Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)
ganze Geschichte von der Haushälterin am Telefon gehört. Clevere Frau. Sie hat mir gesagt, dass Hadley sich plötzlich völlig auf die Verletzungen des Hundes konzentriert hat. Fast fixiert. Sehr, sehr bestürzt wegen des Hundes. Ich würde ihr Verhalten Übersprungbesorgnis nennen, die wahrscheinlich ihre Besorgnis um dich symbolisiert.«
»Das möchte ich bezweifeln«, meinte ich.
»Ich weiß nicht, Nick«, sagte Sloane hätschelnd. »Wahrscheinlich hast du recht.«
»Was ist also bei dem Hund herausgekommen?«, fragte ich.
»Ich weiß bloß, dass der Tierarzt für die Zeit der Behandlung ins Haus gezogen ist.«
Ich war mir nicht sicher, und es sollte mir auch egal sein, ob Buddy mich in Hadleys Kopf ersetzt hatte, aber ich würde nicht gegen ihn wetten. An was ich jedoch dachte, war, dass der Typ sich geirrt hatte, der sagte, man könne sich stets auf zweierlei verlassen: auf einen alten Hund und eine Tasche voller Geld. Er hätte sagen sollen: Das Einzige, worauf sich ein alter Hund verlassen kann, ist eine Tasche voller Geld.
»Ich muss hier raus«, sagte ich zu Sloane. »Und du hättest mich nicht in dieses Zimmer bringen sollen – das müssen fünfzehnhundert Kröten pro Tag sein.«
»Ich glaube, tatsächlich sind es achtzehnhundert«, sagte Sloane. »Und ich bin nicht derjenige, der dafür aufkommt. Billy Holderness sagte, er sei dir etwas für deine Dienste schuldig. Er sagte, er kommt für alles auf.«
»Den Teufel wird er tun«, sagte ich.
Meine Dienste.
»Er kann es sich ohne Weiteres leisten, Nick, und ich will nicht, dass du zumindest für die nächsten vierundzwanzig Stunden irgendwo anders hingehst«, sagte Sloane. »Du könntest dir eine Infektion einfangen, die Nähte könnten reißen, du könntest …«
»Ich hab’s gehört«, sagte ich. »Hast du mein Smartphone?«
Schwester Apfelmus kam mit einem Tablett in Händen herein.
»Dr. Sloane, Sie können gehen«, sagte sie. »Wir werden schon miteinander auskommen.«
»Du erinnerst dich an Miss Schmitt, nehme ich an«, sagte Sloane. »Sie ist eine unserer privaten Krankenschwestern.«
»Ja«, sagte Schwester Gerta Schmitt, »wir sind zu dritt. Jede acht Stunden. Wie fühlen wir uns also jetzt? Wir sollten uns besser fühlen.«
»Wir fühlen uns beschissen«, sagte ich. »Und wir wären gern etwas für uns. Weil wir gern ein paar private Anrufe machen möchten.«
Sloane holte mein Handy aus seiner Tasche und legte es auf den Tisch neben meinem Bett; mit etwas mehr Nachdruck, als nötig.
»Jetzt arrangiere dich mit Miss Schmitt«, sagte er. »Ich besorge dir einen Becher Kaffee. Ich übernehme die Verantwortung für deinen Ausfall.«
»Edward«, sagte ich, »warte mal – warum hat der Tierarzt in der Zufahrt gewendet?«
»Offenbar wollte er parken«, erwiderte Sloane. »Er wollte rückwärts fahren. Die unnötige Aufregung hat ihm sehr leid getan.«
Nachdem Sloane und die Krankenschwester weg waren, überprüfte ich mein Smartphone auf Nachrichten. Die neueste – in den letzten beiden Stunden – stammte von Mildred. Mündlich und SMS. Praktisch die gleiche. »Nick, rufen Sie mich an«, hatte sie gesagt. »Es ist sehr dringend. Ich möchte keine Nachricht oder SMS hinterlassen, weil ich nicht weiß, wer vielleicht Ihren Apparat hat. Muss mit Ihnen reden.«
Mildred meldete sich nach dem ersten Läuten.
»Nick«, sagte sie. »Gott sei Dank, dass ich Sie erwische. Ich glaube, ich könnte darüber nicht mal mit Meriwether oder überhaupt wem reden – weil ich nicht weiß, was es zu bedeuten hat. Oh, wie geht es Ihnen? Tut mir leid mit der OP und den Rippen und allem.«
»Mildred«, erwiderte ich. »Mir geht’s gut. Keine Probleme. Was ist los?«
»Na ja«, sagte sie, »heute Morgen – vor einigen Stunden, nachdem Hadley geduscht hatte …«
Ich wollte nicht, dass sie es so herausfindet.
» … und sie mich bat, den Verband auf ihrem Rücken zu wechseln …«
»Mildred, hat sie es gesehen?«
»Nein«, erwiderte sie. »Und ich habe ihr nichts gesagt, und Gott sei Dank wollte sie es nicht sehen und hat auch nicht um einen Spiegel gebeten. Es ist die Zahl 44. Sie heilt ab – aber sie wird eine Narbe zurückbehalten. Was hat sie zu bedeuten?«
»Okay, Mildred«, sagte ich. »Sind Sie ruhig?«
»Sind Sie’s?«, fragte sie.
»Ich werde Ihnen jetzt die ganze Geschichte erzählen«, sagte ich. »Meriwether weiß es, ebenfalls Fallon und Goode – die Polizisten aus New York. Aber Hadley weiß es nicht,
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