Bombengeschäfte
süddeutschen Provinz beim Aufbau einer Gewehrfabrik in Saudi-Arabien hilft, in der die Bundeswehr Hunderte Panzer an Schwellenländer verkauft, in der die Kanzlerin in Indien für den Kauf von Kampfjets wirbt – eine Welt, in der es kaum internationale Regeln gibt.
Unterwegs im afghanischen Unruhedistrikt Chahar Darrah: Deutsche Soldaten fahren in gepanzerten Wagen vom Typ Eagle und Dingo 2.
Der Slogan „made in Germany“ ist auf dem weltweiten Waffenmarkt ein starkes Verkaufsargument. Die Gruppe Wehrtechnische Messen (GWM) wirbt 2012 auf Messen in Katar, Jordanien, China, Indien, Brasilien und Pakistan für deutsche Wertarbeit.
Im deutschen Pavillon präsentieren sich ganz unterschiedliche Firmen – die meisten produzieren nicht ausschließlich Rüstungsgüter. Zu diesen Mischkonzernen mit mehreren Standbeinen gehört Rohde & Schwarz. Das Unternehmen aus München zeigt auf der DSEi seine Produkte für das Militär. Darunter sind die Funkgeräte R&S M3TR und R&S M3SR, entwickelt für Heer, Marine, Grenzschutz und Polizei. Auf der Messe verkündet das Münchner Unternehmen, dass seine Geräte an Bord zweier britischer Flugzeugträger zum Einsatz kommen sollen. In mehr als 70 Ländern bietet Rohde & Schwarz seinen Service an, rund 8400 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen und es erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2010/2011 einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Bekannt ist Rohde & Schwarz für seine Mess-, Rundfunk- und Kommunikationstechnik. Dass Rohde & Schwarz beim Militärfunk zu den Weltmarktführern gehört, wissen nur Insider.
Reporter unerwünscht
Wie begehrt deutsche Waffen in der ganzen Welt sind, zeigt sich auch an einem kleinen Stand am Rand des deutschen Pavillons: Dort präsentiert Heckler & Koch aus Oberndorf in Baden-Württemberg seine Gewehre und Maschinenpistolen. Zwei große Würfel mit dem Logo des Unternehmens drehen sich über dem Stand, knallrot leuchten darauf die Buchstaben HK. Sie stehen in der Welt der Militärs für Qualität made in Germany.
Die graumetallischen Wände hängen voller Waffen: Drei Varianten des G36 werden gezeigt, das Standardgewehr der Bundeswehr, 750 Schuss in der Minute. Daneben hängen die Sturmgewehre HK416, Kaliber 5,56 mm × 45, 850 Schuss in der Minute, und HK417, Kaliber 7,62 mm × 51, 600 Schuss pro Minute. Mit beiden Sturmgewehren versucht Heckler & Koch, den wichtigen US-Markt zu erobern, noch mit geringem Erfolg, Großaufträge blieben aus. Bisher nutzen diese beiden Gewehre lediglich Spezialeinheiten wie die Navy Seals, die Osama bin Laden jagten. Doch in den nächsten Jahren brauchen auch das Heer und die Marines neue Sturmgewehre. Amerikanische und europäische Unternehmen bewerben sich um den Großauftrag. Die Konkurrenz ist hart. Heckler & Koch könnte einen Großauftrag gut gebrauchen. 2010 richtete das Oberndorfer Unternehmen eine Fabrik in New Hampshire ein, um das Geschäft in den Vereinigten Staaten auszuweiten. In Großbritannien hat Heckler & Koch bereits seit Jahrzehnten eine Niederlassung. Einen prestigeträchtigen Auftrag für ein neues Gewehr, Kaliber 7,62, vergab das britische Verteidigungsministerium (MoD) dennoch an die Konkurrenz, obwohl Heckler & Koch mit dem HK417 in die letzte Auswahlrunde gekommen war. Ein kleiner und kaum bekannter Gewehrbauer habe die Tester im Gegensatz zu den Deutschen überzeugt, berichtete im Dezember 2010 das Waffenmagazin
Combat Arms
. 67
In Deutschland und innerhalb der NATO sollen nun das Maschinengewehr MG4 und die Maschinenpistole MP7 für Absatz sorgen. Mit ihnen sind die deutschen Truppengattungen ausgerüstet, die in Afghanistan eingesetzt werden. 68 Beide Waffen gehören zum Aufrüstungsprogramm Infanterist der Zukunft. „Die Maschinenpistole MP7 ist leicht zu handhaben“, schwärmt das Bundeswehr-Magazin
Y
über das Produkt aus dem Hause Heckler & Koch. „Was hat Ihnen an der MP7 besonders gefallen?“, fragt die Redaktion einen Soldaten, der mit der MP in Afghanistan unterwegs war. „Dass die Waffe trotz ihrer kleinen Größe und feinen Mechanik fast nie eine Störung hatte“, antwortet der Oberfeldwebel. Und ergänzt: „Die MP7 ist eine kleine, kompakte Waffe, die bis 100 Meter Kampfentfernung super ist.“ Die Bundeswehr ist ein wichtiger Referenzkunde für Heckler & Koch. Wenn die Truppe neue Produkte aus Oberndorf einführt, dann verkaufen sich die Waffen leichter im Ausland. Die jordanischen Spezialkräfte wurden bereits als Kunde gewonnen. Sie haben die MP7 für ihre
Weitere Kostenlose Bücher