Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Protzbau der Society nie betreten, verdienen inzwischen aber Millionen mit ihren Erfindungen oder sind wegen ihrer Einfälle berühmt oder sogar berüchtigt. Aus der Royal Society rieselt leise der Staub, und Sie wollen doch nicht mit Spinnweben im Haar herumlaufen.«
    Violet schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, was Spinnen angeht, ist mein Bedarf gedeckt. Sobald ich wieder zu Hause bin, werde ich meine Spinnenfalle noch ein wenig verfeinern, damit wir sicher sind vor diesen Biestern.«
    »Sie sollten einen Metalldetektor einbauen, damit Sie auch gegen Zahnradspinnen geschützt sind.«
    »Wird gemacht!«
    Die heitere Stimmung, die sich an sie geschmiegt hatte wie eine verschmuste Katze, verschwand augenblicklich, als sie hinter einer kleinen Gruft haltmachten. Davor erhob sich, wie ein riesiges Schloss vor einem ärmlichen Dorf, ein Mausoleum, wie es Violet noch nie zuvor gesehen hatte. Nicht einmal Lord Sisslebys Grabmal war so prachtvoll. Auch wenn die Dukes of Moray allmählich in der Bedeutungslosigkeit versanken, ihr Grabmal war eines der größten in Highgate. Allein eine königliche Grabstelle könnte es noch übertreffen, doch Könige wurden nicht auf einem Stadtfriedhof beerdigt.
    »Meine Güte, was für ein Koloss!«, wisperte Violet, als sie vorsichtig hinter der kleinen Gruft hervorspähte.
    »Sie brauchen nicht zu flüstern«, sagte Hieronymus, während er seine Waffe hervorzog. Mit Bedauern registrierte Violet, dass er nicht vorhatte, den Annihilations-Laser an den Entführern ihres Vaters anzuwenden. Das hätte doch so richtig tolle Löcher gegeben!
    »Warum nicht?«, fragte Violet, immer noch flüsternd.
    »Weil Moray und meine missratene Tante bereits wissen, dass wir hier sind. Oder glauben Sie wirklich, sie hätten keine Außenabhöranlagen installiert? Sie wissen, dass wir da sind, und wahrscheinlich wetzen ihre Gehilfinnen bereits die Messer. Sie wissen schon, die Frauen aus dem Keller. Miss Copper, Miss Silver und Miss Gold.«
    Violet nickte.
    »Schön und tödlich wie australische Trichternetzspinnen«, fuhr Black fort. »Eine von ihnen haben Sie vielleicht auch auf dem Ball gesehen, sooft wie Sie mich im Blick gehabt haben.«
    »Ich … Sie …«, stammelte Violet.
    »Leugnen ist zwecklos, ich habe es bemerkt. Und ich habe auch gesehen, wie furchtbar unglücklich Sie in der Gesellschaft des Stanton-Sprosses waren. Percival ist seinem Bruder Nicodemus schon sehr ähnlich.«
    »Sie kennen den ältesten Stanton?«
    »Und ob, wir sind beide an derselben Akademie gewesen. Nicodemus war so langweilig, dass die feindlichen Soldaten im Schützengraben eingeschlafen sind. Seine größte Heldentat war es, sich mit seinem Vater wegen einer wirklich hübschen Inderin zu zerstreiten.«
    »Der Skandal hat monatelang die Gespräche in den Salons von Belgravia beherrscht. Meine Mutter hat sich gar nicht mehr beruhigen können.«
    »Soweit ich gehört habe, soll Nicodemus mittlerweile eine Teeplantage besitzen und drei Kinder haben. Ein Jammer, dass der alte Stanton so stur war. So hat er seine Enkel nie kennengelernt, was ich wirklich schlimm finde. – Aber genug geplaudert, wir haben zu tun. Ist Ihr Schirm bereit?«
    Violet legte mit dem Daumen den Schalter um. Wenig später spürte sie das leise Summen, das das Metallgestänge durchzog.
    »Ja, ist bereit!«, antwortete sie, dann traten sie hinter der kleinen Gruft hervor.
    Violet hätte damit gerechnet, dass sofort jemand das Feuer auf sie eröffnete, sobald sie sich der Gruft näherten. Doch nichts dergleichen geschah. Waren die Hausherren etwa noch nicht wieder zurück? Hatte es unterwegs im Tunnel einen Stau gegeben, weil eine Horde Maulwürfe ein Tunnelstück zu ihrem Men’s Club erkoren hatten?
    Die Vorstellung belustigte sie, allerdings nicht genug, um ihre Konzentration zu stören. Der Schirm summte erwartungsvoll in ihrer Hand, und ihre Ohren waren gespitzt.
    Jetzt könnten wir Papas Hunde gebrauchen, dachte sie, dann fragte sie sich, wie es Moray überhaupt gelungen war, Lord Reginald aus seinem Schlafgemach zu entführen. Ihre Mutter hatte dem Duke doch ganz sicher nicht die Tür geöffnet!
    Auch wir müssen einen Anschluss an das Tunnelsystem haben, schoss es ihr in den Kopf. Wenn wir zurück sind, muss ich Alfred mal einen Tipp geben. Vielleicht findet er den Zugang.
    »In Deckung!«, rief Black. Dann packte er sie und riss sie mit sich ins Gras. Dass er dabei auf ihr zu liegen kam, erschreckte Violet zunächst ein wenig, doch dann fand sie