Bombe im Bikini
ich,
»fast hätte ich es vergessen .«
»Pardon?«
»Sie erwähnten
Skandalmagazine«, erwiderte ich. »Eine schreckliche Person, eine
Klatschkolumnistin, bedrängt mich. Wenn ich ihr keine schmutzigen Geschichten
über meine Liebesaffären mit Toreros erzähle, dann will sie welche erfinden .«
»Sie haben Liebesaffären mit
Toreros, Mavis ?«
»Seien Sie nicht albern,
Rafael! Natürlich nicht. Der Himmel mag wissen, wer sie auf diese verrückte
Idee gebracht hat .«
»Und wie heißt die reizende
Dame ?«
»Smart«, sagte ich. »Lola
Smart. Sie schreibt für > Sneak < .«
»Vielleicht kann ich Ihnen
helfen«, sagte er. »Wenn Sie Ihnen lästig wird, meine liebe Mavis, dann werde
ich ihr lästig. Auf solche Dinge verstehe ich mich. Wenn ich will, kann ich der
lästigste Mensch in Mexiko sein .«
»Besten Dank, Rafael«, sagte
ich. »Wissen Sie, manchmal kommen Sie mir direkt menschlich vor .«
»Eine Schwäche von mir«, räumte
er ein. »Aber nur eine so wunderschöne Frau wie Sie wird sie je bemerken dürfen .«
Der Kellner kehrte zurück und
stellte vor jeden von uns ein Glas hin; dann entkorkte er eine Flasche, füllte
die Gläser und stellte die Flasche auf den Tisch.
Rafael erhob sein Glas. »Salud !« sagte er.
Ich erhob meins. » Cheers !« sagte ich.
Ich sah zu, wie er sich den
ganzen Inhalt in den Hals goß, und ich dachte mir, also, wenn das nun mal hier
so Brauch ist — das kann ich auch!
Und so folgte ich seinem
Beispiel.
Der Keller stand sofort in
Flammen. Die Dämpfe füllten mir Hals und Lungen, so daß ich nicht mehr atmen
konnte. Weißglühende Feuerzungen drangen aus meinem Mund in den Magen vor. Mein
Kopf dröhnte, als bearbeite ihn einer mit dem Hammer. Dies war das Ende,
erkannte ich instinktiv. Und welch schrecklicher Tod, dachte ich matt, bei
lebendigem Leibe von Flammen verzehrt zu werden.
Dann wurden die Hammerschläge
allmählich schwächer, die Flammen verloren die Hitze, und die Dämpfe
verflüchtigten sich. Ich sah plötzlich ein weißes Tuch vor meinen Augen — und
einen furchtbaren Augenblick lang dachte ich: Jetzt ist es passiert, jetzt deckt
man dich mit einem weißen Tuch zu.
»Chiquita!« Aus weiter Ferne vernahm ich
Rafael Vegas Stimme. »Trocknen Sie Ihre Tränen mit diesem Taschentuch .«
Meine Pupillen richteten sich
wieder aus, dankbar ergriff ich das Tuch und trocknete mir die tränenfeuchten
Wangen.
»Um Tequila so trinken zu
können«, lächelte er, »muß man damit groß geworden sein .«
»Das will ich gern glauben«,
krächzte ich. »Woraus stellt man ihn eigentlich her? Aus heißem Schwefel und
Sirup?«
»Ein herrliches Getränk«,
schwärmte er. »Wenn man es langsam genießt .«
Ich trocknete mir die Augen und
gab ihm sein Taschentuch zurück.
»Ah !« sagte er und erhob sich. »Da kommt mein Freund, der Herr, den ich Ihnen
vorstellen wollte .«
Der Mann trat neben mich an den
Tisch, ein breites Lächeln im Gesicht. Er verbeugte sich, dann schnatterten
Rafael und er in Spanisch aufeinander los.
Ich musterte den Mann, während
er sprach. Er war knapp mittelgroß, seine Züge wirkten müde, bis auf die Augen,
die lebhaft blitzten und zu glühen schienen. Er trug einen dichten schwarzen
Schnurrbart, in dem sich schon graue Fäden zeigten, und ich schätzte ihn auf
Mitte Vierzig. Als er herangekommen war, hatte ich bemerkt, daß er leicht
hinkte.
Rafael schwieg plötzlich.
»Verzeihen Sie, Mavis«, sagte er. »Ich vergaß einen Moment, daß Sie kein
Spanisch sprechen. Es war sehr ungehörig von mir .«
»Aber das macht doch nichts«,
sagte ich.
Rafael wandte sich an den Mann
und sagte auf englisch: »Erlauben Sie mir, Ihnen Señorita Mavis Seidlitz
vorzustellen, die schönste Besucherin, die je in unser großes Land gekommen ist .«
Der hinkende Herr verbeugte
sich tief. »Ich bin verzaubert, Señorita«, ertönte sein Baß. »Mein lieber
Freund Rafael Vega wird Ihnen nicht gerecht. Sie müssen die schönste Besucherin
sein, die je auf diese Erde gekommen ist !«
»Vielen Dank«, sagte ich und
sah Rafael ungeduldig an, denn ich brannte darauf, den Namen des Herrn zu
erfahren.
Aber das schien er vergessen zu
haben. Er setzte sich wieder, und auch der Herr nahm Platz. Rafael ließ noch
ein Glas bringen und füllte alle drei. Der Herr hob sein Glas und neigte den
Kopf in meiner Richtung.
»Ich trinke auf Ihre Schönheit,
Señorita Seidlitz«, sagte er.
Ich hielt es nicht länger aus.
»Rafael !« sagte ich kühl. »Haben Sie nicht
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