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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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den Inhalt.
    Sein Geld reichte für vier Tafeln. Als
er das Portemonnaie schloß, fiel es ihm aus der Hand und rutschte unter die
Gondel.
    Ärgerlich ließ er sich auf die Knie nieder.
Er mußte unter die Gondel kriechen. Gerade wollte er einen Fluch loslassen, als
sich sein Blick in die nächste Regalreihe richtete.
    Er sah rote, hochhackige Schuhe mit
braunen Beinen darüber, einen bunten Sommerrock, einen Einkaufswagen mit wenig
Inhalt und einen Korb, der vorn an dem Wagen hing.
    Eine Frauenhand mit drei dicken
Armbändern öffnete eben den Deckel des Korbes. Die zweite Hand der Frau ließ
eine Packung Kekse, eine Mini-Torte (mit dreijährigem Haltbarkeits-Datum) und
eine kleine Pralinen-Schachtel hineinfallen.
    Er konnte lesen, was auf der Schachtel
stand: SÜSSER GRUSS.
    Hm, hm, dachte er. In den Korb gehört
das nicht, sondern in den Einkaufswagen.
    Er schob den Kopf weiter vor und sah
auch die obere Hälfte der Frau.
    Eine Zigeunerin, dachte er. Aufgeputzt
wie ein Zirkuspferd. Sie klaut! Nicht zu fassen. Aber damit kommt sie nicht
durch. Ist doch selbstverständlich, daß sie an der Kasse den Korb öffnet. Das
gebietet der Anstand. Dummes Luder, diese Zigeunerin! Natürlich fliegt sie auf,
und damit bringt sie ihre ganze Sippe in Verruf. Kein Wunder, daß es dann
heißt: Alle Zigeuner klauen.

    Er nahm sein Portemonnaie, robbte
zurück und richtete sich auf.
    Die werde ich kaschen, dachte er, bevor
sie an der Kasse ist. Aber im selben Moment durchzuckte ihn Erleuchtung.
    Klar! Logo! Sonnenhell! Das war eine
Testdiebin! Raffiniert, raffiniert! Gestern der Pfannenschmidt und heute die
Zigeunerin. Die Wuhlwörs-Manager brachten ihre Mitarbeiter auf Vordermann.
Einfach teuflisch, wie hier trainiert wurde.
    Das will ich erleben! dachte er.
    Seine Knie waren schmuddelig. Er trug
heute karierte Bermuda-Shorts. Wegen der Bundweite benötigte er eine
Herrengröße. Die Bundweite war für Personen berechnet, die ungefähr anderthalb
Köpfe größer sind als er. Deshalb reichten ihm die Hosenbeine bis zur Hälfte
der Waden.
    Er klopfte sich die Knie sauber,
grapschte vier Tafeln Schokolade aus dem Regal und bog um die Ecke.
    In der Regal-Gasse nebenan schob die
bunte Zigeunerin ihren Einkaufswagen zur Kasse.
    Klößchen folgte, hatte die Backenzähne
aufeinandergepreßt und die Augen zu Schlitzen verengt. Zweifellos bot er den
Anblick eines Kaufhaus-Detektivs, der gerade eine Diebin ertappt.
    Aber bei der Kasse lief dann alles ganz
anders.
    Die Zigeunerin leerte ihren Wagen,
nicht aber den Korb. Die Frey tippte die Preise ein.
    „Ich geh noch in die Cafeteria“, sagte
die Zigeunerin mit dunkler Altstimme. „Dann hole ich Nicole ab. Bis später,
Jutta.“
    „Ist gut, Carina.“
    Jutta Frey gab ihr das Wechselgeld
raus.
    Carina, die Zigeunerin, verstaute ihren
bezahlten Einkauf nun auch im Korb — ohne daß Jutta hineinsehen konnte.
    Die kennen sich! dachte Klößchen.
Machen die gemeinsame Sache? Was sonst! Oder nutzt diese Carina die
Bekanntschaft schamlos aus, indem sie das Vertrauen mißbraucht?
    Er war verwirrt. Außerdem würde es
nichts nützen, wenn er eingriff. Vielleicht steckten die beiden tatsächlich
unter einer Decke. Dann gab es keinen Beweis für den Coup. Denn Carina würde
behaupten, sie habe alles, was jetzt im Korb war, vorgelegt; und Jutta würde
beschämt gestehen, sie habe beim Eintippen Kekspackung, Mini-Torte und
Pralinen-Schachtel total übersehen.
    Dann kriegt sie den nächsten Rüffel,
überlegte Klößchen. Aber überführt ist sie nicht. Besser, ich halte mich
zurück.
    Die Zigeunerin stolzierte zur
Rolltreppe.
    „Na, und du?“ sagte Jutta.
    „Äh... Guten Morgen!“ Er bezahlte die Schoko-Tafeln
und ließ sich eine Tüte geben. „War das eben eine Zigeunerin?“
    „Eine...“ Jutta lachte. „Nein. Carina
ist meine Schwiegermutter. Eine waschechte Italienerin.“
    „Stehlen Italienerinnen?“ Scharf sah er
sie an.
    Jutta hob erstaunt die Brauen. Sie war
kein bißchen verlegen oder unsicher, ihre Miene echt.
    „Unter Italienern gibt es sicherlich
Diebe. Du denkst an den Pfannenschmidt, ja?“ Sie lächelte. „Aber für meine
Schwiegermutter lege ich die Hand ins Feuer.“
    Dann kriegste Brandblasen, dachte er.
Also klarer Fall. Carina klaut. Jutta ahnt nichts. Und sowas nennt sich
Verwandtschaft. Wäre ja auch lächerlich, ihr zu unterstellen, sie würde mit
diesem überreifen Paradiesvogel die Beute teilen. Von allem die Hälfte: von
Keksen, Mini-Torte und Pralinen. Was für ein

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