich war froh, dass Sloane nicht eine seiner Lektionen angefangen hatte. Magisches Denken und Selbstachtung sind stets beliebte Themen. Wenn etwas Gutes geschieht, schreibe ich es dem Glück zu, und wenn etwas Schlechtes geschieht, bin ich selbst schuld.
    Die Wahrheit ist einfach. Nicht mein Geschick hat mir damals in dieser Nacht im Cobra-Club das Gewinnerblatt in die Hand gegeben. Und ich bin in der Tat verantwortlich für einige sehr schlimme Dinge.
    Was die Selbstachtung allgemein betrifft, habe ich mehr als genug. Worauf gewöhnlich jemand hinweist, der herumschreit: »Für wen halten Sie sich eigentlich, zum Teufel?«
    Auf meinem Weg zurück zu der Tänzerin ging ich die Menschen durch, die in mir einen Feind sahen. Ich schränkte diese Liste auf diejenigen Typen ein, die vielleicht wirklich versuchten, sich mit mir anzulegen. Dann schloss ich sie einen nach dem anderen aus.
    Es war nicht Yuri Chenvenko, der Russe von Brighton Beach, der mich für den Tod seines Oberleutnants verantwortlich machte. Und es war nicht Roger Blatt, das geschäftsführende Vorstandsmitglied eines privaten Aktienfonds, der fuchsteufelswild wurde und dem Überbringer der Botschaft die Schuld in dieSchuhe schob, als ich ihm berichtete, was seine Frau an ihren Nachmittagen trieb.
    Und es war nicht Rues alter Freund, Olivier der Verrückte, der einmal mit einer zerbrochenen

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