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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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hast doch draußen einen Kat liegen, kann ich den haben?«
    »Der Wind lässt nach, du kommst zu spät«, lacht der Koch.
    »Geh du in deine Küche«, winkt Leon ab, »da herrscht wohl gerade ein ganz anderer Sturm, draußen kam gerade ein Bus an.« Er deutet Thomas Heinzler eine lange Nase an, lacht und geht hinaus vor das Restaurant. Es ist schon langsam dunkel geworden, Leon zieht erneut seine Schuhe aus, dazu die Hose und schiebt den Katamaran auf seinem Trailer von der Wiese in das Wasser.
    »Komm mit«, lädt er Simon zu einer abendlichen Segeltour ein.
    Es herrscht noch immer ein guter Westwind, der Katamaran nimmt schnell Fahrt auf und durchschneidet auf einer Kufe backbord die Wasseroberfläche von Immenstaad Richtung Kirchberg. Spielerisch plätschern die Wellen hinter der Heckflosse zusammen und ziehen eine gluckernde Wasserlinie. Das Großsegel ist gut gebläht und sorgt für schnelle Knoten, die Fock ist straff gespannt und gibt dem Tornado Halt, die Pinne pflügt hart durch das Wasser und bestimmt den Kurs eng am Ufer entlang.
    »Wo willst du denn hin?«, fragt Simon, der schon bald die rasante Segeltour, immer auf gleichem Kurs gen Westen, mit nassem Po nicht mehr ganz so lustig findet. »Hättest mir ruhig was sagen können, dann hätte ich Thomas nach einem Neoprenanzug gefragt«, schimpft er und hebt sein Gesäß leicht an, während sich weiter die Wellen von unten durch das Netz des Trapezes auf die Sitzfläche des Boots brechen.
    Aber Leon lacht nur hämisch: »Man macht keine Besuche in einem Neoprenanzug, schon gar nicht in so einem feinen Haus.« Während er spricht, zeigt er nach vorn auf das alte Seeschlösschen von Schwanke, das sich dem Wasser zugewandt von seiner herrschaftlichsten Seite zeigt. Noch ist das Gebäude klar zu erkennen, obwohl die Dämmerung schon eingesetzt hat.
    Leon steuert den Kat zum Ufer und Simon kapiert erst jetzt, dass er am Schlossparkufer anlegen will. Er pfeift beim Anblick des großen, alten Schlossgebäudes anerkennend durch die Zähne.
    »Musch halt schaffe!«, belehrt ihn Leon und öffnet das Großsegel. Dadurch verlangsamt er die Fahrt des Kats, nimmt Kurs auf das Ufer und gibt dann die Fock dem Wind frei.
    Der Katamaran kommt fast ganz zum Stehen, Leon schiebt sich vom Trapez und gleitet leise ins Wasser. Er steht auf festem Grund, dreht den Kat Richtung See und flüstert Simon zu: »Du bleibst so stehen. Wenn ich zurück bin, müssen wir vielleicht einen schnellen Start hinlegen. Halte die Fock fest und zieh sie straff an, sobald ich komme. Das Großsegel übernehme dann ich.«
    Bevor Simon antworten kann, ist Leon im Dunkel der Uferbüsche verschwunden. Er orientiert sich an einer großen Glasfront des Gebäudes, die von innen beleuchtet ist. Es ist das einzige helle Fenster des Schlösschens, gern würde er wissen, ob Markus dahinter sitzt. Und vielleicht erfährt er so auch, wer der späte Besucher aus der Schweiz ist? Er schleicht sich vorsichtig am Ufer entlang, will zu der Veranda, die er in der einsetzenden Finsternis vor dem hellen Fenster gut erkennen kann. Der Lichtschein wird durch die Balkonfläche gebrochen, bevor er sich im Seewasser widerspiegelt. Er hofft, dass er aus dem Wasser auf die Balustrade steigen kann. Doch je näher er sich vortastet, umso deutlicher wird, dass die Veranda, zum Schutz gegen die manchmal tobenden Wellen, hoch gebaut ist. Er geht weg vom Ufer, huscht tiefer in den Park, sucht vorsichtig Schutz hinter einigen Bäumen, um nun vom Garten aus auf die Terrasse zu gelangen.
    Er fröstelt leicht, die nasse Unterhose klebt am Hintern, das Wasser läuft an seinen Beinen hinunter, die verteufelten Schnaken stechen ungehindert hinein.
    Vor dem Haupteingang der alten Seevilla sieht er mehrere Autos stehen. Er kann sie nicht zuordnen, weiß er doch nicht einmal, welche Autos von Schwanke selbst, seiner Frau oder anderen Hausbewohnern gefahren werden. Immerhin erkennt er den schwarzen Chrysler aus der Schweiz, der direkt vor der Eingangstür parkt.
    Leon schleicht sich bis an die Hauswand und geht in ihrem Schatten zur Seeseite nach vorn. Von hier kann er jetzt leicht über ein Geländer auf die Terrasse steigen. Er bückt sich und geht vorsichtig, unter den Fenstersimsen hinweg, auf die große, helle Glasfront zu. Bevor er dort ist, legt er sich flach auf die Holzdielen, um weiterzurobben. Er muss in den beleuchteten Raum sehen, um zu wissen, ob Markus dort drinsitzt.
    »20 Prozent, das ist heftig!«, hört er einen Mann poltern.

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