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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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drei Bogenabschnitten zu kümmern?«
    »Natürlich. Ich hab mir die Vermessungsergebnisse aus Deutschland kommen lassen sowie eine dreidimensionale Simulation anhand der aktuellen Daten erstellt. Dabei sind mir in unseren Plänen ein paar Details aufgefallen, die für mich neu waren. Und zwar genau an der Stelle, wo die Druckkräfte aus dem Druckring auf den Stahlbogen treffen. Hier, sieh dir das an. So sehen die Elemente aus. Diese Hohlräume unter den Bodenblechen habe ich nie so eingegeben.« Henning Fries zeigte auf die aus vielen Linien und Ziffern bestehende Querschnittszeichnung eines trapezförmigen Stahlhohlkastens, die auf dem Monitor seines PCs erschien.
    »Hier, hier und da. Siehst du die unterschiedlichen Abmessungen zwischen Oberflanschblech und Bodenblech in diesem Scheitelement? Warum ist der Abstand hier größer als sonst?«
    »Kann ich so schlecht erkennen«, meinte Merheim. »Aber wichtig ist vor allem, dass die Elemente in allen Systempunkten des Bogens keine größere Abweichung als plus/minus zehn Millimeter aufweisen. Und das scheint doch gegeben?«
    »Ja, das passt alles. Trotzdem frage ich mich, warum die lichte Höhe gerade hier abweicht? In allen drei Elementen, die auf dem Druckring aufliegen. Ich dachte, die hätten in Deutschland die Geometrien der Elemente in einer Vormontage überprüft?«
    »Und was schlägst du vor?«
    »Die Arbeit am Skywalk zu unterbrechen, bis wir das überprüft haben.«
    »Du weißt aber, dass wir mitten in der Endmontage der Bogenelemente sind und die ersten Bauteile schon aufgerichtet haben.«
    Henning Fries nickte. »Natürlich. Es muss trotzdem möglich sein, das zu klären. Und wenn ich selbst mit dem Lead Construction Inspector rede. Ich jedenfalls werde so nicht die Verantwortung übernehmen.«
    »Was sagt der Chefstatiker?«
    »Du meinst, der Typ aus den Emiraten, der diesen Wolkenkratzer gebaut hat? Hat der überhaupt eine Ahnung von Stahlbögen? Er pendelt meines Wissens noch immer zwischen hier und Dubai. Ich hatte jedenfalls noch nicht das Vergnügen, ihn kennenzulernen.«
    »Ich hab mir mal die Liste seiner Objekte angesehen. Er war außer in Dubai auch in Skandinavien bei der Öresundbrücke dabei und hat in China bei der Hangzhou Bay Bridge mitgearbeitet. China wiederum investiert in die afrikanische Infrastruktur, um sich den hiesigen Markt zugänglich zu machen und hat ihn für die statischen Berechnungen der neuen Brücke über dem Blauen Nil nach Äthiopien geholt. Der Mann ist absolute Spitze auf diesem Gebiet. Du müsstest ihn übrigens kennen. Heißt bin Hadid, Abdulrahman bin Hadid. Behauptet, zusammen mit dir studiert zu haben.«
    Abdulrahman bin Hadid. Henning Fries versuchte, sich ein Gesicht vorzustellen. Er erinnerte sich vage an einen Studenten mit arabischen Zügen. Konnte ebenso gut Türke oder Grieche gewesen sein. Sie hatten nie miteinander zu tun gehabt, denn Henning hatte ihn für einen Streber und Eigenbrötler gehalten. Der Orientale war ein halbes Jahr vor ihm von der Uni abgegangen und der Dekan hatte seine Diplomarbeit als beispielhaft und innovativ gelobt.
    Merheim riss ihn aus seinen Gedanken: »Bin Hadid hat meines Wissens einige Änderungsvorschläge der ursprünglich von dir angestellten Berechnungen ausgearbeitet. Kann sein, dass es dabei auch um die Abmessung der Hohlkastenträger am Druckring ging. Diese Pläne hier jedenfalls sind die aktuellen, die ich aus Hamburg habe. Hier.« Leonard Merheim zog Computerausdrucke aus seinem schwarzen Koffer und legte sie Henning Fries vor. Der starrte schweigend auf den Plan. Die Zeichnung stimmte mit dem Bild auf seinem Monitor überein, eindeutig.
    Aber er hatte ein mulmiges Gefühl. Diese Veränderungen waren nicht mit ihm abgesprochen worden. Nach seinen Berechnungen waren selbst in den neuralgischen Elementen, die auf dem Druckring lagen, weder doppelte Bodenbleche noch andere Änderungen nötig. Man hatte wegen der Durchleitung der Druckkräfte schon spezielle Druckverteilungsplatten verwendet. Er beschloss, die aktuellen Daten noch einmal gründlich zu checken.
    »Ich seh mir das noch mal in Ruhe an, wenn es dir recht ist«, sagte er. »Wann kommt dieser Hadid eigentlich endlich hierher? Als Statiker müsste er doch dabei sein, wo hier schon die ersten Bogenkonturen in die Luft ragen.«
    »Noch diesen Herbst. Spätestens. Du weißt, im Januar 2009 muss der Skywalk stehen.«
     
     

Samstag, 6. September 2008, Vaduz, Liechtenstein - Noch 642 Tage
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