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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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summarum, schon bevor er auf den Werkstatthof rollt, rund 300 Euro. – Und jetzt soll er für diesen Preis auch noch langsamer fahren? Leon drückt wieder das Gaspedal trotzig bis zum Anschlag durch und sieht im Rückspiegel die seit Wochen bekannte blaue Fahne über die Fahrbahn wirbeln. Wenn er für den Wagen schon so viel blechen muss, will er auch seinen Spaß damit haben. Er setzt den Blinker links und bleibt die gesamte Strecke bis zum Autobahnende nur auf der Überholspur.
    Vor Überlingen wird aus der vierspurigen Autobahn eine dreispurige Schnellstraße, dann wird sie zur engen Bundesstraße degradiert und dient schließlich den Touristen als Autopromenade und Uferstraße.
    Leon nutzt die Bummelei zu einem kurzen Gespräch mit Lena. »Morgen Abend komme ich zu dir, dann gehen wir einen Kopfsalat essen«, lacht er schelmisch, »ich freue mich riesig auf dich, lass nur den Rasen stehen, ich werde ihn mähen und bis Montag bei dir in Taisersdorf bleiben!«
    Lena jubiliert, sie freut sich: »Ich habe alles abgesagt, wir sind ganz für uns, du weißt doch, was Helma über deinen Filmhelden sagte. Vielleicht sollten wir das mal genauer recherchieren.«
    »Ich habe immer alles Nötige mit dabei«, lacht Leon anzüglich, »heute werde ich, wie jeden Donnerstag, rudern gehen und morgen Abend sehen wir uns!«
    Vor Friedrichshafen steckt er, wie erwartet, in einem zähen Stau. Er hat nicht mehr viel Zeit, er muss jedoch auf die andere Seite der Stadt. Direkt neben dem Flughafen wurde das neue Museum erbaut, heute strömt alles, was Rang und Namen hat, in diese Richtung. Leon ruft seinen Kameramann an. Er diktiert ihn zum Eingang. »Dreh bitte alle anfahrenden MacWichtigs, der Ministerpräsident wird kommen und sicherlich von der Familie Dornier begrüßt werden, der Oberbürgermeister, ein paar Schnittbilder der Musikkapelle, die gewiss aufspielt, – und dann bin ich auch schon da.«

15
    Hauptkommissar Horst Sibold sitzt seinem Vorgesetzten Fridolin Möhrle gegenüber. Der Regierungsdirektor doziert seit einer halben Stunde über das Staatsrecht und die Aufgabenverteilung zwischen der Polizei, dem Landes-und Bundeskriminalamt, dem Verfassungsschutz, dem Bundesnachrichtendienst und dem Militärischen Abschirmdienst. »Letztendlich leitet die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen in unserem Fall, jedoch muss immer erst der Parlamentarische Kontrolldienst bei Untersuchungen gegenüber einem Staatssekretär zustimmen. So einfach ist das alles nicht, mein lieber Herr Hauptkommissar, auf dieser Ebene wird die Luft dünn. Deshalb sollten Sie dankbar sein, dass ich Sie von der Sonderkommission abgezogen habe. Das BKA hat den Fall komplett übernommen, die Damen und Herren arbeiten auf Hochtouren. Glauben Sie, Sie verstehen deren Handwerk besser?«
    »Ich bitte Sie, Herr Direktor, darum geht es doch nicht, deshalb sitze ich nicht hier. Aber es ist meine Pflicht, Sie umgehend über meinen neuen Kenntnisstand zu informieren.«
    »Ja, genau, schreiben Sie ein Protokoll des Gesprächs mit diesem Journalisten und ich werde dieses sofort an das BKA weiterleiten, so wie es unsere Dienstvorschriften vorsehen.«
    Hauptkommissar Sibold greift in seine ausgebeulte Hosentasche und zieht sein feuchtes Taschentuch heraus. Zuerst schnäuzt er kräftig hinein, um anschließend mit dem Tuch über seine schweißnasse Stirn zu fahren.
    Regierungsdirektor Möhrle schaut seinem Mitarbeiter angewidert zu, zupft pikiert seine Fliege gerade, die er trotz tropischer Temperaturen unter dem Kragen seines weißen Hemdes gebunden hat, und legt dem Kommissar ein Papiertaschentuch auf den Tisch.
    »Des nitzt nichts«, lacht Sibold freundlich, »so ein Papier taugt nicht viel, das saugt sich voll wie ein Löschblatt, drum nehm ich lieber das gute, alte Stofftaschentuch.« Dabei hält er seinen feuchten Lappen triumphierend in die Höhe und Möhrle fast unter dessen Nase.
    »Ja, schon gut, lassen Sie das jetzt«, wehrt Möhrle Sibolds Taschentuchtheorie ab, »gehen Sie und schreiben Sie Ihr Protokoll. Verweisen Sie bitte deutlich darauf, dass Sie sich lediglich auf die Aussagen dieses wichtigtuerischen Journalisten berufen. Schließlich haben wir bezüglich dieses Herrn Stocks nichts, aber auch gar nichts in den Händen, und die Firma Defensive-Systems sowie Herrn Schwanke haben wir nach dem Mord an seinem Vertriebsmann genau unter die Lupe genommen. Der Mann hat einen guten Leumund. Seine Firma ist sehr solide und arbeitet schon lange mit

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