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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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nach, »nur für Dr. Kluge, Ihren toten Mitarbeiter, da dreht sich leider gar nichts mehr.«
    Schwankes Gesicht verfinstert sich, er hält in seinen Aufräumarbeiten inne, schaut Leon fragend an und murmelt schroff: »Was geht Sie das an?«
    »Eigentlich nichts, aber ich habe zufällig den Mann im See gefunden.«
    Schwanke lässt die Skizzen fallen, seine Augen weiten sich. Er blickt Leon verunsichert an. Dann fährt er sich mit der linken Hand über den Schädel, glättet seine lang gezogene Haartolle über seiner Glatze und lässt sich mit offenem Mund auf den Schreibtischstuhl plumpsen. Ungläubig mustert er Leon, winkt ihn schließlich zu sich und deutet ihm an, Platz zu nehmen.
    »Heinomol, Dr. Kluge war einer unserer fähigsten Mitarbeiter«, sagt er langsam und in weinerlichem Tonfall. »Unser Key-Account-Manager. Gestern erst war die Beerdigung, schrecklich.«
    Leon schaut sich, bevor er Schwankes Handbewegungen Folge leistet, genauer in dem großen Büro um. Er sieht hinter sich an der Wand mehrere Fotografien hängen. Zielstrebig geht er darauf zu und erkennt auf mehreren Bildern Gunther Schwanke. Die Sammlung überschreibt Leon mit dem Titel: ›Schwanke und die Großen dieser Welt‹. Neben dem Firmenchef erkennt er den Verteidigungsminister mit hochdekorierten Militärs, den Ministerpräsident des Landes, wie er Schwanke die Hand schüttelt, Schwanke mit der Frau Bundeskanzlerin und Deutschen Offizieren, Militärs aus anderen Ländern, vermutlich aus Afrika, und auf einem anderen Bild auch asiatische Offiziere.
    Dazwischen auf einem Brett fein säuberlich angeschraubt verschiedene militärische Orden, aus aller Herren Länder. Unter einem liest Leon: ›Hero of freedom‹.
    »Ein Held des Friedens«, stichelt Leon, »das wird man doch nicht nur mit Fernsehschüsseln?«
    »Kommt ganz auf das Programm an«, gibt Schwanke verhalten zurück, »aber was wollen Sie denn jetzt? Ich denke, Sie sind wegen meiner Zeit bei Dornier und wegen dem alten Claude hier?«
    Leon lässt die Bildersammlung hinter seinem Rücken hängen, geht zu dem Firmenpatriarchen an den Tisch und setzt sich ihm gegenüber. »Es lässt mir einfach keine Ruhe. Ich habe den Mann im Wasser gefunden, ich habe das Einschussloch gesehen und die Austrittswunde, brutal! Das Bild werde ich nie vergessen.«
    »Das glaube ich Ihnen, aber das alles wird unseren Herrn Dr. Kluge auch nicht mehr lebendig machen«, winkt Schwanke sachlich ab. »Das Leben geht weiter. Ich habe jetzt Riesenprobleme, ich muss den Mann ersetzen, so einen Mann wie Kluge, mit seinen Connections, so einen bekommen sie nicht vom Arbeitsamt zugewiesen.«
    »Weiß man denn schon etwas Genaueres? Hat die Polizei einen Verdacht – oder Sie?«
    Schwanke schüttelt ratlos seinen dicken Kopf. Dann wuchtet er seine nicht unerhebliche Masse aus seinem Vitra-Stuhl, geht zu einem halbhohen Sideboard, bückt sich und kommt mit zwei Cognac-Schwenkern und einer Flasche original Courvoisier XO Imperial zurück.
    »Zumindest ein würdiger Drink«, lobt Leon beim Anblick der unverwechselbaren Flasche, bohrt aber unbeeindruckt weiter: »Wer soll ihn denn umgebracht haben? Und vor allem auf diese Art und Weise? Sah aus wie eine Hinrichtung.«
    Schwanke geht auf die Frage nicht ein. Konzentriert füllt er die Gläser.
    Leon weiß nicht warum, aber er kann von dem Thema nicht lassen. Dabei hat er sich um den toten Kluge in den letzten Tagen keinen Deut gekümmert. Doch jetzt, wo er in dem Unternehmen sitzt, in dem er gearbeitet hat, schwirren ihm plötzlich etliche Fragen durch den Kopf. »Entschuldigung, aber Sie müssen schon verstehen, Herr Schwanke«, lässt er nicht locker, »das Loch, das hätten Sie sehen sollen.«
    Schwanke nickt unsicher, reicht Leon ein Glas und prostet ihm zu. »Auf Matthias, er war mein Freund und mein bester Mitarbeiter.«
    »Key-Account-Manager«, nickt Leon. »Sagen Sie, was ist das denn, was macht so ein Manager genau?«
    »Sie können auch Vertriebs-oder Verkaufschef sagen. Kluge hat immer mehr in der Außenvertretung der Firma meine Stelle eingenommen. Ja, er war schon längst meine rechte Hand.«
    »Das heißt, er war wie Sie auf den Fotos an der Wand, bei den Militärs unterwegs und hat ihre Waffen in aller Welt verkauft?«
    »Junger Mann«, Schwankes Stimme klingt verärgert, »wir kommen vom Thema ab. Fragen Sie zu Claude Dornier, was Sie wissen wollen, und dann machen wir Feierabend.«
    »Entschuldigen Sie, ich bin eben interessiert, was Sie machen und diese

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