Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall
inspiziert den Keller. Ich schau mir mal ganz unauffällig einen der Hallenausgänge an. Die sollen ja angeblich mit Sprengsätzen bestückt sein.«
»Okay, gute Idee«, entgegnete Tannenberg. »Aber achtet ja darauf, dass ihr nicht die Aufmerksamkeit der Securityleute erregt. Sonst überreagieren die vielleicht. So etwas könnten wir im Moment absolut nicht gebrauchen.«
»Gut. Wobei ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann, dass irgendeiner von denen hier unten im Keller rumläuft.«
»Nein, das denk ich auch nicht, Rainer«, versetzte sein bester Freund. »Die sind bestimmt alle oben in der Halle und in dem Raum, in dem die Geldkoffer stehen.«
»Wobei ihr Einsatzleiter sicherlich den einen oder anderen von ihnen an den Ausgängen platziert hat«, sagte der berufserfahrene Kriminaltechniker. Schmunzelnd ergänzte er: »Ist ja auch egal. Ich bin ab sofort ein Zuschauer, der dringend zur Toilette muss.«
»Und ich mach mich jetzt schleunigst auf die Suche nach Marieke. Wir treffen uns …«, der Leiter des K 1 stockte, um einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr zu werfen, »in fünf Minuten bei den Sanitätern. Denkt dran: Wir müssen uns völlig unauffällig verhalten. Wer weiß, vielleicht haben die ja auch irgendwo Überwachungskameras installiert.«
Wolfram Tannenberg brauchte nicht lange zu suchen. Die Sanitäter hatten ihre Notfallstation direkt oben am Ende der breiten Kellertreppe aufgebaut. Als er im Erdgeschoss der Fruchthalle eintraf, lag Marieke auf einer Trage. Max stand neben ihr und streichelte zärtlich ihre Hand. Vor Verwunderung brachten weder Max noch Marieke im ersten Moment auch nur einen einzigen Ton heraus.
Tannenberg hastete zu seiner Nichte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Vor Rührung schossen ihm Tränen in die Augen. »Wie geht’s dir, mein Schatz?«, fragte er mit zitternder Stimme.
»Ich hab nur leichte Wehen«, entgegnete sie. »Ist aber nicht so schlimm.«
»Gott sei Dank! Du hast es jetzt auch gleich geschafft.«
Nachdem Wolfram Tannenberg sich die Feuchte aus den Augen getupft hatte, umarmte er Max mit seinen langen Krakenarmen und drückte ihn fest an sich.
Mit wenigen Sätzen informierte er den Notarzt und die Sanitäter über die Lage, wie sie sich ihm im gegenwärtigen Augenblick darstellte. Er ermahnte sie dabei zur strikten Verschwiegenheit. Anschließend bat er darum, Marieke umgehend über den unterirdischen Schleichweg aus der Fruchthalle in Sicherheit zu bringen. Max und einer der Sanitäter gingen sogleich ans Werk und transportierten Marieke auf der Trage die Kellertreppe hinunter.
»Richtig ist die Antwort …« Marco Kern brach ab.
Auf den Zuschauerrängen wurde es mit einem Mal mucksmäuschenstill. Die Spannung in der Halle steigerte sich ins Unerträgliche. Schmunzelnd ließ er weitere, schier endlose Sekunden verstreichen.
»B«, brüllte der Moderator in die Fruchthalle.
Im selben Moment blinkte auf der Leinwand in Signalfarbe der entsprechende Großbuchstabe auf. Die Siegesfanfare ertönte. Das Publikum geriet völlig aus dem Häuschen. Euphorisierte Menschen jeglichen Alters schrien, tobten, trampelten, klatschten im Stehen Beifall.
In der Kandidatenkabine waren die drei Tannenbergs von ihren Stühlen hochgeschnellt und lagen sich in den Armen. Jacob und Heiner feierten Tobias, der mit seiner Inspiration entscheidend zum Erfolg beigetragen hatte. Die Männer trennten sich voneinander und setzten sich wieder auf ihre Drehstühle.
»Jaaa«, frohlockte Jacob. Er ballte die linke Faust und schleuderte sie zur verspiegelten Glasscheibe hin.
»Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn«, schrie Kern in die abflauenden Ovationen hinein. »Wer von Ihnen hätte denn gedacht, dass diese Kaiserslauterer Familie heute Abend noch zu einer derartigen Höchstform auflaufen würde?«
»Na, wir zum Beispiel«, bemerkte der überglückliche Senior aus der Kabine heraus.
Der Quizmaster lachte, auch die Zuschauer quittierten diesen Einwurf mit schallendem Gelächter.
»Aber Sie haben es noch nicht geschafft«, dämpfte Kern die aufgeschäumten Emotionen. »Vor Ihrem großen Ziel müssen Sie noch ein weiteres, gewaltiges Hindernis überwinden. Und diese alles entscheidende Zusatzfrage hat es wirklich in sich. Das kann ich Ihnen flüstern. Allein schon deshalb, weil Sie sich diesmal mit sage und schreibe acht Antwortmöglichkeiten herumplagen müssen. Sind Sie trotzdem dazu bereit?«
»Ja, das sind wir«, erwiderte Jacob.
»Gut. Gleich sehen Sie die Frage
Weitere Kostenlose Bücher