Bombe im Bikini
drauf — und als es hell im Zimmer wurde, hätte ich ums Haar
losgeschrien.
Ein Mann erwartete mich. Ein
Mann saß auf meinem Bett — hatte im Dunkeln auf meinem Bett gesessen!
»Machen Sie die Tür zu, Mavis«,
sagte Vega sanft. »Ich möchte mit Ihnen reden .«
Automatisch schloß ich die Tür.
»Wie sind Sie denn hier hereingekommen ?« stotterte
ich.
»Das war kein Problem«,
erwiderte er. »Ich bin Ihnen mit meinem Wagen von Don Alfredos Hazienda aus
gefolgt. Ich sah, wie Sie mit Rio in die Bar gingen — da kam ich herauf und
wartete auf Sie .«
»Aber die Tür war doch
verschlossen !«
»Für den Chef der
Geheimpolizei?« Er lachte leise. »Das hört sich ja wie eine Beleidigung an,
Mavis !«
»Na ja«, sagte ich und faßte
mich allmählich wieder. »Nun sind Sie also da — und was wollen Sie ?«
»Ich wollte Sie bitten,
mitzukommen .«
»Heißt das, daß ich verhaftet
bin ?«
»Aber nicht doch!«
»Dann...« Ich schluckte. »Dann
wollen Sie mich verhören ?«
»Aber nicht doch«, wiederholte
er. »Ich möchte Sie ausführen. Ich möchte Sie mit jemand bekannt machen .«
»Mit wem?«
»Das soll eine Überraschung
werden«, sagte er. »Kommen Sie, wir fahren gleich los .«
Ich hielt es für zwecklos, mich
mit ihm zu streiten. Wir fuhren mit dem Lift in die Eingangshalle hinab und
traten hinaus auf den Bürgersteig.
»Hier steht mein Wagen«, sagte
Vega und öffnete die Tür eines schnittigen hellen Thunderbird.
»Ich wette, den haben Sie sich
nicht von Ihrem Gehalt gekauft«, sagte ich vorwurfsvoll.
Vega zuckte die Schultern. »Man
muß eben sehen, wie man zurechtkommt. Ich widme meine gesamte Begabung und den
größten Teil meiner Zeit dem Wohlergehen meines Vaterlands. Was ist da schon
ein Auto als Belohnung ?«
Fünf Sekunden danach sausten
wir los, und weitere zwanzig Sekunden lang starrte ich durch die
Windschutzscheibe vor mir — dann hielt ich es nicht länger aus, schloß die Augen und hielt sie fest geschlossen.
Ich hörte, wie die Reifen bei
jeder Kurve ohrenbetäubend schrill gegen solche Tortur protestierten und
dazwischen immer wieder den Schrei eines zu Tode erschrockenen Fußgängers, den
Vega im letzten Augenblick verfehlt haben mußte.
»Ich bin ein ausgezeichneter
Fahrer«, sagte Vega fröhlich. »Letztes Jahr bin ich bei der Carrera
Panamericana mitgefahren — das ist unser berühmtes Straßenrennen .«
»Haben Sie gewonnen ?« fragte ich, nur um etwas zu sagen.
»Ich hätte gewonnen«, sagte er.
»Aber unglücklicherweise war Fortuna nicht auf meiner Seite. Auf einer
Bergkuppe gibt es da eine Linkskurve. Aber was macht mein Wagen, offenbar um
seine Selbständigkeit zu beweisen? Er beschreibt eine Rechtskurve und segelt
über den Abgrund hinaus !«
»Ein Wunder, daß Sie dabei
nicht ums Leben gekommen sind.«
»Ja, da hatte ich nun wieder
Glück: Ich konnte aus dem Wagen springen, ehe er abstürzte .«
»Und Sie haben sich nicht
verletzt ?«
»Wenn man von zwei gebrochenen
Beinen absehen will, nein«, erwiderte er. »Ah! Wir sind schon da .«
Der Wagen kam so abrupt zum
Stehen, daß ich mit der Stirn an die Windschutzscheibe prallte. Vega stieg aus,
kam auf meine Seite herüber und hielt mir die Tür auf.
»Vielen Dank, Señor Vega«,
sagte ich.
»Nennen Sie mich Rafael«, bat
er. »Ich möchte heute abend einmal meinen Namen aus
dem Munde der schönsten Frau Mexikos hören .«
»Jetzt übertreiben Sie,
Rafael«, sagte ich sanft.
»Stimmt«, gab er zu. »Aber nur
ein ganz klein wenig .«
Er nahm meinen Arm, geleitete
mich über den Bürgersteig und über eine Treppe in einen Keller hinab.
Jedenfalls war es mal ein Keller gewesen — nun war es ein Nachtlokal. Eine
Combo von vier Mann gab lateinamerikanische Rhythmen von sich, dazu tanzte ein
schwarzhaariges Mädchen mit Kastagnetten. Auf den ersten Blick schien ihr
Kostüm lediglich aus weiteren drei Kastagnetten zu bestehen, und in den Mienen
der Herren, an denen wir vorüberkamen, konnte ich erkennen, daß sie von diesen
Kastagnetten regelrecht fasziniert waren.
Wir setzten uns, ein Kellner
erschien.
»Was nehmen Sie, Mavis ?« fragte Rafael.
» Rye «,
sagte ich.
»Nein.« Er schüttelte
freundlich sein Haupt. »Sie müssen Tequila trinken, das ist unser
Nationalgetränk. Nach Mexiko reisen und keinen Tequila trinken, das ist
genauso, als käme jemand nach Hollywood und läse keine Skandalmagazine .«
Er bestellte in ratterndem
Spanisch, der Kellner eilte weg.
»Da fällt mir ein«, sagte
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