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Bollinger und die Barbaren

Titel: Bollinger und die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Tränen nahe. »Wahrscheinlich musst du mich so quälen. Weil du verletzt bist.«
    Ich ließ das dahingestellt. »Ich stecke mitten in schwierigen Ermittlungen. Meine Zeit ist knapp. Kommen Sie bitte auf den
     Punkt!«
    Sie schüttelte leicht den Kopf. »Nie hätte ich gedacht, dass du so hart sein kannst.«
    »Würden Sie endlich zur Sache kommen, Madame Brück!«
    Lotte schnäuzte ihre Nase. Die Nasenspitze war knallrot. Ihre Wangen glühten.
    »Na gut. Egal, wie es ausgeht. Ich kann nicht anders.« Sie machte eine Pause und räusperte sich. »Ich verlasse Pierre Brück.«
    |238| Ich schob Dinge auf dem Schreibtisch hin und her. Mein rechtes Knie begann zu wippen.
    »Ich bin bereit, mit dir wegzugehen. Weg von Schauren. Wenn du mich noch nimmst ...«
    Der letzte Satz war eine Frage. Sie erwartete eine Antwort von mir. Aber ich war perplex. Eben noch hatte ich sie verflucht,
     hatte mich gefragt, wie ich jemals auf diese Schlange hatte hereinfallen können – und nun legte sie mir ihr Schicksal zu Füßen.
    »Du kannst mich ganz haben. Mit Haut und Haaren. Falls du mich noch willst ...« Sie lachte nervös.
    Falls du mich noch willst.
    Der Satz stand in riesigen Lettern an die Wand geschrieben. Dieser wahnsinnige Satz. Mir blieb die Luft weg.
    Falls du mich noch willst.
    Ich musste aufstehen. Es kostete mich übermenschliche Kraft. Noch wagte ich nicht, ihr in die Augen zu sehen. Ich wusste nicht,
     was dann geschehen würde.
    Da packte sie mich. Sie überrannte mich geradezu. Es waren Tonnen, die mich mit sich rissen. Sie küsste mich. Ihre Zunge schlängelte
     sich in meinen Mund wie eine Muräne. Sie packte mich an den Schultern und schüttelte mich.
    »Sag schon!«
    »Ich ... ich weiß nicht.«
    »Du weißt nicht?«
    »Einfach flüchten? Meine Arbeit aufgeben? Schauren verlassen? Was sollen wir in Deutschland anfangen? Ich habe eine große
     Zukunft in Schauren. Ich bin der Leiter des ersten deutschfranzösischen EU-Polizei-Versuchsprojektes ... So etwas gibt man
     doch nicht einfach so auf. Wegen ... wegen ...«
    »Wegen einer Affäre?«
    Ich schwieg.
    Lottes Stimme war plötzlich sehr kühl. »Ein zweites Mal mache ich dir dieses Angebot nicht«, sagte sie. »Damit du’s weißt!«
    Dann drehte sie sich um und ging mit wehendem Mantel hinaus.
    |239| »Nun lauf schon hinterher, patron !«, sagte Louis. Keine Ahnung, wie lange er schon in der Tür gestanden hatte.
    Ich rannte hinaus. Lotte stieg in den Wagen des Bürgermeisters und gab Gas. Sie fuhr mit quietschenden Reifen davon.
    Ich stand eine Weile da und schaute hinter ihr her, als ein anderer Wagen hielt. Ein schrottreifer Peugeot. Alain Miller stieg
     aus. Barfuß. Bei jedem Schritt verzog er sein Gesicht.
    Der Fahrer – ein alter Mann in einem speckigen schwarzen Anzug – kam auf mich zu. Er zog ein Bein nach.
    »Den habe ich an der Route Nationale aufgegabelt. Ich nehme an, er gehört hierher.«
    Ich nickte.
    »Sind Sie Felix Bollinger?«
    Wieder nickte ich.
    »Dann bin ich ja richtig. Ich habe gehört, Sie suchen mich ... Mein Name ist Jean Hagenau.«
     
     
    ENDE

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