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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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»Verdammt noch mal, wo kann ich das nur rauskriegen?«
    »Im Internet natürlich.«
    »Sicher, du Klugscheißer. Aber da ich ja hier oben keinen PC habe, müsste ich runter in die Wohnung meiner Eltern. Und dazu hab ich jetzt keine Zeit – und auch keine Lust. Es geht ja gleich weiter. Ich halt’s vor Spannung fast nicht mehr aus.«
    »Nun reg dich mal schleunigst wieder ab, Wolf. Sonst brichst du mir hier gleich noch mit ’nem Herzinfarkt zusammen. Dann müsste ich dich wiederbeleben. Und dazu hab ich nämlich keine Lust!« Angewidert verzog Dr. Schönthaler das Gesicht. »Mund-zu-Mund-Beatmung bei so einem alten, ekligen Kerl wie dir. Pfui Teufel!«
    Tannenberg rollte die Augen.
    »Aber nun mal im Ernst«, fuhr der Pathologe fort: »In deinem Alter darf man sich nicht mehr so heftig aufregen. Besonders an einem Tag wie diesem, an dem du nicht nur aussiehst wie das berühmte Häuflein Elend, sondern wie ein ganz großer Haufen davon.« Er lachte schallend und gab seinem unvermindert mürrisch dreinblickenden Freund einen kräftigen Klaps auf den Oberschenkel.
    Kurt, der zu Tannenbergs Füßen lag, knurrte bedrohlich und hob den Kopf.
    »Schon gut, mein alter Bär, der Rainer kann nichts dafür. Der hat sich manchmal einfach nicht unter Kontrolle.«
    »Das sagst ausgerechnet du«, spottete Dr. Schönthaler mit einem herausfordernden Grinsen auf den Lippen. »Vielleicht dürfte ich dich mal daran erinnern, wer dafür gesorgt hat, dass du letzte Nacht nicht irgendwo im Wald erfroren bist.«
    »Na, jetzt mach aber mal halblang. Da war doch eigentlich überhaupt nichts.«
    »Von wegen!« Er brach ab, schob die Augenbrauen nach oben und ließ sie dort verharren. Parallel dazu richtete er seinen Zeigefinger auf Tannenberg. »Die Stüterhofwirtin und ich. Uns beiden hast du dein Leben zu verdanken. Ja, ja, schau du nur so unschuldig. Wir haben der Kälte und der dunklen Nacht getrotzt und den sturzbetrunkenen Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission nach einer halben Stunde intensivster Suche hinter dem großen Waldparkplatz entdeckt: schlafend auf einer Bank – bei Minus 3 Grad!«
    Wolfram Tannenberg räusperte sich verlegen.
    »Mann, das hätte wirklich ins Auge gehen können.« Dr. Schönthalers Stimme gewann deutlich an Schärfe: »Was ist denn da nur in dich gefahren? Warum bist du so urplötzlich verschwunden?«
    »Ich glaube, ich war auf einmal todmüde und wollte einfach nur nach Hause in mein Bett«, jammerte Tannenberg. Er drückte sich mit den Fingerkuppen auf die Schläfen, um die immer stärker hämmernden Kopfschmerzen wegzumassieren.
    »Aber du bist in die entgegengesetzte Richtung gelaufen, mein Junge!«, setzte der Gerichtsmediziner nach. »Außerdem ist es doch viel zu weit.«
    Für einen Moment hatte Tannenberg seinen radikalen Absturz völlig vergessen gehabt. Der letzte Erinnerungsfetzen an den ausgeuferten Gaststättenbesuch, der in seinem Gehirn gerade noch präsent war, war ein Satz, den sein alter Freund im Verlauf des Abends gleich mehrfach hatte verlauten lassen: »Wolf, was du gerade machst, nennen wir Mediziner ›vorsätzliche Narkotisierung‹.«
    Was danach geschehen war, wusste er nicht mehr. Er hatte einen bilderbuchmäßigen Filmriss erlitten, hatte nicht einmal mehr die Spur einer Erinnerung an das, was in den letzten Stunden der vergangenen Nacht geschehen war. Dr. Schönthaler hatte ihm vorhin erzählt, dass er immerfort ein- und dieselbe Begründung für seinen Kampftrinker-Exzess heruntergeleiert habe: Er müsse die vielen Kois in seinem Kopf in Alkohol ertränken.
    Als er dann in den frühen Morgenstunden von Kurt mit einem feuchten Nasenstüber geweckt wurde, wusste er im ersten Moment überhaupt nicht, wo er war. Zuerst meinte er, dass ihn jemand wachküssen würde. Aber nachdem Kurt aus purer Zuneigung seinem verschlafenen Herrchen auch noch die raue Zunge über die Wange gezogen hatte, machte sich sogleich Ernüchterung bei ihm breit.
    Blinzelnd schlug er die Augen auf und blickte mitten hinein in einen massigen, wohlig brummenden Hundekopf. Kurt wollte nichts anderes, als seine Streicheleinheiten einfordern. Aber Tannenberg war ganz und gar nicht nach Liebkosungen zumute. Sein Rücken schmerzte, ihm war übel und schwindelig. Er richtete sich mühevoll auf und schaute sich um: Er befand sich unzweifelhaft in seinem eigenen Wohnzimmer. Hier auf seiner alten Ledercouch hatte er augenscheinlich die wenigen Nachtstunden verbracht.
    Seine Familie kümmerte sich am Morgen

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