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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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vergessen! Hier haben wir es mit Profis zu tun.«
    Aus Tannenbergs Richtung konnte man lediglich ein abschätziges Brummen vernehmen. Mertel machte sich unterdessen am Türschloss zu schaffen. Allerdings hatte man den Eindruck, dass er dabei ein wenig mehr Vorsicht als an den anderen Türen walten ließ. Diesmal drückte er nach getaner Arbeit auch nicht gleich die Klinke herunter und öffnete die Tür, sondern verstaute erst mal sein Werkzeug im Rucksack.
    »Lass mich das mal machen«, forderte Tannenberg, der das zögerliche Verhalten des Kriminaltechnikers sehr wohl registriert hatte. »Bringt euch jetzt endlich in Sicherheit«, forderte er abermals. »Es geht ja schließlich um meine Familie und nicht um eure.«
    Er sog tief die feuchtkalte Luft in seine Lungen. Dabei betrachtete er die gestandenen Männer neben sich, wartete auf ihre Reaktion. Aber nichts tat sich. Beide blieben wie angewurzelt auf der Stelle stehen.
    »Nun mach schon, alter Junge!«, forderte Dr. Schönthaler. »Wenn’s denn sein muss, gehen wir eben gemeinsam mit dir in den Tod. Mitgegangen – mitgehangen!« Er boxte seinem besten Freund mit der Faust leicht auf den Oberarm. »Außerdem hab ich keine Lust, deine Einzelteile nachher in der Pathologie zusammenzupuzzlen. Dann geh ich schon lieber selbst mit drauf.«
    Schniefend und mit Tränen in den Augen bedachte Tannenberg den Rechtsmediziner mit einem ergriffenen Blick, den Dr. Schönthaler sogleich lächelnd auffing. Da der Leiter des K 1 sich aber offensichtlich noch immer nicht zu dieser gravierenden Entscheidung durchringen konnte, schob ihn der Gerichtsmediziner ein wenig zur Seite. »Dann schreite ich eben jetzt zur Tat.«
    »Nein, lass mal. Das ist meine Sache«, erwiderte Tannenberg und legte seine Hand auf die Türklinke.
    Er verharrte einen Moment in dieser Position, schloss die Augen und schickte geschwind ein kurzes Stoßgebet gen Himmel. Dann drückte er die Metallklinke vorsichtig zwei, drei Zentimeter nach unten. Wieder legte er eine kurze Pause ein und wandte sich zu seinen todesmutigen Weggefährten um. Zitternd führte er den Zeigefinger seiner linken Hand an die bebenden Lippen, hob, um das Schweigegebot noch ein wenig zu verstärken, mit ernster Miene die Augenbrauen.
    Anschließend hielt er den Atem an und drückte die Klinke ganz nach unten. Behutsam schob er das schwere Türblatt von sich weg ins Gebäudeinnere, aber nur etwa eine Handbreit. Mit ängstlichen Blicken tastete er die Ränder des Türblatts und den sichtbaren Teil der Zarge nach Hinweisen auf eine Sprengfalle ab. Aber er entdeckte nichts Auffälliges. Dann lauschte er, ohne die Tür auch nur einen Millimeter weiter zu öffnen, einige Sekunden angestrengt durch den Türspalt.
    In Zeitlupentempo drückte er die Tür weiter nach innen und streckte den Kopf durch die entstandene Lücke. Spähend schaute er sich nach allen Seiten um. Als er die Unzahl von Rohren sah, die im ganzen Raum verteilt die Wänden und Decken entlangliefen, öffnete er die Tür bis zum Anschlag. Rechts tauchte eine moderne Heizungsanlage in seinem Blickfeld auf. Er ging ein paar Schritte in den weitaus angenehmer temperierten Raum hinein und drehte sich zu den beiden anderen Männer um.
    »Da sind wir wohl im Heizungskeller der Fruchthalle gelandet«, schlussfolgerte Mertel flüsternd. Merklich erleichtert blies er die Backen auf und ließ den angestauten Atem geräuschvoll entweichen. »Gott sei Dank, ist mir eben vielleicht die Muffe gesaust.«
    »Wir haben es aber noch nicht ganz geschafft, Karl«, bemerkte Tannenberg in abgesenkter Lautstärke. Seufzend knetete er sein Kinn. »Die nächste Tür hat es vielleicht in…«
    »Wieso denn, Wolf?«, fiel ihm Dr. Schönthaler ins Wort. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Erpresser am Eingang des Heizungskellers einen Sprengsatz angebracht haben? Wozu denn? Außerdem wäre das viel zu zeitaufwendig gewesen.«
    »Irgendwie kommt mir das hier alles immer spanischer vor«, meinte Tannenberg wispernd. »Vielleicht gibt’s ja überhaupt keine Sprengsätze. Vielleicht bluffen die ja nur, um die Zuschauer am Verlassen der Halle zu hindern. Denn ohne die Geiseln als Faustpfand würde ihnen schließlich das Druckmittel für ihre Erpressung fehlen.«
    »Stimmt. Ist sicherlich eine Möglichkeit«, stimmte Mertel zu. »Nur darauf verlassen sollten wir uns nicht unbedingt. Ich denke, wir sollten uns mal überall vorsichtig umsehen. Deshalb schlage ich vor, Rainer bleibt hier unten und

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