Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
Vom Netzwerk:
Natürlich haben die israelischen Agenten nicht höflich angefragt, ob sie auf deutschem Boden agieren dürfen, deshalb kann es von meiner Seite aus auch keine Ermittlungen geben, nicht einmal ein Aktenzeichen.« Der Kommissar trinkt sein Wasserglas in einem Zug leer und lacht hämisch: »Da kann man glatt einen Rückfall bekommen, ein rechter Schnaps, das wär’s jetzt.« Dann stürzt er statt des Schnapses ein weiteres Glas Wasser hinunter, lacht unverhältnismäßig laut, schaut Leon trotzig an, fährt sich mit dem rechten Ärmel über seinen Mund, putzt sich Trink-und Schweißwasser weg und schwört: »Keine Sorge, ich hab in meinem Leben genug runtergespült, meine Therapie heute heißt: Protokolle tippen. Das kann ich. Hier im Amt für meinen Angelverein.«
    Leon holt tief Luft und grätscht zwischen den plötzlichen Redeschwall des Kommissars: »Heißt das, Sie glauben, dass die Morde hier am See von dem israelischen Geheimdienst ausgeführt wurden?«
    »Was heißt da ›hier am See‹? Hier am See werden Kriegsgeräte produziert, die nicht nur mal ab und zu einen Vertriebsmann einer Waffenschmiede umbringen. Hier am See werden jeden Tag Waffen entwickelt und produziert, die Tausende von Menschen töten sollen.«
    »Aber gleich der Mossad?«
    »Gerade der Mossad«, echauffiert sich der Kommissar aufs Neue, »Smooth-and-cozy-Linie ist bei den Israelis angesagt; weil Deutschland im Dritten Reich ein Unrechtsstaat war, lassen wir den Israelis im Ausgleich jedes Unrecht zu.«
    »Und jetzt?«, fragt Leon irritiert und ratlos.
    »Und jetzt? Ich weiß auch nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle, aber vielleicht muss es mal raus: Die Kollegen des BKA haben Hinweise, dass der israelische Geheimdienst bei Defensive-Systems einen Maulwurf installiert hat. Aber suchen Sie dort nur nicht nach einem Herrn Weizmann, Guggenheim oder Augstein. Der Mossad hat genügend unauffällige Agenten mit einwandfreier deutscher Legende und Namen wie Robert Müller oder Leon Dold. – Sie sehen, die Räder unserer Dienststellen mahlen, aber halten Sie da Ihre Finger raus, Sie würden sie verbrennen. Glauben Sie mir, das ist nicht unsere Welt. Gehen Sie und bringen Sie Ihren Film über Claude Dornier zu Ende und ich schreibe meine Protokolle für den Angelverein fertig.«
    Leon schaut auf die Uhr, er muss tatsächlich dringend gehen, die Museumseröffnung ist in einer Stunde. »Ich halte Sie auf dem Laufenden«, sagt er und streckt dem Kommissar die Hand hin, doch dieser schlägt sie missmutig weg: »Sie halten gar nichts auf dem Laufenden, Sie halten sich da raus, Mann. Warum erzähl ich Ihnen den ganzen Kack? Kapieren Sie nicht? Es geht nicht nur um einen Toten oder drei. Der Krieg der Sterne wird zuerst auf der Erde geführt und Matthias Kluge, der Key-Account-Manager, war einer der Soldaten. So sehe ich seinen Tod, da gibt es für einen Landpolizisten nichts zu ermitteln. Das ist Krieg mit anderen Vorzeichen oder glauben Sie, die täglich 50 geführten Kriege in allen Ecken der Welt haben mit uns nichts zu tun? Nein? Wir produzieren ja nur die Spielgeräte dafür.«
    »Ich habe leider keine Zeit mehr«, Leon zieht seine Hand ohne den versöhnlichen Einschlag des Kommissars zurück und verschwindet. Er hat nur noch eine Stunde, dann muss er in Friedrichshafen sein.
    Er fährt auf die Autobahn nach Stockach. Unterwegs leuchtet in seinem alten Porsche ein oranges Kontrolllämpchen auf. Verdammt, erinnert er sich an den längst fälligen Ölwechsel und geht verunsichert vom Gaspedal. Der Motor verliert schon seit geraumer Zeit Öl. Wenn die Karre länger steht, läuft das Öl in den Turbolader. Wenn er Gas gibt, sieht er im Rückspiegel eine blaue Fahne hinter sich wabern.
    Der 911er war ein alter Traum von Leon. Als er ihm während eines Insolvenzverfahrens über das er für einen Beitrag recherchierte, wie ein Schnäppchen über den Weg gelaufen war, schlug er vorschnell zu. Von wegen Schnäppchen, die Karre kostet ihn heute viel zu viel. Ein Ölwechsel an jedem bürgerlichen Auto schluckt vier Liter und einen Ölfilter. Sein adliger von Porsche aber fordert mindestens zehn Liter und zwei Ölfilter. Und zu allem Überfluss traut er sich nicht, irgendein einfaches Öl in den verwöhnten Porscheschlund zu schütten, sondern nur, wie vom Hersteller empfohlen und seit über zehn Jahren brav befolgt, original Porsche Ölfilter und ein besonders kostspieliges, ebenfalls nur von Porsche empfohlenes Hochleistungsmotorenöl. Macht summa

Weitere Kostenlose Bücher