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Bollinger und die Barbaren

Titel: Bollinger und die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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denn nicht!?«, brüllte Miller. Sein Kopf war jetzt noch röter, er schwitzte. Miller war außer sich – und der Grund
     war nicht game over .

|235| 21. KAPITEL
    W ir verließen Schauren über die Route Nationale. Als wir das Plateau erreicht und die Gewächshäuser der Landschaftsgärtnerei
     Alt hinter uns gelassen hatten, kurbelte Louis Straßer das Fenster von Millers Sharan hoch. Diesmal fuhr er.
    »Es wird langsam kalt. Das mit dem Sommer wird nichts mehr. Endgültig.«
    Er beschleunigte den Wagen. Die abgemähten Stoppelfelder rasten vorüber.
    »Vielleicht hat der Humpel-Jean den weiten Weg auf den Wackesberg auch aus einem anderen Grund auf sich genommen.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Um sich an den Schaurenern zu rächen, weil sie ihn an die Deutschen verraten haben.«
    »Das klingt plausibel, Louis. Er wollte sich uns vor die Haustür hängen. Aber man muss auch bedenken, in welcher Verfassung
     er war. Die Schmerzen seien in der letzten Zeit wieder schlimmer geworden, sagte man mir in Lüttich. Das Projektil der Deutschen
     steckte in seinem Kopf, seit dem Krieg. Und es begann sich zu regen.«
    Wir schwiegen. Dann sagte Straßer: »Sie haben recht: Er kann sich nicht erst aufgehängt und dann den Wackesberg in Brand gesetzt
     haben. Und umgekehrt auch nicht.«
    »Der Bürgermeister meinte, es wäre gut für Schauren ...«, ließ sich Alain Miller zaghaft vom Rücksitz vernehmen. »Er sagte,
     wenn der Wackesberg erst einmal abgebrannt ist, dann kann er das Gelände in Ödland umwidmen und es findet sich leichter ein
     Käufer ... Er sagte: ›Anders werde ich diesen Schwierz nie von |236| Schauren überzeugen können ... Wenn es klappt, werden wir alle reich.‹ Alle, hat er gesagt, alle!«
    »Du hast den Wackesberg angesteckt – damals in der Nacht?«, fragte Straßer tonlos.
    »Pierre Brück sagte: ›Tu es für Schauren! Es ist kein Verbrechen, wenn ich dich damit beauftrage. Der Wackesberg gehört der
     Gemeinde.‹ Wenn die es für richtig hält, eine Brandrodung durchzuführen ... Da habe ich es halt getan. Im Interesse der Gemeinde.«
    »Dann waren Sie es auch, der in der Nacht die Metzer Berufsfeuerwehr alarmiert hat?«
    »Ich konnte doch nicht warten, bis die Unsrigen sich aus den Betten quälen. Wenn das Feuer auf die Häuser übergriffen hätte,
     hätte ich mir Vorwürfe gemacht.« Straßer und ich sahen uns an.
    »Du musst verrückt geworden sein, Alain!«, sagte Straßer.
    Miller beugte sich vor, sein Kopf erschien zwischen unseren Schultern. Ihm standen Tränen in den Augen.
    »Pierre Brück hat gesagt: ›Nur eine beherzte Tat kann Schauren noch nach vorne bringen. Und es gibt nur einen, der den Mut
     dazu hat: Du!‹ Da habe ich’s getan.«
    »Idiot!«, sagte Straßer.
    »Pierre Brück hat sich die Finger nicht schmutzig gemacht«, sagte ich.
    Straßer nickte. »Solange es Dummköpfe gibt, die ihm das abnehmen ...«
    »Ich wusste doch nicht, dass der Humpel-Jean sich dort rumtrieb«, stammelte Miller. »Das konnte keiner wissen. Und erst recht
     nicht, dass der Alte sich ausgerechnet in dieser Nacht auf dem Wackesberg aufknüpfen musste ...«
    Wir hielten auf einer kahlen Höhe. Weit entfernt vom nächsten Dorf. Man hörte nur den scharfen Ostwind und das rhythmische
     Rauschen der Autos, die über die Route Nationale in Richtung Straßburg oder Saarbrücken hetzten.
    Alain Miller stieg aus dem Wagen. Straßer kurbelte sein Fenster |237| herunter. Miller bückte sich und zog keuchend seine Lederstiefel aus. Als er sie Straßer in den Wagen reichte, war sein Kopf
     hochrot. Er tat mir leid.
    Straßer warf die Stiefel nach hinten. Dann gab er Gas. Wir schossen davon. Im Rückspiegel sah ich Alain Miller vorsichtig
     losgehen.
     
    L otte saß an meinem Schreibtisch. Als ich eintrat, stand sie auf. Sie hatte nur einen dunklen Ledermantel über ihre Kittelschürze
     gezogen. Sie trug Pumps, ihre Beine waren nackt.
    »Was gibt’s?«, fragte ich harsch und nahm Platz.
    Ich bot ihr keinen Stuhl an. Sie sollte stehen. Sich die Beine in den Bauch stehen. Sich schämen, die Verräterin.
    Sie nestelte an den Knöpfen der grellfarbenen Kittelschürze. Sie wusste nicht, wohin mit ihren Händen, die First Lady, die
     Königin von Schauren. Wie Marie-Antoinette stand sie da. Wie Marie-Antoinette auf dem Karren, als die Revolutionäre sie zum
     Schafott schafften.
    »Ich habe nachgedacht«, begann sie leise.
    »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen, Frau Bürgermeister?«
    Sie war jetzt den

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