Bombe an Bord (Haie an Bord)
wie gelähmt, unfähig, sich zu
entscheiden.
6. Gegen Gehirnerweichung
Tim hatte Turnschuhe gekauft.
Dann suchte er nach Gaby und Karl. Bei
den Handtüchern fand er sie nicht. Aber bei den Badekappen entschied sich Gaby
soeben für eine türkisgrüne. Karl vergnügte sich mit dem Zusehen. Tim
bewunderte die beiden Badetücher.
„Man kann sich damit abtrocknen“,
erklärte Karl. „Man kann sich aber auch drauflegen. Es seien regelrechte
Vielzwecktücher, meint die Verkäuferin. Eine Spezialität des Hauses — und
gerade rechtzeitig zur diesjährigen Feriensaison. Haben wir nicht wieder ein
Glück.“
„Mit meinen Schuhen schneide ich genauso
gut ab“, grinste Tim. „Vielzweckschuhe, hat mir der Verkäufer erklärt. Man kann
damit stehen, gehen, rennen — sogar sitzen. Lediglich im Bett sind sie
unbequem.“
„Ich sag’s ja immer“, blödelte Karl.
„Den höchsten Stand der Technik haben wir noch nicht erreicht. Der perfekte
Schuh als Endziel — das ist ein Schuh, den man überhaupt nicht mehr ablegen
muß. Weder im Bett noch in der Badewanne, weder im Schnee noch beim Schneiden
der Fußnägel.“
„Ich kenne da ein rezeptfreies
Medikament“, sagte Gaby. „Das hilft gegen Sodbrennen und Gehirnerweichung. Ein
Vielzweck-Medikament. Soll ich’s euch besorgen?“
„Mir nicht“, lachte Tim. „Ich hatte
schon lange kein Sodbrennen.“
Gaby bezahlte ihre Badekappe an der
Kasse. Mit der Rolltreppe fuhren sie ins Erdgeschoß, wo Klößchen an einem
Pfeiler lümmelte und langsame Kaubewegungen machte.
„Habe den hiesigen Test abgeschlossen“,
erklärte er. „Die Sauerlich-Produkte beherrschen den Markt. Selbstverständlich
mußte ich einige Kostproben mitnehmen. Werden getestet. Wegen der Frische-Garantie,
die es auf unsere Produkte gibt.“
„Willi“, sagte Gaby, „mit der nächsten
Schere, die mir in die Hand fällt, schneide ich deine Hosenbeine ab. Du siehst
unmöglich aus. Sind das nun zu lange Shorts oder zu kurze lange Hosen?“
„Es ist modische Mittellänge“,
erwiderte er. „Aber wenn’s dir nicht gefällt...“ Er bückte sich und begann, die
Hosenbeine aufzurollen.
Als er damit fertig war, umspannten
dicke Ringe die strammen Oberschenkel.
„Roll sie wieder runter“, meinte Gaby.
„Das sieht noch schlimmer aus.“
„Dir kann man’s nicht recht machen.
Jedenfalls besitze ich fünf dieser Bermuda-Shorts, und alle werde ich nach
Italien mitnehmen.“
„Die Italiener haben längst eine feste
Vorstellung von uns Deutschen“, erwiderte Gaby. „Schaden kannst du dem
nationalen Ansehen nicht mehr.“
Sie pustete gegen ihren Pony, der
verträumt in die Blauaugen hing. Dann wurde es Zeit zur Rückkehr. Sie liefen zu
den Rädern. Gleich nach dem Start fuhren sie an einem italienischen Lokal
vorbei, einer Cafeteria.
Dort hatte man sich ins Freie
ausgeweitet, nämlich Tischchen auf den breiten Gehsteig gestellt.
Müßiggänger/innen zogen sich Espresso oder Eisbecher rein.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Klößchen
einen bunten Klecks, der auf einem der Stühle saß. Bei genauerem Hinsehen
erkannte er Carina, Juttas Schwiegermutter, die vermeintliche Zigeunerin und
tatsächliche Italienerin.
„Seht ihr den Paradiesvogel dort“,
machte er seine Freunde aufmerksam, „’ne starke Mutter, was? Aber sie klaut.“
Während sie weiterfuhren, berichtete er
von seiner Beobachtung.
„Deine Entscheidung war richtig“, sagte
Tim. „Ich hätte mich genauso verhalten. Die Beute hat nur geringen Wert und
steht in keinem Verhältnis zur Aufregung, die unweigerlich der offiziellen
Entdeckung gefolgt wäre. Außerdem kann sich die Frey keinen weiteren Minuspunkt
leisten. Trotzdem“, er verringerte sein Tempo und hielt, „kann man nicht
einfach wegsehen, wenn eine Diebin ihren Trieb auslebt. Richtig?“
Seine Freunde hatten ebenfalls die
Bremse gezogen. Sie befanden sich auf einer freien Stelle des Parkstreifens und
hielten den Fahrzeugverkehr nicht auf.
„Weggesehen habe ich ja nicht“, sagte
Klößchen, „sondern alles genau beobachtet — ihren gierigen Stehltrieb. Wenn sie
wenigstens Sauerlich-Erzeugnisse geklaut hätte. Das versteht man ja noch. Bei
der Qualität — da wird selbst der Ehrlichste schwach.“
Gaby sah ihren Freund an. „Hast du was
vor?“
„Man sollte ihr mal kurz vor den Bug
spucken.“
„Keinen Schuß vor den Bug?“
„So großes Geschütz ist nicht nötig.“
Er lachte. „Spucken genügt.“
„Und wie“, fragte Karl, „willst du
dieser
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