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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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allen Kandidaten heißersehnte Signal für die Richtigkeit der Antwort.
    Der Quizmaster gewährte Tobias nicht die geringste Verschnaufpause.
    »Gleich weiter zu unserem nächsten Themengebiet«, setzte er den jungen Kandidaten unter Druck.
    Marco Kern stockte, denn er musste einen Augenblick warten, bis der Zufallsgenerator seine Wahl getroffen hatte. Auf einem hinter den roten Ledersofas angebrachten, überdimensionalen Bildschirm leuchtete der Begriff ›Sport‹ auf. Ein Raunen ging durch die Menge.
    »Welche Schwierigkeitsstufe möchten Sie haben?«
    »Die höchste Kategorie«, erwiderte Tobias, dem das unerwartete Erfolgserlebnis anscheinend Flügel verliehen hatte. Kaum hatte diese spontane Entscheidung seinen Mund verlassen, schon bekam er Angst vor der eigenen Courage. Mit schnell ausgestoßenen Worten versuchte er den im Rausch seines jugendlichen Übermutes gefassten Entschluss wieder zu revidieren: »Nein, nein, ich möchte lieber noch einen Moment darüber nachdenken. Vielleicht nehm ich doch besser eine andere.«
    »Dazu ist es nun leider zu spät, mein lieber Tobias«, entgegnete der Starmoderator mit sarkastischem Unterton. »Sie haben Ihre Wahl bereits getroffen. Die Zuschauer hier in der Halle und zu Hause an den Bildschirmen sehen bereits die betreffende Frage. Sie müssen sich jedoch noch ein wenig gedulden.«
    Tobi verschwand hinter einem schwarzen Vorhang. Kern warf seinen Arm in Richtung der Großleinwand und las sowohl die Frage als auch die vier Antwortalternativen vor:
    »Wie viele Spieler der legendären deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die im Jahre 1954 die Weltmeisterschaft gewann, sind noch am Leben?«
     
    A) 1
    B) 2
    C) 3
    D) 4
     
    Anschließend drehte er seinen Körper wieder in Richtung der Zuschauertribüne und verkündete: »Wie immer können Sie hier in der Halle mitraten und sich angeregt darüber unterhalten. Unser junger Kandidat kann Sie weder hören noch sehen.«
    Marco Kern begab sich eiligen Schrittes zu dem Dreiersofa, auf dem die beiden anderen Mitglieder des Tannenberg-Teams saßen.
    Er legte seinen Arm um Heiners Schultern und fragte: »Na, wissen Sie die richtige Antwort?«
    Heiner presste die Lippen fest aufeinander und schüttelte den Kopf. »Ich bin mir da nicht so …«
    »Und sie Jacob?«, unterbrach ihn der junge Moderator.
    Der Senior nickte. »Ja, das weiß ich«, antwortete er seufzend. Sein deprimiertes Mienenspiel sprach Bände: Er befürchtete anscheinend, dass Tobias mit dieser schwierigen Aufgabe überfordert sein könnte.
    »Dann wollen wir doch mal Ihren Enkel fragen«, meinte der Starmoderator, erhob sich und schlenderte auf die Führungskamera zu.
     
    »Also, der Ottes und der Eckel, die leben ganz sicher noch«, behauptete Wolfram Tannenberg zum selben Zeitpunkt. Gemeinsam mit Dr. Schönthaler verfolgte er die Quizshow zu Hause auf seiner Wohnzimmercouch.
    »Das weiß ich auch«, bemerkte der Rechtsmediziner.
    »Die waren bei der WM doch andauernd in der Zeitung und im Fernsehen. Das ist noch nicht mal ein halbes Jahr her. Und wenn von den beiden einer gestorben wäre, hätten wir das ganz sicher mitbekommen. Der Ottes wohnt schließlich hier in der Stadt und der Eckel glaub ich in Kusel.«
    Er hielt ein Kompaktlexikon in der Hand, suchte hektisch nach den Mitgliedern der damaligen deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
    »Komm, Wolf, das kannst du dir sparen«, versetzte der Gerichtsmediziner mit ruhiger Stimme. »Erstens ist dein Superlexikon nicht aktuell und zweitens kannst du Tobi damit sowieso nicht helfen. Bei dieser blöden Sendung gibt es ja leider keinen Telefonjoker.«
    »Na und?«, polterte der Kriminalbeamte. »Ich möchte es trotzdem rauskriegen. Vielleicht kann ich ihm ja mit einer Gedankenübertragung helfen.«
    Sein Freund zog das Kinn an den Hals und ließ ein höhnisches Grunzgeräusch verlauten. »Bist du etwa zu den Esoterikern übergewechselt?«
    Tannenberg ignorierte diesen Einwurf. Unter dem Stichwort ›Wunder von Bern‹ war er gerade fündig geworden. Er las die elf Spielernamen vor.
    »Gut, zwei von ihnen hätten wir schon mal: Ottmar Walter und Horst Eckel«, stimmte Dr. Schönthaler seinem Freund zu. »Nur, wer von den anderen neun lebt noch? Also, ich hab keine Ahnung. Aber dein Vater weiß es offensichtlich.«
    »Klar, der alte Fuchs hat ja einige von ihnen persönlich gekannt. Die Walter-Brüder haben früher manchmal bei uns in der Küche gesessen«, erzählte Tannenberg mit stolzgeschwellter Brust.

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