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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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»Das wären zwei Millionen für Sie und zwei Millionen für Ihre Partei.«
    Dies ist der erste Satz, den Leon deutlich vernimmt. Voluminös und kratzig. Er schreibt ihn Gunther Schwanke zu, dessen dröhnende Stimme er noch im Ohr hat.
    »Dafür kann ich Ihnen einen reibungslosen Verlauf Ihrer Geschäfte garantieren«, sagt eine deutlich verbindlichere, ebenfalls männliche Stimme. »Ich werde mich sofort mit dem Staatssekretär im Verteidigungsministerium in Verbindung setzen. Er ist ein alter Freund von mir, er soll mir mal erklären, warum Ihr Teleskop plötzlich als ›sensitiv‹ eingestuft wurde. Diese Geheimhaltungsklausel, zumal erst nach Erteilung der Patente, wird das Ministerium sicherlich wieder rückgängig machen können. Aber dafür muss man eben auch was tun. Ich werde dem Staatssekretär Ihre Parteispende direkt aushändigen.«
    »Wir müssen erst einmal abwarten, bis die Iraner sich wieder melden, wir wissen doch gar nicht, ob die jetzt noch wollen oder wie sie nun reagieren werden.«
    Markus, durchzuckt es Leon, seine knabenhafte Stimme ist ihm schon beim ersten Treffen mit dem Hünen aufgefallen.
    »Deine Iraner werden diesen Zwischenfall realistisch einordnen.« Jetzt spricht offenbar wieder Schwankes voluminöser Bass. »Wir haben Matthias verloren, die nun ebenfalls einen ihrer Unterhändler, also steht es eins zu eins. Davon lassen die sich nicht beeindrucken.«
    Leon spitzt die Ohren. Er scheint im richtigen Augenblick vor dem Fenster zu liegen. Die Männer reden über den ermordeten Matthias Kluge, seinen, den von ihm gefundenen Toten. Eins zu eins! – Wer ist der andere Tote? Und wer ist der dritte Mann im Raum, der vier Millionen kassieren und damit im Verteidigungsministerium vorsprechen will?
    »Machen Sie sich wegen der Iraner keine Sorgen, das manage ich für Sie. Wichtig ist, dass jetzt zuerst das Verteidigungsministerium die Geheimhaltung überdenkt«, der Fremde sprudelt erneut in einem honigsüßen Tonfall, »und machen Sie sich erst recht wegen der 20 Prozent keine weiteren Gedanken. Die Höhe des Aufschlags ist für jeden Araber nachvollziehbar. Bei solchen Geschäften ist es üblich, dass man hie und da etwas nachhelfen muss. Die Summe, die Sie mir bezahlen, dürfen Sie auf Ihre Rechnung für die Iraner aufschlagen und so können Sie sie sogar absetzen. Machen sie doch bei den Geschäften in Deutschland auch: 19 Prozent Märchensteuer, das zahlen wir doch alle!«
    Nach diesen Worten hält es Leon nicht mehr in seiner sicheren Entfernung aus. Glücklicherweise stehen die Fenster offen, sodass er dem Gespräch leicht lauschen kann. Aber er will unbedingt diesen Typen sehen, der die deutsche Mehrwertsteuer einer arabischen Korruptionssteuer gleichsetzt. Oder warum sonst verlangt er zwei Millionen für seine Partei und zwei Millionen für sich? Verdammt, wer darf solche Honorarsätze fordern?
    Vorsichtig schiebt er sich näher über die Holzbohlen an die gläserne Terrassentür heran, will aber nicht in ihren hellen Schein geraten und robbt deshalb auf der Terrasse ein kleines Stück zurück. Von dort aus hebt er im Liegestütz vorsichtig seinen Oberkörper, um endlich in den Raum blicken zu können. Er macht Schwanke links im Raum aus, in einem großen Sessel sitzend. Ihm gegenüber ein etwa 50-jähriger Mann, mit schwarzem Schnauzer, grauen, halblangen Haaren, schwarzem Anzug und einer auffallend großen, dunklen Hornbrille. Zwischen den beiden, auf der Couch, genau gegenüber von Leon, sitzt Markus Kluge in seinem legeren Freizeitdress.
    »Wer, glauben Sie, hat meinen Vater umgebracht?«, fragt Markus unvermittelt an die Adresse des Schweizer Gastes.
    »Schrecklich, junger Mann, schrecklich. Ich habe Ihnen noch gar nicht mein Beileid ausgesprochen.« Der Unbekannte redet ein astreines Hochdeutsch, mit leicht bayerischem Akzent. Er beugt sich aus seinem Sessel zu Markus und reicht ihm seine rechte Hand: »Ich kann gar nicht glauben, dass der Mord in Zusammenhang mit unserem Geschäft stehen soll. Nein, das ist sehr untypisch, wirklich; und warum auch? – Auf der anderen Seite, was eben vorgefallen ist, ist doch alles sehr diffus, nicht wahr? Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll, wer hat denn was davon, dass die drei Iraner nun im Paradies bei 72 Jungfrauen weilen? Gar nicht auszudenken, wenn Sie noch auf dem Boot gewesen wären?«
    »Müssen wir uns um Markus Sorgen machen, ist er als Nächster an der Reihe?« Gunther Schwankes Stimme klingt ehrlich besorgt. Seine

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