Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)
nicht – aber sie möchte nicht allein gehen. Und sie glaubt, du bist noch zwei weitere Tage in der Klinik.«
»Wer hat ihr das gesagt?«
»Edward«, erwiderte er.
»Für sie ist es besser, bei dir zu bleiben«, sagte ich. »Und bei der Palastwache. Wir haben keinen Schimmer von diesem Burschen, und ich glaube, er ist in der Gegend. Ich glaube, er wird’s wieder probieren.«
»Ich auch«, sagte Meriwether.
»Was ist mit diesem Regen?«, fragte ich.
»In New York City hat es 1943 siebzehn Tage lang ununterbrochen geregnet. Von Donnerstag, 6. Mai, bis Samstag, 22. Mai.«
»Meinst du, das werden wir schlagen?«
»Nein.«
»Annähernd gleich kommen?«
»Nein.«
»Gut. Wie lang wird dieser Regen also dauern?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er und schaltete ab.
Als wir nach Weehawken zurückkehrten, sagte Sloane, er würde Pauline zum Essen einladen, und ich ließ ihn und seinen Wagen dankbar an ihrem Haus zurück und ging zu Fuß zur Schute.
Da Meriwether in Connecticut war, war der Schrank leer. Keine große Sache. Ich goss etwas Jameson über einen Eiswürfel und holte einige Zigaretten aus meinem versteckten Vorrat.
Der Whiskey schien stärker zu wirken als üblich, und das Rauchen verursachte mir ein Schwindelgefühl, während ich Nachrichten abhörte und einige Anrufe erwiderte.
Im Augenblick lief nichts weiter Kritisches oder etwas, das zu einer bestimmten Zeit erledigt sein musste, und zum Glück waren meine Kunden gewillt, mir Spielraum zu gewähren, als ich meinen Klinikaufenthalt im Yale-New-Haven-Hospital bis aufs Äußerste strapazierte.
Nach einigen Tassen Kaffee mit etwas weiterem Jameson fühlte ich mich genügend gestärkt für eine Fahrt über den Fluss.
Die schöne Frau Dr. Ferrari hatte mir gesagt, ich solle mich nicht überanstrengen, und obwohl ich selten tue, was man mir sagt, entschied ich mich gegen die Fähre, da ein Taxi mich nur bis zur obersten von einhundertfünfzig Stufen bringen könnte, die ich hinuntergehen müsste, um eine Fahrt über den Fluss von Weehawken nach Manhattan zu ergattern.
Die Leiter hinab zur
Gwinnett
und der Kampf gegen Wind und Regen zur Überquerung des Hudson war jedoch auch nicht angesagt.
Meine letzte Möglichkeit waren ein Anruf beim Palisades Rapid Taxi Service und die Hoffnung, dass sie einmal wenigstens ihrem Namen alle Ehre machten. Ich hatte bereits drei Tage vergeudet.
49
Wenn Leute von jemandem mit einer Marke und einem Schießeisen befragt werden, reden sie zu viel, oder sie reden zu wenig – sie fühlen sich schuldig, auch wenn sie nie mehr als eine Packung Kaugummi geklaut oder ihre Frau bloß einmal betrogen haben.
Privatdetektive sind nicht so einschüchternd; keine Marke, keine Waffe, oder keine sichtbare Waffe, und, am wichtigsten, keine Behörde. Als Privatdetektiv, der nicht durch polizeiliche Vorschriften behindert wird, konnte ich jede Frage über das Wer, Wann und Wo stellen, die ich wollte.
Nachdem ich jedoch zum dritten Mal das Bellevue Hospital durch den Eingang der Notaufnahme betreten hatte, die unangenehm vertraut wirkte, bestand das Problem darin, dass ich nicht wusste, welche Fragen ich stellen sollte.
Ich ging zum Schalter unter dem Schild »Information« hinüber, um nachzufragen, ob Mrs Newell immer noch Patientin auf der achten Etage war. Bei meinem letzten Besuch hatte sie so viel Spaß gehabt, dass sie wahrscheinlich ihre fünfzehn Minuten des Ruhms so lange wie möglich strecken wollte.
»Entschuldigen Sie«, sagte eine junge Frau, die hinter mir aufgetaucht war und mir auf die Schulter tippte.
Ich drehte mich um und sah ein Mädchen ostindischer Abstammung vor mir. Hübsch in der Weise, wie jedes junge Mädchen hübsch ist. Im mittleren Alter wäre sie unscheinbar. Als etwas über20-Jährige hatte sie Energie und trug ein süßes kleines gelb-weißes Kleid.
»Ja«, sagte ich, »was gibt’s?«
»Es regnet noch immer draußen, nicht wahr?«, fragte sie, während sie mit einer Strohtasche herumfummelte und versuchte, diese mit einer Plastiktüte zu schützen.
»Beim Reinkommen ja«, erwiderte ich.
»Jetzt schon fünf Tage«, sagte sie.
»Und kein Ende in Sicht«, sagte ich. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe Sie gesehen.« Sie hielt inne. »Mit Justin. Ich und er, wir waren so etwas wie Freunde – gute Bekannte. Ich komme ein paar Nächte in der Woche freiwillig her.«
»Tut mir leid mit Justin«, sagte ich, während sie mich weiterhin ansah.
»Das wollte ich nicht erwähnen«,
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