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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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seinem Fernsehgerät.
    Deshalb war sie umso verblüffter, als Tannenberg die LKA- und BKA-Mitarbeiter höchstpersönlich zu Dr. Schönthaler führte und ihnen den Kaiserslauterer Gerichtsmediziner vorstellte. Dieser ließ sich allerdings nur kurzzeitig bei seiner Arbeit stören und wandte sich sogleich wieder der Begutachtung des männlichen Leichnams zu.
    Der Landtagsabgeordnete Dr. Kurt Winkelmann saß am Fuße der Bruchsandsteinfassade, den Rücken leicht schräg an die Wand gelehnt. Er war mit einem grauen Anzug bekleidet. Die Beine, an deren Ende die Schuhe fehlten, lagen in Richtung des kleinen Parks und waren merkwürdig verdreht. Seine Arme hingen seitlich vom Oberkörper herab auf den mit Erdbrocken betupftem Rasen, so als wolle er sich damit abstützen.
    Der Kopf war weit nach hinten gestreckt. Die Kopfachse wies zum Thorax einen 90-Grad-Winkel auf. Woraus wohl selbst ein Laie auf einen Genickbruch geschlossen hätte. Das mit Dreck und verkrustetem Blut besprenkelte Gesicht des etwa 60-jährigen Mannes war völlig entstellt. Der Mund war sperrangelweit geöffnet, Wangen und Stirn mit tiefen Rissen übersät. Ein großer Grasbüschel steckte in der Mundhöhle und hing wie eine überdimensionierte grüne Zunge über Unterlippe und Kinn.
    Dr. Schönthaler schaute kurz auf. »Vorläufiger Befund gefällig?« Ohne eine mögliche Reaktion abzuwarten, schob er sogleich nach: »Sowohl Schädel- als auch Genickbruch kommen als unmittelbare Todesursachen in Betracht. Mit anderen Worten: Der arme Mann hier ist nicht etwa durch herumfliegende Eisenkugeln, Nägel oder andere Materialien gestorben, die Sprengkörpern gerne beigefügt werden, sondern er wurde von der enormen Druckwelle der Detonationen an die Steinmauer geschleudert und ist auf diese Weise zu Tode gekommen. Sein Körper wurde dabei regelrecht zerschmettert, so ähnlich wie bei einem Sturz von einem Gebäude herunter.«
    Er zeigte auf einen wässrigen Fleck an der Gebäudewand, der sich ungefähr in einem Meter Höhe befand, jedoch erst bei genauerem Hinsehen erkennbar war. »An dieser Stelle ist er sehr wahrscheinlich mit dem Kopf aufgeschlagen.«
    »Interessante Spekulationen, lieber Herr Doktor, wirklich. Aber dieser für Sie hier in der Provinz sicherlich ungewöhnliche Todesfall sollte Sie nicht weiter belasten«, versetzte ein LKA-Beamter mit unüberhörbar ironischem Unterton. »Ich wollte Sie sowieso gerade dazu auffordern, umgehend Ihre Arbeit einzustellen. Sie sind nämlich ab sofort nicht mehr für die rechtsmedizinischen Untersuchungen zuständig. In etwa einer halben Stunde sind Ihre Kollegen aus Mainz da.«
    »Wissen Sie was, verehrter Herr, es gibt durchaus Schlimmeres!«, gab der Kaiserslauterer Gerichtsmediziner grinsend zurück. Er lehnte sich nach vorne und fischte hinter dem Leichnam etwas Haariges hervor. An Tannenberg adressiert sagte er: »Schau mal, Wolf, was ich hier gefunden habe: den Skalp des Herrn Landtagsabgeordneten.«
    »Wenn ich um ein bisschen mehr Pietät bitten dürfte, Herr Doktor«, blaffte der LKA-Ermittler sofort los.
    »Bitten dürfen Sie schon, mehr aber auch nicht«, erwiderte Dr. Schönthaler, während er mit spitzen Fingern den Umstehenden die zerzauste Herrenperücke entgegenhielt. »Ist ja nur ein Toupet.« An seinen besten Freund gerichtet, ergänzte er: »Wolf, hast du eigentlich gewusst, dass der Winkelmann ein Toupet trug?«
    »Nein«, versetzte Tannenberg gedehnt. »Komm endlich, wenn wir hier nicht mehr gebraucht werden, fahren wir jetzt nach Hause und machen uns einen gemütlichen Abend.«
    Der Rechtsmediziner streifte die dünnen Plastikhandschuhe ab und warf sie direkt neben den künstlichen Haarschopf des Politikers. Gemächlich erhob er sich. »Du hast ja recht. Ist wohl wirklich besser. Denn auf so viel geballte Fachkompetenz reagiere ich immer allergisch. Also, schnell weg von hier, sonst bekomme ich noch einen Asthmaanfall.« Demonstrativ begann er zu husten.
    Er legte dem Leiter des K 1 den Arm auf die Schulter und zog ihn mit sich. »Wirklich schade, dass uns hier keiner haben will, findest du nicht auch?«, murmelte er und feuerte ein verstecktes Augenzwinkern ab.
    »Ja, das ist leider sehr bedauerlich.«
    Wolfram Tannenberg hatte gerade die Autotür geöffnet, als es in seiner Hosentasche zu vibrieren begann. Er zückte sein Handy, warf es ans Ohr.
    »Ach du bist es, Marieke, was gibt’s?«, fragte er lachend. »Na, wie läuft’s denn so bei euch? Haben diese Teufelskerle schon die

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