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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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aufgedonnerten Fregatte (Kriegsschiff; übertragen: herausgeputzte
Frau ) vor den Bug spucken?“
    „Indem ich ihr sage, daß wir nur einmal
ein Auge zudrücken. Wartet ihr hier?“
    Er überließ Karl sein Rennrad, joggte
die kurze Strecke zurück und näherte sich dem Cafeteria-Tischchen, an dem
Carina Platz genommen hatte.
    Sie trank Espresso, schon den zweiten,
rauchte einen schwarzen Zigarillo und hatte den Einkaufskorb neben sich gestellt.
Ihr goldenes Feuerzeug lag auf dem Tisch. Ihr Blick nahm alles auf: das Gewühl
der Innenstadt, den unablässigen Verkehrsstrom, die Hektik.
    Tim blieb vor ihr stehen.
    Die nächsten Tische waren frei. Niemand
würde mithören.
    Er sah in nachtschwarze Augen, die an
polierten Onyx ( Halbedelstein ) erinnerten. Die Frau hatte ein
interessantes Gesicht. Dennoch — für einen Moment war er überrascht von der
abweisenden Kälte in ihrer Miene.
    „Ich erwarte nicht, daß Sie mir
antworten“, sagte er, „auch keine Erklärung oder Rechtfertigung. Sie sollen
lediglich wissen, daß man Sie beim Diebstahl beobachtet hat — im Kaufhaus
Wuhlwörs. Offensichtlich betreiben Sie das als Sport — und nicht aus Not.
Diesmal mag’s durchgehen. Beim nächsten Mal werden Sie angezeigt. Guten Tag!“

    Er wandte sich um und joggte zurück. O
Mann! dachte er. Die kriegte ja Pupillen wie Stecknadelköpfe. Sowas von Wut!
Nein! Kälter! Richtiger Haß war das.
     
    *
     
    Ihre Hände waren eiskalt geworden, aber
sie zitterten nicht. Ohne eine Regung in ihrem Zigeuner-Gesicht sah sie Tim
nach. Sie führte den Zigarillo zum Mund, sog Rauch in die Lungen und griff dann
zur Espresso-Tasse. Sie stieß den Rauch durch die Nase aus und ließ den Blick
kreisen.
    Sie konnte keinen Polizisten entdecken
— weder einen Uniformierten noch einen, der nach Zivil-Bulle aussah. Also keine
Gefahr.
    Eine Eissäule schien sich in ihrem
Gemüt aufzubauen. Das war immer so in Momenten der Gefahr. Dann schalteten ihre
Nerven ab. Sie blieb kaltblütig, behielt kühlen Kopf und hatte — bislang —
immer alles gemeistert.
    Dennoch — was dieser Bengel ihr so
sachlich-höflich serviert hatte, wirkte wie ein Keulenhieb. Ein Schock!
    Man hatte ihren Diebstahl bemerkt. Das
traf ihren Lebensnerv. Diebstahl war nicht nur der Inhalt ihres Lebens — gerade
sie hatte Diebstahl zur höchsten Kunstfertigkeit entwickelt und galt bei
Insidern ( Eingeweihten ) als unübertroffen, als Bella Carina, die Große:
schon zu Lebzeiten eine Legende.
    Zum ersten Mal versagt, dachte sie. In
einem deutschen Kaufhaus. Ausgerechnet. Wieso? Es war keine Situation, um
Fingerfertigkeit anzuwenden. Niemand war in der Nähe. Ich mußte nur auf die
Überwachungskameras achten. Denen bin ich ausgewichen. Mit Erfolg. Sonst hätte
mich der Hausdetektiv gestellt. Aber woher weiß dieser Bengel dann...?
    Sie fühlte sich beschämt. Es kam einer
Demütigung gleich. Es gefährdete ihren Beruf. Nicht umsonst war sie die
bewunderte Ausbilderin im LAGER DER SKLAVEN. Dutzende hochqualifizierter Diebe
und Taschendiebe waren aus ihrer Schulung hervorgegangen.
    Keiner, dachte sie, darf erfahren, daß
mich dieser Bengel beobachtet hat — wie auch immer. Keiner! Carlo nicht,
Massimo nicht, Marko nicht — und am wenigsten der Chef!
    Sie beruhigte sich langsam.
    In Gedanken untersuchte sie ihren
Fehler.
    Worauf hatte sie nicht geachtet — gegen
welche Regel verstoßen? Es gab nur eine Erklärung: Dieser Bengel hatte sie aus
einem Versteck heraus beobachtet. Vielleicht war er selber ein Dieb.

7. Überführt
     
    Kommissar Glockner las den
Erpresserbrief zum zweiten Mal, schob ihn dann in eine Klarsichttüte und sah
Blohm an.
    Der Verkaufs-Assistent Weickl und ein besorgt
blickender Herr im dunkelblauen Leinenanzug hatten sich in Blohms Büro
versammelt und erwarteten nun Wunderdinge von Gabys Vater, dem Kommissar.
    Bei dem Mann im Leinenanzug handelte es
sich um den Direktor des Kaufhauses. Er hieß Meier, hielt sich für den Größten
und hatte eine Narbe an der Stirn.
    „Den Brief müssen wir ernst nehmen“,
sagte Glockner, „unabhängig davon, ob die vergifteten Pralinen gefunden werden
oder nicht. Vielleicht hat ein Kunde die Schachtel gestohlen. Vielleicht wurde
die Schachtel schon vor Tagen versteckt. Hätte der Erpresser das erst heute
getan, wäre er ziemlich dumm. Denn dann könnten wir den Kreis der Verdächtigen
eingrenzen. Was den Briefkasten draußen an Ihrer Bürotür betrifft, Herr Blohm,
hatte der Erpresser es leicht. Dieser Briefkasten

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