Bombenbrut
ihren fliegenden Kisten und gleichzeitig an die heute ausgetüftelte, perfekte High-Tech-Wissenschaft für Tötungsmaschinen auf perfideste Art, die hinter den Fassaden dieser Unternehmen entwickelt werden.
Über die Firma Defensive-Systems von Gunther Schwanke hat er recherchiert, aber die Firma zeigt sich nach außen verschlossen. Auch im Internet gibt das Unternehmen nicht viel preis: ›An excellent partner for system solutions in space and terrestrial monitoring demanding efficiency in system engineering and system management.‹, steht nicht sehr vielsagend auf der Homepage.
Zum Management wird auf Schwanke verwiesen, und da mit Stolz auf seine ehemalige Zugehörigkeit zu Dornier: ›Defensive-Systems was founded by former executive managers of Dornier Satellitensysteme GmbH / Astrium GmbH.‹
Mehr Persönliches fand er über Gunther Schwanke in den Archiven der Lokalpresse. Dort wird der Mann gefeiert als ein engagierter Bürger in den örtlichen Vereinen, Präsident des Segelklubs, Präsident des Musikvereins und Mitglied des Kirchengemeinderats.
Nach Immenstaad, vor dem Schloss Kirchberg, setzt Leon den Blinker links und fährt einen schmalen Weg in einen Rebhang hinunter. Der See liegt vor ihm, rötlich flirren die Wellen in der Abendsonne, gegenüber schimmert die Alpenkette. Nur undeutlich kann er die Säntisspitze erkennen. Ein gutes Zeichen, hat er von Helma gelernt, die ihm ihre Weisheit verriet: Sind die Alpen abends im Dunst, erweist die Sonne am nächsten Morgen ihre Gunst!
Er folgt einem kleinen Hinweisschild ›Defensive-Systems‹ und hält schließlich vor einem eisernen Tor. Er sieht, wie eine Kamera auf ihn zoomt, er winkt, das Tor öffnet sich automatisch. Zunächst fährt er durch einen dicht bewachsenen Park, dann plötzlich steht er vor einer modernen, gläsernen, dreistöckigen Fassade.
Leon stellt seinen Porsche auf den fast leeren Parkplatz, nur noch wenige Beschäftigte scheinen in der Firma zu sein. Er steigt aus und lässt sich von einem Portier, der angestrengt auf verschiedene Monitore stiert, die das Gelände rund um das Anwesen beobachten, den Weg ins Chefbüro erklären.
Mit einem Fahrstuhl fährt er direkt in das oberste Stockwerk, die Tür öffnet sich leise und Leon steht unvermittelt in einem großen, hellen Raum. Ihm ist, als würde er auf einem Dach ohne Wände stehen. Rundum nur Glas, der Blick reicht ungehindert über den See und in die Weinberge.
»Willkommen«, geht Gunther Schwanke mit einnehmendem Lächeln auf Leon Dold zu, »Sie sind der Journalist, der mit mir über alte Zeiten reden will?«
»Auch«, sagt Leon, »aber ebenso, wie man zu solch einem traumhaften Arbeitszimmer kommt, mit dem gigantischen Ausblick.«
Gunther Schwanke lacht geschmeichelt, winkt bescheiden ab und sagt voller Inbrunst: »Schaffe! Mein Lieber, schaffe!«
Leon schüttelt angesichts dieses überwältigenden Ambientes ungläubig den Kopf, geht einen Schritt auf Schwanke zu, reicht ihm die Hand und schaut sich weiter staunend um. »Gratuliere, Sie haben’s tatsächlich g’schafft!«
Der Blick über die Seelandschaft ist phänomenal. Man sieht über den See bis hinüber zu den Alpenspitzen in der Schweiz und Österreich sowie über die gesamte Seelänge von Konstanz im Westen bis Bregenz im Osten.
Aber auch die Einrichtung und Aufteilung des riesigen Büroraums besticht. Leon kommt sich im biederen Oberschwaben plötzlich vor, wie in einem modernen Loft im Obergeschoss des Guggenheim-Museums. Im Zentrum des Raums liegt eine runde, gläserne Arbeitsplatte auf zwei großen Chromböcken. Gunther Schwanke steht daneben und räumt schnell einige ineinander gerollte technische Zeichnungen vom Tisch. Leon erkennt ein paar Skizzen, die aussehen, als zeigten sie eine überdimensionale Satellitenschüssel. Auf einem gesonderten Blatt sieht er in der Schüssel deutlich achteckige Flächen, die sich, miteinander verbunden, wie ein Oktogon zu einer runden Fläche zusammensetzen.
»Sieht aus wie ein überdimensionaler Übertragungssatellit von Astra oder Eutel«, zeigt Leon auf die Skizzen, bevor Schwanke sie abräumen kann. »Sind wir TV-Kollegen?«, strahlt er den Firmenchef unbedarft an.
»Ja«, gibt dieser freundlich zurück, »in Satelliten machen heute alle, selbst Leute, die gar nichts davon wissen. Aber ohne Satelliten würde sich diese Welt nicht mehr drehen.«
»Dabei drehen sich doch gerade die Satelliten um die Welt«, lächelt Leon und schiebt mit einem unbekümmerten Tonfall
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