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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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kleinen Seeschlosses. Ein Mann vertaut dort eine flache Jacht und streckt seinen langen Körper in die Höhe.
    Leon erkennt vage die Silhouette einer Gestalt, mehr nicht. Er kneift seine Augen zusammen, der Mann ist gertenschlank und sehr groß. Die Figur kommt ihm bekannt vor, sie erinnert ihn an Markus Kluge, aber er kann ihn nicht eindeutig identifizieren. Verdammt, hat der Kerl das Boot auf dem See in die Luft gejagt?
    Leon sieht die Gestalt über den Steg auf das barocke Schlösschen zugehen. Als wäre sein Kommen angekündigt, öffnet sich die Tür, und die unbekannte Gestalt verschwindet im Haus.
    Leon spuckt in das unter ihm nur noch leicht schäumende Wasser. Die Wellen klatschen matt an die Kaimauer, nur die orange Sturmwarnung erinnert noch immer an den vorübergezogenen Sturm. Leon hat für das meteorologische Schauspiel kein Auge mehr. Er will jetzt nur wissen, ob die Silhouette, die er gesehen hat, tatsächlich Markus ist. Dann hätte er aller Wahrscheinlichkeit nach das Boot da draußen in die Luft gesprengt! Aber warum? Und vor allem: Waren Menschen darauf? Und wenn ja, wer?
    Leon geht nachdenklich zu seinem Auto. Er zieht sein tropfnasses Hemd und seine nassen Turnschuhe aus und wirft die Klamotten neben seinen Sitz auf die Äste des Haselnussstrauches. Er fährt mit nacktem Oberkörper und barfuß in nasser Hose um den Hafen herum, am Kirchberger Schloss vorbei und biegt ab Richtung Defensive-Systems. Vielleicht sollte er einfach hineingehen und Gunther Schwanke zur Rede stellen? Dann würde er sehen, ob der Besucher Markus ist oder nicht.
    Auf einmal sieht er im Rückspiegel hinter sich eine schwere, schwarze Limousine auftauchen. Er fährt auf dem schmalen Weg rechts ran und lässt den Wagen an sich vorbeigleiten. Die getönten Scheiben verhindern einen Blick in das Innere des Autos. Es ist ein monströser Chrysler mit dem schweizerischen Kennzeichen ›ZG‹ für Zug, bei Zürich.
    Leon schaut dem Wagen nach, sieht, wie sich das schwere Eisentor zum Anwesen Schwankes automatisch öffnet und der Wagen im Gebüsch des Parks verschwindet.
    Leon steigt aus, zieht schnell wieder seine nassen Turnschuhe an, läuft auf das Tor zu und joggt am Zaun entlang. Die nassen Schuhe quietschen bei jedem Schritt, sein Oberkörper streift die nassen Blätter der Bäume und Büsche, Äste schlagen ihm ins Gesicht, aber Leon ist getrieben von seiner Neugierde. Es sind gute zwei Kilometer, dann steht er am Wasser. Der Sicherheitszaun des Unternehmens ragt weit in den See hinein, Überwachungskameras sind rund um das Anwesen angebracht. Ein unbemerktes Eindringen ist so nicht möglich. Außer – außer vielleicht vom See aus?
    Neugierig späht er durch den Zaun, watet ein Stück ins Wasser und versucht, einen Blick auf das Schloss zu erhaschen. Er fragt sich, welcher Geschäftspartner so spät am Abend aus Zug kommt.
    Rasch entschlossen läuft er zurück zu seinem Wagen und fährt, so schnell es ihm möglich ist, zum Heinzler zurück. Dort wählt er sich mit Michael bei der Rezeption sofort ins Internet ein, liest die neueste Meldung der Wasserschutzpolizei und steht vor einem weiteren Rätsel. Die Wapo gibt an, dass ein Charterboot mit Touristen die Sturmwarnung ignoriert habe und trotz heftigen Gewitters auf dem See vor Uttwil gekreuzt sei. Vermutlich sei das Motorboot von einem Blitz getroffen worden, wodurch der Tank explodierte und die Jacht sofort unterging. Wie viele Menschen an Bord waren, ist noch nicht bekannt, die Ermittlungen dauern an.
    Leon nimmt die Kamera, spult das Digitalband zurück und schaut sich die Szene, die Simon vor der Explosion gedreht hat, genau an. Es scheint zunächst wie ein friedliches Bibelbild: In der Mitte der Seeidylle erkennt man deutlich ein großes Boot mit einem Kajütenaufbau. Es steht direkt im Lichtschein der letzten Sonnenstrahlen, um das Boot herum fallen die ersten Regentropfen, darüber deutet sich ein bunter Regenbogen an. »Wenn du durchs Wasser gehst, will ich bei Dir sein, Jesaja 43,2. Dass dich die Ströme nicht ertränken«, lacht Leon, der seine katholische Erziehung nicht verleugnen kann.
    »Dä Oine aber wollt’ nit dabei sei«, erinnert Simon in seinem breiten Schwäbisch an die Rennjacht, die in der nächsten Szene, wie deutlich zu sehen ist, über den See nach Kirchberg davonbraust.
    »Verdammt, ich glaube den Oinen kenn ich«, sagt Leon und schaut sich nach dem Chefkoch Thomas Heinzler um, von dem er weiss, dass der Mann leidenschaftlicher Segler ist. »Du

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