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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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weißen Männer, die sich an ihr vergangen hatten, bevor sie sie abstachen wie ein Schlachtschwein. Sein Herz raste, als er seine Hilflosigkeit noch einmal erlebte. Danach hatten sie ihn fortgezerrt, während sie Brenda zwischen den brennenden Reifen auf grässliche Weise verrecken ließen.
    Eingebrannt.
    Das Bild hatte sich in sein Hirn eingebrannt.
    Er hatte es bei Tag vor Augen, wie eine zweite Linse, die sich vor die Bilder der Realität schob. Er hatte es vor sich gesehen auf der gleißenden Leinwand des Kalksteinbruchs, dessen von der Sonne reflektiertes Weiß ihn fast das Augenlicht gekostet hatte. Nachts schreckte er aus seinen Albträumen auf, aus denen er schweißgebadet durch seine eigenen Schreie aufwachte, wenn sie ihn wieder geschlagen hatten.
    Inzwischen hatte er gelernt, körperliche Schmerzen zu ertragen und Schreie einfach zu schlucken. Jetzt würden sie aus ihm einen professionellen Killer machen. Eine Tötungsmaschine, die nicht davor zurückschrecken würde, 70.000 Menschen auf einmal umzubringen. Er würde ein unsterblicher Held des neuen freien Afrika sein.
    Und er würde Brenda rächen.
    Er paddelte allein und sie erreichten Camp Zero in einer Stunde und 45 Minuten.
     
     

Freitag, 5. September 2008, Durban - Noch 643 Tage
    Am grellsten wurde Durban über der Baustelle des Moses-Mabhida-Stadions erleuchtet, wo die Bauarbeiten auch über Nacht fortgesetzt wurden und die Halogenstrahler ein fast taghelles Licht über die gespenstische Landschaft aus Kranskeletten, Stahlträgern und lärmenden Maschinen warfen.
    Der deutsche Bauingenieur Henning Fries und sein südafrikanischer Kollege Leonard Merheim trafen an jenem Morgen zur gleichen Zeit auf der Stadionbaustelle in Durban ein. Der Container 43 hatte inzwischen, wie auch die anderen Container, die sich im Innern des Stadions befunden hatten, seinen Platz gewechselt und war in die blaugraue Containerwand außerhalb der Großbaustelle integriert worden.
    »Na, alter Junge, die Ferien gut verbracht, so einsam im fremden Land?«, witzelte Leonard, als er Henning per Handschlag begrüßte. Der Südafrikaner mit dem braunen Teint und der hellgrauen Mähne, die den Mittvierziger um viele Jahre älter aussehen ließ, war in Südafrika geboren, sein Vater stammte aus Deutschland, seine Mutter aus Kapstadt. Inzwischen lebten seine Eltern in Hermanus, wo sie direkt an der Küste eine Lodge für Walbeobachter betrieben.
    »Besser, als ich dachte«, antwortete Henning, der jetzt seit zehn Monaten in Durban lebte und noch keine Zeit gefunden hatte, für ein paar Tage in seine deutsche Heimat zu fliegen.
    Der junge Ingenieur, der seine rötlichen Haare und die hellgrünen Augen von seiner Hamburger Mutter geerbt hatte, war ebenfalls ordentlich gebräunt, und die hellen Haare auf seinen entblößten Unterarmen glitzerten wie goldene Fäden im Licht der Baustellenscheinwerfer.
    »War ein paar Tage in Kapstadt und hab mir auch um Durban herum ein bisschen die Umgebung angesehen. Tal der tausend Hügel, Ezulwini-Reservat. Im Stadion ist alles ruhig geblieben soweit. Und bei dir?«
    »Wie immer. Meine Eltern werden langsam alt. Sie schaffen das voll belegte Gästehaus nicht mehr allein. Muss Kim gegenüber wieder einiges gutmachen, nachdem ich sie auch das erste Halbjahr schon ganz allein gelassen habe. Na ja, es scheint ihr nicht langweilig geworden zu sein, zumindest hatte ich nicht den Eindruck.«
    »Du warst noch in Kapstadt?«, fragte Henning.
    »Nur übers Wochenende. Wir haben mit ein paar Freunden Kims Geburtstag gefeiert. Leute vom African-Renaissance-Stadion waren auch dabei.«
    »Und wie läuft es bei denen?«
    »Schlagen sich mit ähnlichen Problemen herum wie wir. Und sie liegen nicht so gut im Zeitplan.«
    »Für uns Deutsche beginnt ja eigentlich schon morgen die WM«, sagte Henning Fries und Leonard Merheim sah ihn fragend an. »Morgen? Wie meinst du das?«
    »Das erste Qualifikationsspiel«, erklärte Henning, »gegen die Mannschaft aus Liechtenstein, und parallel auch für Wales und Aserbaidschan, die in derselben Gruppe spielen.«
    »Du bist gut informiert«, meinte Leonard anerkennend.
    »Klar. In Deutschland ist Fußball immerhin die Sportart Nummer eins, anders als bei euch hier in Südafrika.«
    »Stimmt. Ich hab mich noch nie so richtig für Fußball interessiert. Erst seit ich auf den Stadionbaustellen arbeite.« Merheim wechselte das Thema: »Hattest du Gelegenheit, dich inzwischen noch mal um das Ausgleichen der Toleranzen aus den

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