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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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500.000 Euro Provisionszahlung aus.«
    »Was soll das jetzt?«
    »Hey, Onkel, ich weiß, wie es um den Laden steht. Schau doch der Realität ins Auge.« Markus Kluge steht auf, geht zu Schwanke und legt ihm seinen rechten Arm freundschaftlich um die Schultern: »Mensch, Onkelchen, ich habe einen Interessenten, der bezahlt uns mehr als die von uns anvisierten zehn Millionen Dollar für Patente, die sowieso schon öffentlich sind, und zusätzlich kassieren wir noch einmal zehn Millionen für die technische Leitung des Baus irgendwo im Kuhrud-Gebirge, wo eh keine Sau hinkommt. Wo ist denn da das Problem?«
    »Im Iran?«, haucht Schwanke plötzlich leise, wie hinter vorgehaltener Hand. »Heinomol, Kuhrud-Gebirge!«, flüstert er entgeistert. »Bist du denn total verrückt, ausgerechnet Iran?«
    »Warum denn nicht? Auch die bezahlen in Dollar, und wir bauen nur eine zivile Sternwarte mit dem größten astronomischen Teleskopspiegel der Welt. Den Deal haben wir unterzeichnet – beziehungsweise mein Vater kurz vor seinem Tod – bevor die Patente als geheim eingestuft wurden. Wo liegt das Problem?«
    Schwanke schluckt trocken. Fährt sich mit seiner linken Hand über den Kopf, achtet dabei routiniert auf seine lange Haarsträhne, greift erneut zu seinem Taschentuch und wischt sich damit über die Stirn, während er Markus fassungslos anstarrt.
    Der lächelt selbstsicher, seine hellen Augen funkeln hinter seiner John-Lennon-Brille, er wirft mit einer kurzen Kopfbewegung eine blonde Locke aus seinem jugendlichen Gesicht und zeigt sich als Businessman der globalen Welt. »Jetzt kommt der Hammer, Onkel: Wir liefern über Zypern und Dubai und den Irak. Alle inoffiziellen Lieferungen gehen zurzeit diesen Weg, das ist längst kein Problem mehr, ich habe das gecheckt.« Er lacht souverän, seine weiblichen Lippen verziehen sich zu einem schmalen Strich. »Das ist doch mein Job!« Dann dreht er sich von Schwanke ab, schaut auf den See und fährt unbeirrt fort: »Und bitte: Wer will uns denn was anhaben wegen solch eines Teleskops für Sternegucker, das nach Ansicht unseres Forschungsministeriums sowieso nichts taugt? Das haben wir ja amtlich!«
    Schwanke schnaubt wie ein Pferd. Er stampft über sein edles Parkett, stolpert fast über den Perserteppich, der unter seinem Schreibtisch hervorlugt.
    »Hey, den Deal hat mein Vater schon vor zwei Wochen abgeschlossen«, behauptet der junge Kluge mit einem hinterhältigen Lächeln, als wäre es wahr, »was sollen wir jetzt tun? Damals gab es noch keine Geheimhaltungs-Direktive. Willst du vertragsbrüchig werden?«
    »Heinomol, Markus, ich habe dich unterschätzt. Ich weiß, du bist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie dein Vater. Aber glaube mir, da hätte selbst er geschluckt. Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache.«
    »Lass mich mal machen«, lacht Markus frech, »wir bleiben dabei: Wir hatten das Teleskop längst verkauft, basta! Wir werden alle Verträge mit einem Datum vor dem Tod meines Vaters versehen. Ich unterschreibe nur mit meinem Nachnamen, wo ist das Problem? Das merkt niemand, meine Unterschrift ähnelt der meines Vaters.« Markus strahlt siegessicher. »Und gegen die nachträgliche Geheimhaltungs-Direktive des Verteidigungsministeriums legen wir sofort Einspruch ein. Als Zeugen rufen wir das Bundesforschungsministerium auf und legen deren negative Einschätzungen zu unseren Patenten bei – das wird sich hinziehen, bis die Beamtenärsche sich einig werden und da irgendetwas entschieden ist, ha!« Markus Kluge lacht zynisch, seine hellen Augen sprühen hinter den kleinen Gläsern seiner Brille. »Und so lange beziehen wir uns auf den Rechtszustand vor unserer Vertragsunterzeichnung.« Markus ist in Fahrt, er sieht seinen Onkel in der Defensive. Er fühlt sich plötzlich selbst in der Rolle seines Vaters, wie er ihn schon immer gesehen hat, als Chef von Defensive-Systems. Cool agiert er aus dem Schreibtischstuhl des Firmenpatriarchen und plappert unbekümmert weiter: »Und bis die Gerichte wissen, was sie wollen, haben wir das Teleskop im Kuhrud-Gebirge auf über 4.000 Meter längst gebaut und sind um rund 20 Millionen reicher.«
    Schwanke steht fassungslos vor dem jungen Kluge, der so mir nichts, dir nichts seinen Schreibtisch in Beschlag genommen hat.
    Der schaut seinem Onkel herausfordernd ins Gesicht. Davon hatte sein Vater immer geträumt, dass er auf diesem Stuhl sitzt und den Kurs des Unternehmens bestimmt. Er wäre jetzt sicherlich stolz auf ihn.
    »Heinomol, Junge«,

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