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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Coup! Albern! Und nun? Soll ich
die Wahrheit rauslassen und Familienbande zerreißen? Wer weiß, was ich damit
anrichte. Vielleicht wäre es das Ende der deutsch-italienischen Freundschaft —
in diesem Privatbereich. Nee, lieber nicht. Besser, der Herr Wuhlwörs setzt das
auf die Verlustliste. Ist sicherlich das kleinere Übel.
    Er nickte Jutta zu und trollte sich.
Auf der Rolltreppe verteilte er die Schoko-Tafeln auf die vier Taschen seiner
Hose.
     
    *
     
    Jutta tat ihre Arbeit und spürte, wie
die Nervosität sich verstärkte. Wo blieb Blohm? Wann öffnete der seine Post?
    Für einen Moment war sie abgelenkt
gewesen: durch Carina. Und den kleinen Dicken mit der grimmigen Miene. Aber
jetzt schien sich eine unsichtbare Schlinge um ihren Hals zu legen.
    Und wenn jemand die Pralinen kauft —
schoß es ihr plötzlich durch den Kopf. Was dann? Lasse ich das zu? Reiße ich
die Schachtel an mich? Um Himmels willen, was dann?
    Reg dich ab! befahl sie sich im
nächsten Moment. Die Schachtel steht soweit hinten — niemand findet sie.
    Endlich, gegen 10.05 Uhr, las
Abteilungsleiter Blohm den Erpresserbrief.
    Sofort war der Teufel los.
    Ungeachtet eventueller Kunden stürzten
er und Verkaufs-Assistent Weickl zur Süßwaren-Abteilung.
    Aus den Augenwinkeln verfolgte Jutta
ihr Tun.
    Das Suchen begann und wurde immer
hektischer.
    Ihr Blödmänner! dachte sie. Dort, dort!
Heiß, ganz heiß! Himmel, ihr steht doch davor! Schon zum dritten Mal! Seht ihr
die Schachtel nicht? ,Süßer Gruß’ steht drauf.
    Sie sahen die Schachtel nicht.
    Später kamen sie zu Jutta. Niemand
hielt sich bei der Kasse auf.
    Blohm zeigte ihr den Erpresserbrief. Er
war aus Worten und Silben zusammengeklebt, die sie aus der Zeitung
ausgeschnippelt hatte.
    Blohm wischte sich kalten Schweiß von
der Stirn.
    „Was aber das Schlimmste ist“,
flüsterte er, „wir können die Pralinen-Packung nicht finden.“
    „Es waren nur wenige Kunden da“, sagte
Jutta. „Ich entsinne mich an jeden. Keiner hat Pralinen gekauft.“
    „Die Schachtel ist aber nicht da.“
Blohm keuchte. „Und ich glaube nicht, daß dieser Brief nur ein Scherz ist. Hier
steht wortwörtlich, daß die Schachtel — mit der Aufschrift ,Süßer Gruß’ — in
einem der Süßwarenregale versteckt ist.“

    „Wenn Herr Weickl für einen Moment die
Kasse übernimmt“, sagte Jutta, „könnte ich suchen. Manchmal sehen sechs Augen
mehr als vier.“
    Blohm zögerte. Es widerstrebte ihm, ihr
das einzuräumen. Wenn sie fand, was er und Weickl übersehen hatten, wäre das
eine Blamage. Doch dann gab er dem allgemeinen Interesse den Vorrang, vergaß
für einen Moment seinen Machismo ( Männlichkeitswahn ) und beauftragte sie
mit der Suche.
    Jutta sah sich um. Erst bei den anderen
Regalen, dann dort, wo sie die Schachtel versteckt hatte.
    Sie war nicht mehr da.
    Eine eisige Hand schien unter den
Rippen an ihr Herz zu greifen. Sie spürte, wie ihr das Gesicht runterfiel und
das Blut in den Beinen blieb.
    Sekundenlang mußte sie Blohm den Rücken
zuwenden, damit der Glatzkopf nichts merkte.
    „Sie finden auch nichts. Wußte ich’s
doch. Damit ist bewiesen: Jemand hat die Schachtel gekauft. Frey, reißen Sie
sich zusammen. Entsinnen Sie sich! Welcher Kunde war’s?“
    „Nie... mand“, stammelte sie. „Niemand
hat die Pralinen gekauft. Ich weiß es genau.“
    Blohm zerrte an seiner dicken
Unterlippe. „Also hat der Erpresser nur geblufft? Oder? Eigentlich
unwahrscheinlich. Trotzdem wird’s wohl so sein. Er will uns einschüchtern — ist
aber noch nicht zur Tat, zur Untat geschritten. Egal! Ich muß die Kripo
verständigen.“
    Weickl saß an der Kasse und klopfte mit
seinem silbernen Drehbleistift an die Zähne. Er war ein Hornbrillen-Typ und
Besserwisser.
    „Vielleicht, Herr Blohm“, näselte er,
„hat Frey wieder einen Dieb übersehen. Wie gestern. Ist ja nicht
auszuschließen, nicht?“
    Blohm stöhnte. Böse sah er Jutta an.
Sie hatte kaum noch Farbe im Gesicht, und ihr Blick flackerte.
    „Das... halte ich für unmöglich“,
verteidigte sie sich schwach.
    Die beiden rannten ins Büro zurück.
    Jutta sank auf ihren Sitz.
    Also Fehlschlag! Verzweifelt versuchte
sie, sich an die zwei Dutzend Kunden zu erinnern. Natürlich! Einer von ihnen
hatte die Schachtel gestohlen. Wer? Wie konnte sie warnen? Nein! Gerade das
durfte sie auf keinen Fall tun. Es hätte zu ihrer Entlarvung geführt.
Andererseits konnte sie doch unmöglich den Tod eines oder mehrerer Menschen in
Kauf nehmen.
    Sie war

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