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Bollinger und die Barbaren

Titel: Bollinger und die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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wohin sie gefahren sind. Sie sind ihnen doch gefolgt, oder?«
    |224| Miller schaute mich verständnislos an. »Was denken Sie denn? Und ob ich denen gefolgt bin!«
    »Na also. Und wohin sind sie gefahren?«
    »Sie sind ... na ja, das ist jetzt schwer zu sagen ...«
    »Sie müssen doch irgendwohin gefahren sein, Alain. Konzentriere dich gefälligst!«
    »Sie sind eben nicht irgendwohin gefahren.«
    Schweigen. Die Situation war absurd.
    »Sind sie im Kreis gefahren?«, fragte Straßer irgendwann mit gespielter Trägheit.
    »Das nicht.«
    »Das nicht. Aha. Was dann?«
    Miller wurde wütend: »Sie sind einfach rumgefahren. Aber nicht im Kreis.«
    Wenn Straßer ihm weiter zusetzte, würden wir bald überhaupt nichts mehr aus ihm herausbekommen.
    »Und Sie? Sie sind den Hagenaus dabei immer gefolgt?«
    »Und ob! Wenn ich mal Witterung aufgenommen habe ...«
    »Kann es sein, dass sie versucht haben, dich abzuhängen?«, mischte Straßer sich wieder ein.
    »Quatsch! Die haben nicht mal mitbekommen, dass ich ihnen auf den Fersen war!«, fuhr Miller ihn an.
    Wir schwiegen wieder. Nun hatte auch Straßer verstanden, dass wir so nicht weiterkamen. Irgendwann ertrug ich die Stille nicht
     mehr.
    »Ich rekapituliere mal das, was wir wissen: Die Kollegen von der Spurensicherung haben kaum Spuren gefunden. Aber so viel
     ist klar: Diesmal waren es keine drei Kanister, sondern ein ganzer Tank Benzin. Der oder die Täter haben einen Öltank, wie
     ihn manche Leute im Keller haben, mit Benzin gefüllt und in der vergangenen Nacht auf den Wackesberg transportiert. Der Tank
     wurde heute Mittag während der Präsentation auf dem Marktplatz gezündet. Wahrscheinlich mit einer primitiven Lunte, die den
     Tätern gerade mal so viel Zeit ließ, zu verschwinden. Die Spezialisten sagen, vielleicht zwei, drei Minuten. Von dem Tank |225| ist nur noch eine verkohlte Kunststoffmasse übrig. Die Hitze war so enorm, dass so ziemlich alles verbrannt ist. Auch die
     Container der Bauleitung und die Baustoffe, die dort gelagert waren. Unsere Frage muss lauten: Hatten die Hagenaus die Zeit
     und die Gelegenheit, all das in die Wege zu leiten?«
    »Nein«, antwortete Miller fest. »Sie sind die ganze Zeit bloß in der Gegend rumkutschiert. Ziellos.«
    Immerhin – das wussten wir nun.
    »Es muss sich also um andere Täter handeln.«
    »Wer soll das denn sonst gemacht haben?«, fragte Straßer erbost. »Wir haben hier doch niemanden außer den Hagenaus, der dafür
     in Frage kommt.«
    »Dieses Argument wird vor Gericht nicht ziehen, Louis«, erklärte ich.
    Straßer reagierte gereizt. »Ich lege meine Hand dafür ins Feuer: Es waren die Hagenaus.«
    Es war wohl Mode geworden, für alles seine Hand ins Feuer zu legen. Kein Wunder, bei der Häufigkeit der Brände in Schauren.
    »Wenn Miller sie die ganze Nacht observiert hat – wie sollen sie dann so etwas bewerkstelligt haben?«
    »Moment!«, widersprach Alain Miller. »Kein Mensch behauptet, ich hätte sie die ganze Nacht observiert.«
    Straßer warf mir einen mitleidigen Blick zu. Dann legte er Miller die Hand auf die Schulter.
    »Nun erzähl mal in aller Ruhe, Alain – ihr seid also eine Weile rumgefahren. Und dann?«
    »Ja – und dann sind die Hagenaus irgendwann zum ›Forêt de Schauren‹ abgebogen und haben sich einen hinter die Binde gegossen.«
    »Soso«, sagte Straßer und rieb sich das Kinn. »Und da hast du Feierabend gemacht?«
    »Nicht doch, Louis. Ich weiß doch, was sich gehört. Nein, ich bin auf dem Parkplatz vor dem ›Fôret‹ stehen geblieben und habe
     gewartet.«
    |226| »Worauf?«
    »Na ja, dass die Hagenaus wieder rauskommen.«
    »Und? Sind sie wieder rausgekommen?«
    »Klaro. Als Frank und Elvira dicht machten, kamen sie raus. Ziemlich besoffen.«
    »Und sie sind trotzdem noch Auto gefahren?«, fuhr ich ihn an. »Nee, der Bürgermeister hat sie in seinen Wagen verladen. Die
     waren doch zu nichts mehr in der Lage. Und er ist dann auch mit ihnen weggefahren. Und da es schon nach eins war und sie beim
     Bürgermeister in den besten Händen waren, habe ich die Observation abgebrochen. War das etwa falsch?« Miller schaute mich
     groß an.
    »Nein, das war in Ordnung«, antwortete ich kraftlos. Was hatte es für einen Sinn, jemandem wie Alain Miller die Grundsätze
     der Observationstätigkeit beibringen zu wollen?
    Straßer zuckte die Achseln. »Wenn das so ist ... dann hatte das seine Richtigkeit.«
    »Aber Sie haben keine Ahnung, wohin der Bürgermeister die Hagenaus gebracht

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