Bombe im Bikini
Höhle des Löwen? Dafür muß es einen guten Grund geben. Vielleicht ist es
auch gefährlich für sie, sage ich mir, vielleicht sollte ich zu Don Alfredos
Villa fahren, falls sie zum zweitenmal Hilfe braucht.
Und wenn nicht, dann wird sie doch so dankbar für meine Besorgtheit um sie
sein, daß sie mir den Grund ihres Besuches verrät .«
»Tut mir leid«, brummte Johnny,
»aber das ist unsere Angelegenheit .«
Rafael Vega tippte auf seine
Zigarre, worauf fünf Zentimeter Asche herunterfielen. »Dies ist Ihr erster
Besuch in Mexiko, Señor ?« erkundigte er sich höflich.
»So ist es«, gab Johnny knapp
zurück.
»Hier ist alles so anders als
in den Vereinigten Staaten«, fuhr Vega freundlich fort. »Die Macht des Staates
zum Beispiel ist... wie soll ich sagen — autokratischer? Unsere Gesetze sind
elastisch, sie können von einigen Leuten sozusagen gedehnt werden wie... nun
ja, wie Gummi. Zu diesen Leuten zählt unter anderem der Chef der Geheimpolizei .«
»Nun kommen Sie schon zur
Sache«, sagte Johnny ungeduldig.
Vega paffte zufrieden an seiner
Zigarre. »Ich brauche keinen richterlichen Haftbefehl, um Sie beide
festzunehmen... oder um Sie wochenlang festzuhalten, wenn es mir paßt. Aber ich
mache ständig Konzessionen, weil Sie Amerikaner sind. Touristen, die unsere
Sitten und Gebräuche nicht verstehen. Deshalb auch befindet sich die Señorita
noch immer auf freiem Fuß. Aber meine Toleranz hat ihre Grenzen. Also, bitte!
Warum haben Sie heute abend Don Alfredo besucht ?«
Johnnys Züge spannten sich ein
paar Sekunden, dann wurden sie wieder normal. »Sie kennen ja Mavis’ Story«,
meinte er.
»Sie hat mir heute früh ihr
Herz ausgeschüttet«, gab Vega zu. »Und weiter?«
»Sie tat so, als drohe sie
Esteban mit Erpressung«, sagte Johnny. »Daraufhin hat er versucht, sie
umzubringen .«
»Wie am Nachmittag einer seiner
Leute, hm ?« sagte Vega interessiert. »Ich hatte
persönlich eine Unterredung mit Tonio, so gegen fünf .«
»Haben Sie etwas herausbekommen ?« fragte Johnny.
»Bedauerlicherweise nein«,
sagte Vega. »Wir haben nur Dinge von nebensächlicher Bedeutung erfahren — etwa,
daß er ein schwaches Herz hatte .«
»Sein Herz ?« sagte ich langsam.
»Ich habe die Fragen wohl zu
schnell gestellt«, meinte Vega leichthin. »Und das war zuviel für sein armes
Herz. Es blieb stehen .«
»Sie meinen, er ist tot ?« sagte ich mit zitternder Stimme.
»Das meine ich, ja«, erwiderte
er ebenso ungerührt.
Ich griff in Johnnys rechte
Tasche, nahm sein Zigarettenpäckchen heraus und zündete mir eine an. Ich
brauchte etwas, um meine Nerven zu beruhigen.
Ein paar Sekunden herrschte
Schweigen, dann sagte Vega leise: »Ich warte .«
»Als ich herausfand, in was
Mavis sich da eingelassen hatte«, sagte Johnny, »hielt ich es für angebracht,
die Hintergründe zu beleuchten. Ich hatte eine Idee, wie Don Alfredo vielleicht
zum Reden zu bringen war. Aber leider hat sie nicht funktioniert .«
»Sehr interessant«, meinte
Vega. »Und was war Ihre Idee, Señor Rio ?«
»Ich gab vor, Goldene Inkas
kaufen zu wollen, und auch alle anderen Teile des Schatzes, der möglicherweise
entdeckt worden ist«, sagte Johnny. »Aber Don Alfredo stellte sich dumm. Er
wisse nicht das Geringste von irgendwelchen Inkaschätzen, sagte er .«
Vega kicherte vor sich hin,
während er den Wagenschlag öffnete. Er stieg aus, schloß die Tür wieder, dann
trat er neben Johnnys Fenster und lehnte sich mit verschränkten Armen darauf.
»Soll ich Ihnen etwas verraten,
Señor ?« sagte er. »Der Goldene Inka — der Schatz des
Inkafürsten — ist ein Märchen. Ein Märchen, von dem faule Ackerknechte träumen,
wenn sie in der Sonne liegen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.«
»Glauben Sie denn, Mavis hat
Sie belogen, als sie Ihnen von dem Geld und der Statue im Koffer erzählte ?« fragte Johnny.
»Nein.« Vega schüttelte den
Kopf. »Ich denke schon, daß sie mir die Wahrheit gesagt hat. Meine Leute haben
in der Gepäckaufbewahrung des Flughafens sorgfältig nachgeforscht. Es ist ganz
einfach, dort nachts durch eine Hintertür einzudringen. Und für zwei Mann wäre
es ebenso einfach, einen Überseekoffer hineinzutragen, den Anhängezettel mit
der Nummer auszutauschen und dann mit dem Geldkoffer zu verschwinden .« Vega kicherte wieder. »Eine völlig neue Methode, sich
einer Leiche zu entledigen.«
»Sie widersprechen sich
selbst«, sagte Johnny. »Erst behaupten Sie, der Goldene Inka sei
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